Freut mich sehr, dass hier so zahlreich und lebhaft diskutiert wird!
Damit hätte ich nicht gerechnet und wünsche mir dies auch in Zukunft.
Ich sehe die Probleme im Nahostkonflikt als nicht selbst- aber v.a. mitverursachtes Problem der westlichorientierten Politik an.
Die Tatsache, dass Jerusalem und dieses Gebiet die Heimat und der Ursprung der Juden ist lässt sich nicht abstreiten. Allerdings verloren diese wie gesagt im Laufe der Jahrhunderte eben diese gewohnte Umgebung und wurden in der ganzen Welt verstreut. Der Judenhass ist auch keine Produktion des Nationalsozialismus, sondern eine Tatsache, die sich seit weit über 1000 Jahren durch die gesamte Geschichte zieht. Egal ob im Heiligen Römischen Reich oder den Gebieten des heutigen Frankreich und Spanien. war dieser vorhanden und in Zeiten von Ernteausfällen oder Epidemie wie die Pest waren eben die Juden ungerechtfertigterweise die Hauptschuldigen. Auch Porgrome gegen Juden fanden europaweit im Mittelalter statt.
Dass man sich also als jüdischer Mensch unwohl fühlte ist deshalb für mich nachvollziehbar. Die logische Konsequenz war einfach u.a. der Zionismus von Theodor Herzl, denn ein Volk zeichnet sich eben durch Punkte wie eine gemeinsame Weltanschauung, Kultur oder Geschichte aus. Gerade die "jüdische Leidensgeschichte" (weiß nicht ob das ein feststehender Begriff ist oder ich ihn einfach nur im Geschichtsunterricht erfunden habe) schweißt doch sehr zusammen.
Hauptproblem war und ist einfach, dass sich in ihrer alten Heimat verständlicherweise einfach mittlerweile andere Völker wie eben die Palästinenser angesammelt haben und diese einfach auch ein Heimatsgefühl entwickelt haben. Zwar gab es Versuche wie
den UN-Teilungsplan von 1947, aber ich finde man sieht auf den ersten Blick, dass dieser aufrund der Zerstückelung Schwachsinn ist. Verwundert tut mich insbesondere die Anerkennung des Staates Israel. Nur elf Minuten nach der Staatsgründung wurde er bereits von den USA als souveräner Staat anerkannt. Schon ein wenig merkwürdig und auch für mich zu sehr inszeniert. So blöd es sich anhört, aber der Plan des NS-Regimes die Juden nach Madagskar zu verfrachten ist gar nicht so idiotisch wie er im ersten Moment wirkt, auch wenn er einfach nur Humbug ist. Zumindest hätte es einen Konflikt vermieden, aber einen neuen gefördert.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass es nicht mehr unbedingt um Religionen oder Kulturen geht. Persönlich war ich zwar "nur" in Tel Aviv, allerdings klappt(e) dort das Zusammenleben zwischen Juden, Christen und Muslimen hervorragend. Selbst im vermeintlichen Konfliktzentrum Jerusalem soll dies so sein. Zwar kommt es ab und zu mal zu Reibereien, jedoch gibt es die überall auf der Welt, wo Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zusammentreffen. Wenn mich nicht alles täuscht spielen auch in der israelischen Fußballnationalmannschaft mittlerweile sowohl Juden als auch Muslime.
Vielmehr sehe ich mittlerweile wirtschaftliche und humanitäre Gründe wie Trinkwasserversorgung als Hauptursache für den Konflikt. Denn wer die Jordanquelle kontrolliert, der hat auch Kontrolle über das Schicksal vieler Menschen. Gleichzeitig muss aber auch der extreme Unterschied in der Lebensqualtiät zwischen Israelis und Palästinenser beachtet werden. Während die einen in Luxus leben, verrecken die anderen in Armut übersptitz gesagt.
Ich sehe auch momentan keine Lösung für den Nahostkonflikt und meiner Meinung sollte sich auch der Westen und speziell Deutschland viel mehr bemühen. Auch wenn wir eine vorbelastete Geschichte bezüglich Angehörigen der jüdischen Religion haben, sollten wir trotzdem fast 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, des NS-Regimes und Holocaust/Shoa in der Lage sein auch etwas gegen Israel sagen zu dürfen. Denn nicht nur wir sind vorbelastet.
Eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben.
Wer sich trotzdem alles durchgelesen hat, der wird mit einem guten, leckeren Keks nach Wahl belohnt.