Deutsche entdecken weit entfernten, riesigen Galaxiehaufen
Garching/Potsdam - Deutsche Forscher haben den bisher am weitesten von der Erde entfernten massereichen Galaxiehaufen entdeckt. Das Galaxiensystem befinde sich neun Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt, teilte die Max-Planck-Gesellschaft in München am Mittwoch mit.
Das entspreche rund
85 100 000 000 000 000 000 000 Kilometern. Das System habe etwa die 1000fache Masse unserer Galaxie, der
Milchstraße, sagte Georg Lamer vom Astrophysikalischen Institut Potsdam.
Es sei besonders überraschend, ein so massereiches Objekt im noch jungen Universum zu entdecken, schreibt die Max-Planck-Gesellschaft. Zuvor seien Kosmologen davon ausgegangen, dass sich solch komplexe Strukturen erst wesentlich später gebildet haben. «Durch Einfangen des Lichts des Galaxienhaufens, das seit neun Milliarden Jahren auf dem Weg zu uns ist, sehen wir ein Bild des Universums im Jugendalter, zu einem Zeitpunkt, als es weniger als fünf Milliarden Jahre alt war, also nur etwa ein Drittel des heutigen Alters erreicht hatte», erläuterte Chris Mullis von der University of Michigan.
Lamer und Mullis hatten den Galaxiehaufen namens XMMU J2235.3-2557 zusammen mit Astronomen des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching und der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) erspäht. Das Team hatte Daten des Röntgenobservatoriums XMM-Newton ausgewertet. Die Röntgenstrahlen wurden von bis zu 100 Millionen Grad heißem Gas in dem Galaxiesystem ausgesendet. «Die helle Röntgenquelle weist auf eine hohe Masse hin», erläuterte Lamer. Weiter entfernte Galaxien seien bislang lediglich mit Hilfe von optischen Teleskopen entdeckt worden, so dass deren Masse nicht zu ermitteln sei.
Ziel sei es nun, noch mehrere riesige, ähnlich alte Galaxiehaufen zu finden. «Wenn wir wissen, wie viele es gab, können wir Aussagen zur Massendichte des Universums treffen, und diese ist auch entscheidend für die Zukunft des Universums», sagte Lamer. Momentan nehmen die Astronomen an, dass sich das All immer weiter ausdehnt und dies auch in Zukunft so bleibt. Die Arbeit soll in der kommenden Ausgabe des Fachmagazins «Astrophysical Journal Letters» veröffentlich werden.