AW: Das große vgz-Tippspiel zur Fußball EM 08 (by: meisternintendo & petib)
Einzelkritiken powerd by SZ :>
Lehmann:
Rumpelte diesmal nicht mit Mertesacker zusammen. Lief und sprang häufiger an die richtige Stelle, etwa in der 22. Minute, als er dem allein vor ihm auftauchenden Mittelstürmer Hoffer den Ball vom Fuß klaute. Der 38-Jährige wirkte präsenter, jünger: wie 35, allerhöchstens fünfundreißigeinhalb.
Friedrich:
Wer schon immer mal wissen wollte, was der Fachbegriff "Seite dichtmachen" bedeutet, der sollte sich Spiele von Arne Friedrich ansehen. War gut im Spiel gegen den Ball, mit dem Ball hatte er es weniger. Machte aber die Seite dicht.
Mertesacker:
Kann der Gnade der großen Geburt weiterhin sehr dankbar sein. Warf den zahlreichen österreichischen Flanken immer wieder seine 1,96 Meter entgegen, und wenn ein einziger Kopf zum Abwehren nicht reichte, dann brachte er noch ein paar vom Schiedsrichter nicht bemerkte Ersatzköpfe zum Einsatz. Wenn er Arne Friedrich wäre, könnte man sagen, er hat den Luftraum dichtgemacht.
Metzelder:
Diesmal, versprochen, kein Wort über seinen Bart. Ist immer noch nicht schneller geworden, was weiterhin einen erheblichen Wettbewerbsnachteil bedeutet. Obwohl: Vielleicht ist er doch ein klitzekleines bisschen schneller geworden, was man nur nicht merkt, weil der Bart gleichzeitig schwerer geworden ist, aber lassen wir das. Hat inzwischen immerhin eine eigene kleine Kunstform entwickelt, die man ab sofort "metzeldern" nennen sollte - das bezeichnet die Kunst, langsamer zu sein als der Gegenspieler, den Körper aber trotzdem so clever in den Raum zu stellen, dass der Gegenspieler nicht vorbeikommt. Immerhin.
Lahm:
Seine Kunst sollte man auf gar keinen Fall "lahmen" nennen; es sei denn, "lahmen" soll künftig bedeuten, dass hinten einer die Seite abdichtet und nebenbei immer wieder Zeit findet, nach vorne zu wieseln oder auch zu wuseln. Er spielt nicht so gerne links, aber leider kann er das auch ziemlich gut. Wieder mal bester Deutscher, der es bei seinen Sololäufen in der zweiten Hälfte manchmal auch mit fünf Österreichern aufnahm. Rache für Cordoba!
Fritz:
Spielte unauffälliger als gegen Polen, aber auffälliger als gegen Kroatien. Diesmal eher auf der Halbposition als auf dem Flügel postiert, weshalb er Friedrich oft beim Abdichten half. Ein Arbeitsspiel in Arbeiterrolle.
Frings:
Machte sich bei seinem Trainer beliebt, weil er in der Defensive schuftete, als wollte er ein neues Cordoba ganz alleine verhindern. Machte sich bei seinem Trainer unbeliebt, weil er einen hohen Ball nach dem anderen nach vorne schickte. Solche vertikalen Mondbälle hat man im DFB-Team noch nie gesehen, aber vielleicht hat sie Chefscout Siegenthaler bei irgendeinem interstellaren Planetar-Cup als neuesten Schrei aufgeschnappt. Leider kamen Klose und Gomez nie an diese Mondbälle ran. Gewohnt bissig, ungewohnt unpräzise.
Ballack:
Versuchte sich erneut an der Quadratur des Kreises. Half Frings beim Schuften, spielte keinen einzigen Mondball, stattdessen einen sehr hübschen Querpass, der Podolski eine Schusschance ermöglichte (23.). Ansonsten wäre man aber nicht unbedingt drauf gekommen, dass dieser Spieler vor kurzem noch im Champions-League-Finale stand - bis zu diesem Schuss beim 1:0, der ein ziemlich englisches Tempo hatte.
Podolski:
War wieder der bemitleidenswerteste Spieler im Kader. Sein Arbeitgeber, der FC Bayern, will es ja von dieser EM abhängig machen, ob er den Stürmer Podolski behält - dummerweise spielt der Stürmer Podolski bei dieser EM im linken Mittelfeld, wo bei Bayern noch dümmererweise dieser Frank Ribéry spielt. Trotzdem unverdrossen: zwei trockene Schüsse in der Anfangsphase, einer endete an einem Abwehrbein, einer an den Handschuhen von Torwart Macho. Spielte energisch und zielgerichtet: War der gefährlichste deutsche Stürmer, obwohl er kein Stürmer war.
Klose:
Hallo? Welcher Klose darf’s denn heute sein? Der von der WM 2006 oder der aus dem vergangenen halben Jahr? Nach knapp fünf Minuten trat der WM-Klose in Erscheinung: Preschte über rechts durch wie einst im WM-Achtelfinale gegen Schweden - und seine feine Hereingabe? Siehe unter Gomez. Danach: Ja, was eigentlich? War eine Art Zwischenklose; recht bemüht, vereinzelte Geistesblitze, aber von einer anständigen WM-Form so weit weg wie Metzelder von einer anständigen Nassrasur. Einige spektakuläre Missverständnisse mit Sturmpartner Gomez. Der eine lief meist dahin, wo der andere schon stand.
Gomez:
Nach einer feinen Hereingabe (siehe unter Klose) gelang ihm ein Moment für den Jahresrückblick: Statt den Ball über die Linie zu drücken, schickte er den Ball steil nach oben - was tölpelhaft aussah, entpuppte sich bei genauem Hinsehen als hinterlistiger Komplott des österreichischen Platzwarts. Vor Gomez’ Fußspitze hüpfte der Ball höhnisch auf einen liebevoll aufgeschütteten Grashügel und von dort an Gomez’ Schienbein. Bemühte sich eifrig, das Komplott zu rächen, blieb aber arg unglücklich. Sieht aus wie der Liga-Gomez aus Stuttgart, kann das aber eigentlich nicht sein.