Es ist immer schwer von hier aus die Stimmungslage der gesamten USA zu erfassen. Wir haben ja eine durchweg negative Trump Berichterstattung. Das ist glaube ich da drüben nicht so.
Ich kann nur sagen, was ich in Amerika erlebt habe. Liegt natürlich auch an den Gegenden in denen ich war (Mittlerer Westen, Texas, Louisiana). Er wurde von der white working-class gewählt. Zumal die Republicans bei den Weißen beliebter sind. In Wisconsin haben sie früher die Demokraten gewählt und zuletzt eben Trump. Aber Texas wird in ein paar Jahren spannend werden wegen den Hispanics. Sie haben halt jetzt Trump und werden dies überstehen. Ihr Land legt er schon nicht in Schutt und Asche. Das haben sie unisono gesagt.
Das Thema ist dort auch nicht so aufgebauscht wie hierzulande. Allerdings sind die Leute auch deutlich nationaler oder rechter eingestellt als in Europa. Ist aber nur mein Eindruck. Wobei die Leute trotzdem freundlich sind. Und ich mag den Trump, da man immer was zu lachen hat.
War schon mehrmals in den USA (New York, Los Angeles, Seattle, Miami, Boston, Vermont, Chicago, Mittlerer Westen, Dallas, Louisiana) und es ist immens abhängig von der Gegend, in der man ich aufhält. An den Küstenregionen, vor allem in Kalifornien, ist es sehr viel liberaler. Das ist gefühlt wie in Europa. Die anderen Städte und Bundesstaaten sind "eigenartig", um es vorsichtig auszudrücken. Gerade in Louisiana war ich im Hinterland. Da sind schon einige komische Gestalten. Irgendeiner hat mich auch gefragt, ob ich Mexikaner bin. Waren beide erfeut, dass ich es nicht bin.
Ich hielt und halte immer noch Bayern für absolut verrückt und eine bescheuerte Gegend, obwohl ich dort schon immer lebe, aber die USA sind viel extremer. Zumindest war dies mein Eindruck.
Den Trump finde ich nicht mehr so lustig. Aber am Anfang fanden ein paar Leute Trump besser als Clinton. Ich war
nicht alleine.
Aus der Sicht der Europäer ist das Problem wohl ein anderes. Wir haben eine blauäugige Vorstellung von den USA. Es ist an der Zeit einzusehen, dass die USA nicht das sind was Hollywood zeigt. USA sind ein höhst undemokratisches und rassistisches Land.
Ich weiß es nicht, aber ich kann schon vorstellen, dass das romantische Bild der USA (Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Land der Freiheit) schon zutreffend war. Kenne wenige Personen, die in den 60ern und 70ern in den USA waren und da war es noch komplett anders. Wobei die Gesellschaft schon immer sehr patriotisch war. Das Problem ist dann, dass Patriotismus sich in Rassismus umwandelt. Dies geschieht mehr denn je.
Es mag zwar Hollywood sein, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es genügend Gruppierungen wie die Neonazis aus Breaking Bad in den USA gibt. Man sieht an diesen Dokumentationen über US-Gefängnisse sehr oft, wie viele Verbrecher eine Tätowierung der Swastika oder Adolf Hitlers tragen.
Hinzu kommt , dass sich die Amis kaum kritisch mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Bis vor kurzem war es beispielsweise ganz normal die Südstaaten Flagge zu schwenken, oder auf Mützen und T-Shirts zu zelebrieren. Und das spricht für sich.
Die Konförderationsflagge wird selbst heute noch verwendet. Mississippis verwendet sie bis heute
in ihrer Staatsflagge. Gerade in Südstaaten wie Georgia ist die nach wie vor sehr beliebt. Die kann man auch hierzulande ganz legal erwerben. Hatte früher unter anderem einen Pin mit der Flagge auf meinem Rucksack. Wusste aber nicht, was das bedeutet. Wie bei so vielen Pins.
Das zeigt eindrucksvoll wie die Amis mit ihrer Vergangenheit umgehen. Von der Vertreibung und Tötung der Ureinwohner und der Versklavung der Afrikaner natürlich ganz zu schweigen.
Das Problem haben allerdings viele Länder. Finde es gibt kein Land der Welt, das so "gut" mit seiner Vergangenheit umgeht wie Deutschland. Man kann von der Erinnerungskultur halten was man mag, aber ich finde sie extrem wichtig, auch wenn es beispielsweise im Schulunterricht nervig sein kann, wenn man zum hundertsten Mal etwas über die Nazis hört.
War schon im Museum zu den Nürnberger Prozessen in Nürnberg, wo sonst, und da wurde uns gesagt, dass gerade die chinesischen Gäste begeistert von der Ausstellung sind. Gibt auch einen großen Bereich zum Weltkrieg im Pazifik. Was die Japaner dort getrieben haben kann man sich kaum vorstelllen. Ihre Begeisterung beruht darauf, wie man in Deutschland mit der dunklen Vergangenheit umgeht. Das gibt es in Asien und scheinbar speziell in Japan überhaupt nicht. Man hat sich zwar entschuldigt, aber große Gedenken oder gar Museen gibt es nicht.
Aber in den USA ist es leider recht ähnlich. Die würden die ganzen Idianer, Sklaven oder Vietnamesen am liebsten komplett vergessen. Zumindest hat man das Gefühl, dass diese Erinnerungen verdrängt werden. Verdrängung ist nicht gut. Das sieht man derzeit besser den je.