Ich fände es schön, wenn du da ein bisschen mehr Licht in die Sache bringen könntest.
Ich versuchs mal
- Bildungssystem: der Schulstoff lag gegenüber der DDR 1 Jahr zurück, dh. in Klasse 7 wurde das gelehrt, was in der DDR in Klasse 6 war.
Und deshalb konnten meine Kinder vieles an Hausaufgaben aus diesem Hefter ausheften und in den von Kl. 7 einheften oder auch das
Behandelnde im Unterricht, die haben da oft gar nichts von der Tafel abgeschrieben...
Und was jetzt in Abiturklasse 12 ist, hatten wir vieles in Klasse 10.
Wenn ich weiter aushole war es auch in Sachen Studium so, dass z.B. einer, der in der DDR "nur" eine Fachschule besucht hatte, nach
der Wende dann nach Antrag beim Kultusministerium den Abschluß eines Diplomstudienganges erhalten hat, weil eben auch hier in der
DDR mehr vermittelt wurde.
- NS - Zeit: Das wurde im Geschichteunterricht sehr ausgiebig bei uns behandelt, so dass ich eher oft der Meinung war, dass das im "Westbildungssystem" vernachlässigt wurde, denn so oft, wie jetzt noch Jemand mit Nazi betitelt wird, auch hier im Forum war das öfters der Fall, der kann keine Ahnung davon haben.
- Die Millionen von Arbeitslosen sehe ich nicht als Klax - jeder Arbeitslose ist einer zu viel, und wenn ich das GG so ansehe, dann ist das eine Verletzung der Menschenwürde, ist aber der kapitalistischen Wirtschaft geschuldet, hier beißt sich also was.
Das was ich hier erwähnt habe, hast du falsch aufgefasst, ist aber wahrscheinlich mein Verschulden, ich habe Planwirtschaft und Hartz IV nicht im Zusammenhang gesehen.
Mir war es halt viel lieber, eine sichere Arbeit zu haben und eben am Monatsende etwas Geld, als eben immer auf einem Pulverfass zu sitzen, und wieder ohne Arbeit dazustehen, so wie es jetzt ist.
Das Schlimmste ist für die meisten, ehemaligen DDR - Bürger, der Gang zum Arbeitsamt oder wie es sich sonst noch nennt und vom Staat abhängig zu sein, das sind wir eben auch nicht gewohnt, wir wollen uns alles selbst erarbeiten.
Arbeitslos zu sein, man fühlt sich nur als halber Mensch.
Und was ich mit Hartz IV meine, es ist das menschenunwürdigste Gesetz, was es jetzt gibt. Dabei ist nicht mal das Finanzielle das Ausschlaggebendste, sondern das, wie Menschen durch dieses Gesetz total ins Abseits getrieben werden können und regelrecht menschenunwürdig und erniedrigend beim JC beandelt werden.
Wir haben selbst mal 3 Monate da drin gehangen, eines war mir danach klar - nie mehr hätte ich mich da gemeldet, und wenn ich nur noch Gras gefressen hätte....
Stasi: Die Überwachungsmethoden, Abhörarten - das meine ich, war noch ein kleines Licht von dem, was jetzt ist, nur mit dem Unterschied, dass das jetzt jeder so hinnimmt, das ist eben so und demgegenüber immer noch nach 26 Jahren das so hochgehängt wird, was die Stasi alles abgehört hat.
Ich betone nochmal, betrifft nur diesen Punkt, über die anderen Verbrechen - das Veruteile ich nach wie vor, wie Menschen abgeknallt wurden und auch in Gefängnissen behandelt wurde.
Die Art und Weise, ob nun digital oder analog, wie du es bezeichnest, ist doch da egal.Der Aufwand war größer, ja, aber im Endeffekt ist doch da kein Unterschied zu der jetzt viel besseren Technik, die Verwendung findet.
Überwachung bleibt Überwachung.
Die Flüchtlingszahl hatte schon mit dieser ständigen Überwachung mit zu tun, aber es waren eben auch die eingeschränkte Reiserei, und weil eben sehr viele Bürger Verwandte in Westdeutschland hatten und diese einfach nicht besucht werden durften.
Das Fass zum Übverlaufen war dann, dass alle Ausländer (Vietnamesen, aus Jemen und Palästina), die hauptsächlich in der DDR ein kostenloses Studium aufgenommen haben, eben auch nach Westberlin und Westdeutschland konnten, hatten da aber gar keine Verwandten.
Dann wurden noch Intershopläden eingerichtet, wo nur mit Westgeld eingekauft werden konnte - und da sah erstmal die Bevölkerung richtig, was es alles zu kaufen gibt, und Westgeld war eben auch nicht im Überfluss vorhanden, manche hatten gar keines und die Verwandtschaft hatten, nicht viel.
Hinzu kam noch die nichtvorhandene Meinungsfreiheit und die saumäßige Behandlung in einem Gefängnis, das waren wirklich richtig harte Strafen und total menschenunwürdig.
Und das sollte alles im Zusammenhang gesehen werden, warum die Bürger so nach und nach auf die Palme gegangen sind und raus wollten, und nicht nur so einseitig die Stasiüberwachung bzw.generell immer nur die Stasi.
So, ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen.
Bin gerne bereit, weitere Fragen zu beantworten.
Und noch eines, ich habe gern in der DDR gelebt, kam mit allem gut zurecht und ich lebe jetzt auch mit vielen Dingen, die gerade meine Generation als nicht so gut sehen, auch halbwegs, wobei es eben jetzt sehr nervenaufreibend ist, weil immer irgendwo eine Angst steckt und wenn man Kinder hat, sich viele Sorgen macht, dass sie zumindset nicht vom Staat finanziell abhängig werden.
So, damit erstmal genug, jetzt gehe ich mal ins Bett...