Die Bewerbersituation ist eine reine Katastrophe, auch wenn immer große Töne gespuckt werden, wer Arbeit will, bekommt auch eine - einen großen Sch....dreck bekommt man.
Mir tun schon die leid, die sich durch ein Studium kämpfen, um ihre Situation auf dem Arbeitsmarkt verbessern zu können und dann im Hartz IV landen, das ist eine große Sauerei.
Ja, es wird auch immer groß getönt, dass man doch Lehrer braucht.
Das Hauptproblem besteht aus meiner Sicht darin, dass seitens des Ministeriums keine zusätzlichen Fachleiter (Ausbilder) eingestellt werden, die nunmal notwendige Voraussetzung für die Einstellung zusätzlicher Referendare sind. Dadurch spart man eben sehr deutlich an der Bildung. Keine Fachleiter, keine Referendare. Warum auch, wenn man einige Fächer genauso fachfremd unterrichten lassen kann? Macht halt der Deutschlehrer noch Musik und die Englischlehrerin kümmert sich um Ethik. Geschenkt.
Es stört mich natürlich auch, dass ich im Vergleich zu einigen meiner Kommilitonen aus dem Jahrgang noch in Regelstudienzeit fertig wurde. Dafür hab ich mich stellenweise ganz ordentlich aufgerieben, musste mich schon reinhängen. Klar, meine Noten sind nicht überragend und ich käme nicht auf die Idee, mich als Koryphäe in meinen Fächern zu bezeichnen, aber es interessiert zu meinem Leidwesen natürlich niemanden, wie lange ich gebraucht habe und ob ich meine Klausuren im ersten oder im dritten Versuch bestanden habe. Tja, mein Nachteil. Jetzt warte ich und schaue dumm aus der Wäsche.
Darf ich mal fragen, welche Fächer du unterrichtest?
Aktuell kümmere ich mich in erster Linie um Flüchtlingsgruppen. Da ist dann tatsächlich überwiegend Deutsch im Spiel, obwohl ich das lustigerweise überhaupt nicht studiert hab. Entsprechend lande ich oft in Situationen, in denen ich erstmals über Teile von Grammatik nachdenke, weil ich meine Muttersprache im Alltag eben einfach spreche, schreibe und lese, ohne groß darüber nachzudenken.
Ist schon keine optimale Situation, aber daran zeigt sich auch, wie unterirdisch die Absprachen zwischen Ministerium und Schulen hier verlaufen. Anfangs dachte man im Kollegium, ich sei der fehlende Musiklehrer. Andere wiederum hielten mich für eine zusätzliche Lehrkraft mit Fach Deutsch als Zweitsprache, eben für die Flüchtlinge. Nein, beides nicht meine Fächer.
Und es ist auch ein Job, den ich mir in dieser Form nicht ausgesucht habe. Die Schulform ist nicht genau die von mir im Studium gewähle - Gymnasium vs. Gemeinschaftsschule - und eben das Fach habe ich nicht studiert. Von der ganzen Respektlosigkeit und Dreistigkeit, die ich seit Monaten täglich erlebe und mangels "Druckmittel" mehr oder minder über mich ergehen lassen muss, fange ich erst gar nicht an. Es muss sich einfach was ändern. Insofern werd ich nach den Sommerferien nicht an dieser Schule weiterarbeiten; komme, was wolle.
Deutsch könnte ich mir gut vorstellen, du bist Spitze im Zitieren...
- ist nur Spaß!
Wissenschaftliches Arbeiten ist ja schließlich noch nicht allzu lange her in meinem Fall. Im November die Uni verlassen, heute vor einem Jahr noch an meiner Abschlussarbeit gewerkelt.
Meine Fächer sind Mathematik und Philosophie sowie Ethik. Nein, nicht allzu gesucht. Auch Mathe nicht, obwohl viele Leute das denken.
Ich drücke dir die Daumen, dass du bald mal eine Festanstellung bekommst, auch Kraxe wünsche ich Glück für eine Stelle.
Ja, danke dir. Ich muss mich lediglich weiter bewerben und gegebenenfalls weiter gedulden. Angeblich hat man nach zwei Jahren Wartezeit einen Anspruch auf einen Ausbildungsplatz, sprich: auf das Referendariat.
Ansonsten hoffe ich darauf, entweder zum November in NRW oder zum Januar in Baden-Württemberg eingestellt zu werden. Die Bewerbungen laufen dort jedenfalls noch.
Dann muss ich anderthalb Jahre irgendwie überleben und kann mir danach überlegen, in die Heimat zurückzukehren und dort auf eine Festanstellung mitsamt der Verbeamtung zu hoffen. Das ist der Plan.
===================================
[...] Aber ich bin zumindest froh, dass ich dort Verwandte habe, mit denen ich mich gut verstehe.
Deine Einstellung ist jedenfalls schon super. Zeigst dich flexibel und bereit, die Chance wahrzunehmen, die du nun hast. Denke auch, dass das Arbeitsklima sehr wichtig ist. Mit den Arbeitskollegen sollte man gut auskommen können. Aber du machst das.
Halt uns auf dem Laufenden.
Hast natürlich recht, mit Verwandten in der Nähe wird der Umzug schon mal etwas leichter fallen. Wäre selbst auch froh, wenn ich jemanden dort kennen würde, wo ich künftig vielleicht lande.
Da kann ich dann auch zu gegebener Zeit nochmal nachfragen, wer von euch aus NRW oder BW ist. Vielleicht lande ich ja bei jemandem in der Nähe.