Ich hätte gerne mal Foxis Meinung dazu.
Also - das die Linke die DDR generell als Unrechtsstaat anerkannt hat, kann ich nicht akzeptieren.
Man hätte zumindest Punkte angeben sollen, wo wirklich Unrecht war - und das betrifft die getöteten Menschen an der Mauer, die Verfolgung von Menschen, die einfach nur mal ihre Meinung gesagt haben und die eben nicht in das sozialistische System gepaßt haben und die damit verbundenen Folterungen in den Gefängnissen.
Und auch die sehr eingeschränkte Reisemöglichkeiten, insbesondere Reisen nach Westdeutschland und Westberlin, denn viele DDR - Bürger hatten da Verwandte - das war "Gefangenschaft".
Ansonsten war das Gesundheits - und Bildungssystem (abgesehen hier vom Staatsbürgerkundeunterricht) vorbildlich und kostenlos für jeden - ein genereller Unrechtsstaat war es nicht.
Jeder hatte ein Recht auf Schule, Ausbildung und Arbeit.
Und gerade diese Sachen wurden mir erst richtig bewußt, wie wichtig das ist, als ich in das kapitalistische System kam - das ist ein Punkt, wo jetzt Unrecht herrscht.
Von daher gibt es auch jetzt einiges, was menschenunwürdig ist und es gibt in jedem Staat Punkte, die mit Menschenrechte absolut nichts zu tun haben.
Deshalb kann ich es nicht nachvollziehen, ständig nur Mißstände in der DDR aufzuzeigen, nach 25 Jahren müßte das nun schon mal durch sein und es war nicht alles schlecht.
Was mich persönlich betrifft, ich habe 35 Jahre in der DDR gelebt, ich konnte einen Beruf frei wählen, ich konnte ein Studium absolvieren und hatte danach Arbeit und am Monatsende ein paar Mark in der Tasche.
Auch wenn es nicht viel gab, Grundnahrungsmittel waren recht billig und auch verfügbar - hungern mußte niemand und Obdachlose gab es auch nicht.
Auf einiges mußte man schon verzichten bzw. lange bzw.viele Jahre warten, aber das war beiweitem nicht so nervenaufreibend, als es jetzt in vielen Dingen ist.
Ein Auto mußte mit 18 nicht sein - das man eine Ausbildung machen konnte und dann Arbeit hatte sehe ich viel wichtiger an.
Ich könnte jetzt noch vieles dazu schreiben, aber das würde den Rahmen sprengen.
Abschließend nur so viel, ich konnte mir nicht aussuchen, wo ich leben hätte wollen, die DDR war und ist meine Heimat und es gab Gesetze und Richtlinien, an die sich eben die Bürger halten mußten, und auch jetzt gibt es das, es kann auch nicht jeder machen was er will und hat sich an Vorgaben zu halten, nur ist es jetzt nicht so durchsichtig und es wird vieles geschickt "umschleiert".
Ich habe mich an die Gesetze der DDR gehalten und mache das zwangsläufig auch jetzt, jeder Staat hat eben seine Vorgaben, an die sich alle zu halten haben und das muß auch sein.
Ehe Mißverständnisse aufkommen - ich weine der DDR nicht nach, ich habe bzw.mußte mich auch in diesem System durchfitzen, zwar auf eine andere Art und Weise, aber mir wurde in der DDR nichts geschenkt und jetzt auch nicht.
Aber von einem Freiheits - und Rechsstaat erwarte ich jetzt einfach mehr, hauptsächlich ist es völlig menschenunwürdig, dass ca.4 Millionen Menschen von der Gesellschaft ausgeschlossen werden und mitunter ins totale aus geschoben werden, selbst wenn der Staat Hilfen gibt, die aber bei weitem nicht einem Sozialstaat gerecht werden und andererseits Milliarden von EUROS nur verschwendet werden, sei es in unnötigen Bauwerken oder anderen sinnlosen Projekten.
Ich weiß, viele von euch können einiges nicht verstehen - sei es, weil sie in Westdeutschland schon immer gelebt haben und/oder eben zu jung sind.
Die DDR gehört einfach zur Geschichte dazu und sollte nicht so unter dem Tisch gekehrt werden, so wie es eigentlich jetzt die Linkspartei macht, das ist nicht in Ordnung.
Auch aus Fehlern kann man sehr viel lernen, dazu ist es aber wichtig, das man zu den Fehlern steht - einen gesamten Staat auszublenden, nur um Macht zu erlangen, finde ich nicht richtig.
Ich hatte eine unbeschwerte Kinder - und Jugendzeit, die ich nicht missen möchte, wir hatten kein Auto, einen TV erst sehr spät, keinen PC usw., ich hatte aber damit absolut kein Problem.
Die TV - Bilder, als die Mauer fiel, werde ich nie vergessen, einerseits war ich richtig glücklich, das viele Familien wieder zusammengekommen sind und ein einheitliches Deutschland wieder war und andererseits hatte ich regelrecht Angst, was mich in einem kapitalistischen System erwartet, denn dieses kannte ich nur aus dem Unterricht.