Zuerst einmal sei gesagt, dass es bei mir nicht selten ist, dass Nischentitel wie No Man's Sky häufig höheres ansehen genießen als aufgebauschte, glattgeleckte Blockbusterspiele, die nichts neu machen, nicht experimentieren und für das Medium Videospiele genauso bedeutend sind, wie die Transformers-Streifen für den Film.
Wo genau die Faszination für No Man's Sky herkommt, oder wodurch sie gegeben ist, ist gar nicht so leicht zu sagen. Womöglich muss man gefallen an dem Gedanken finden als einsamer Entdecker durch die endlosen Weiten der Sterne zu reisen, Welten und Wesen zu entdecken die kein Mensch vorher gesehen hat und seine Neugierde zu befriedigen. Denn, No Man's Sky ist wirklich astronomisch groß und in der Hinsicht einzigartig.
Der Fokus liegt klar auf dem Entdecken, wobei es jedem Spieler selbst überlassen ist, wie genau er sich definiert. Als Plünderer? Weltraumpirat? Forscher? Eine Art Mad Max der Sterne? Ich kann mich auf das Erforschen der Planeten konzentrieren, auf das Reisen durch unzählige Systeme, pures Geldmachen, das Bekämpfen anderer Schiffe, oder auf das Entdecken neuer Technologien und Verbesserungen, die mich stärker, schneller und besser machen.
Die Freiheit ist schier grenzenlos und das Gefühl allein, klein und eigentlich unbedeutend zu sein allgegenwärtig. Das geht so weit, dass man theoretisch, wenn man auf den Impulsantrieb verzichtet, viele Stunden benötigt, um zu einem Planeten zu kommen, die selbst riesig sind. So empfängt man dort gerne Signale, zu denen man zu Fuß ohne das Raumschiff Stunden benötigen würde, Größenverhältnisse, die mich zumindest automatisch beeindrucken.
Das Entdecken neuer Planeten finde ich super. Deren Beschaffenheit ist abwechslungsreich und man kommt nicht umhin, sich zu fragen, auf was für einem Planeten genau man landen wird. Die Fauna ist ebenfalls ganz erstaunlich, obwohl man sich bei vielen Kreaturen an andere Geschöpfe von anderen Welten erinnert fühlt, verschieden sind sie trotzdem und ab und an wird man auch mit 'nem kompletten Hammer erschlagen, etwa gestern als ich plötzlich über eine laufende riesige Qualle stolperte, die munter umherhopste und auf einer giftigen Pilzwelt beheimatet war, die ich auf den Namen Cordiceps-irgendwas getauft hatte. Flora ist eher weniger beeindruckend und wiederholt sich doch häufig. Gerade merkwürdige Steinformationen, die wie Flossen aussehen gibt es gefühlt überall.
Die Welten sind durch ihre schiere Größe natürlich wenig markant und nicht zu vergleichen mit einer liebevoll handgemachten Spielwelt wie die von GTA V, wo es an jeder Ecke was zu sehen gibt. Doch blickt man in die Ferne, sieht den strahlend bunten Himmel, durch den sich in weiter Ferne der ein oder andere Planet schneidet, oder befindet sich gar auf einem Mond, dessen Firmament komplett von einem Planeten bedeckt ist, kommt man nicht umhin zu staunen und vermisst nicht einmal so etwas wie eine persönliche Note, sondern schätzt die Schönheit des Zufalls, der prozeduralen Generierung.
Untermalt wird das Geschehen allzeit von ruhigen Klängen, die die Atmosphäre hervorheben, und ein Gespür für Weite und Unendlichkeit haben.
Auch einfach wunderbar ist, wie sehr die Fortbewegung flutscht: ich schmeiß mich in mein Raumschiff, hebe ab und fliege in die Weiten des Alls. Die Farbe des Himmels verblasst und weicht dem Leuchten des Alls und der Sterne, der Unendlichkeit des Himmels, der niemanden gehört. Ich schmeiß den Impulsantrieb an und sause binnen einer Minute zu einem neuen Himmelskörper, umgeben von kosmischen Lichtern, die an den Hyperantrieb des rasenden Falken erinnern. Bevor ich auf dem rasant näherkommenden Planeten zerschelle deaktiviert sich der Antrieb, umgeben von Flammen tauche ich in die Atmosphäre einer neuen Welt ein und kann nach wenigen Sekunden an einer neuen Stelle landen. Das alles geschieht völlig ohne Ladezeit oder Unterbrechung ist komplett stimmig und einfach nur toll gemacht.
Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt: Zum Beispiel ist trotz obigem Absatz die Steuerung Mist. Die Spielfigur ist langsam und spielt sich ein wenig schwammig. Das Schießen ist langweilig und befriedigt nicht. Das Aufnehmen und Aktivieren von Zeugs geht zu langsam, immer ist es erforderlich den Knopf gedrückt zu halten. Das Fliegen in Bodennähe ist auch Mist. Ab einer gewissen Tiefe weigert sich das Schiff tiefer zu fliegen. Ein Abstürzen ist unmöglich und stattdessen schwebt es langsam und schwerfällig über den Boden (gelandet wird dann mittels Viereck-Taste), das Inventar ist ziemlich schnell voll, und Pop Ups sind allgegenwärtig (das sieht übrigens so aus, als würde Scotty persönlich die Umgebung runterbeamen!). Im Übrigens verlangt ein Großteil der Technologien eine manuelle Aufladung, die ziemlich nervt. Das Lebenserhaltungssystem, das ständig alle ist, der Startantrieb des Schiffs, der nach vier Starts komplett leer ist, sowie der Bergbaustrahl der Spacewumme, um nur wenige zu nennen. Obendrein fehlt mir persönlich eine Funktion meine eigenen Entdeckungen bei Bedarf noch einmal umzubenennen. Mir ist es nämlich schon ein paar mal passiert, dass ich beim Tippen versehentlich zu früh die Taste zur Bestätigung drücke und die unvollständige Bezeichnung auf alle Ewigkeit in Stein gemeißelt ist.
Aber trotz diverser Makel ist No Man's Sky ein Spiel, dass eine ganz eigene Erfahrung bietet und auch eine dicke Portion Innovation mitbringt. Und ganz allgemein schafft No Man's Sky etwas, das selbst ein Uncharted 4 nicht schafft: Es weiß die Fantasie anzuregen.
Ich bin übrigens noch nicht einmal dazu übergegangen, mich in Richtung Zentrum des Universums zu begeben und habe wohl erst geschätzt zehn bis fünfzehn Stunden mit dem Spiel verbracht. Ist schwer zu sagen, da die Statistiken die Spielzeit nicht ausspucken.
Bezüglich der Betrugsvorwürfe sei übrigens gesagt, dass ich die Vorwürfe für lächerlich halte. Das man das eigene Spiel übertrieben lobt versteht sich von selbst, der Wunsch nach wahrheitsgetreuer Werbung, die auf Mängel oder fehlende Features hinweist ist utopisch (dafür gibt es dann Spieletests) und Leute, die sich vom Hype blenden lassen und blind zugreifen, nur um sich dann aufzuregen sind Idioten, die selbst Schuld sind. Ich persönlich hab gewusst, was mich erwartet und bin damit auch voll zufrieden.