Ich hoffe Ihr versteht was ich damit sagen will und zerreist nicht gleich wieder meinen Beitrag in der Luft.
Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, Deinen Beitrag in der Luft zu zerreißen. Im Gegenteil, Du sprichst wohl vielen leidenschaftliche Magazin-Lesern aus der Seele.
Die Vorliebe für bestimmte Hefte hing früher unmittelbar an Redaktionsbesetzungen. Ich weine heute noch melancholisch dem Amiga Joker (R.I.P) hinterher. Wohlwissend, dass man vieles rückblickend auch ganz schön verklärt betrachtet. Die Magazine heute sind schon in der Regel sehr gut und professionell gemacht. Da ist man mit der Gamesbranche mitgewachsen. Auf der Strecke geblieben ist häufig der freakige Mut für unkonventionelle Berichterstattung. Aber nicht, weil die Redakteure schlechter geworden sind, sondern weil man in ein sehr enges Korsett gezwängt ist. Einerseits was die finanziellen Möglichkeiten der von der vollen Breitseite der Print-Krise getroffenen Verlage angeht, andererseits was die Rahmenbedingungen der machtvollen Games-Industrie betrifft. Das ist inzwischen aber mal richtig Big Business.
Nehmen wir konkret Dein Beispiel PlayZone vs. play³ (bzw. dessen Vorgänger-Magazine bei CyPress). Über Jahre konnte jeder PlayStation-Zocker nach seinen Vorlieben entscheiden, welches Heft, sprich welche Redaktion, er lieber mag. Demnach hat er seine Kaufentscheidung getroffen. Bei Dir war es die Zone, bei mir z.B. die play³. Nach der CyPress-Pleite entstand die komische Konstellation, dass die auflagenstärkere play³ zwar überlebt hat, aber redaktionell eigentlich die Zone war. Glaube mir, für einen play³-Leser wie mich war das gar nicht komisch. Du wiederrum hast das genau andersrum aufgefasst. Defacto mussten wir beide Kompromisse machen. Ich habe das durchgezogen, Du nicht. Ehrlich gesagt ist für mich die play³ erst seit Thorsten Küchlers Installation als Redaktionsleiter wieder ansatzweise da, wo ich mir das wünsche. Dass alles überhaupt so gekommen ist, lag aber daran, dass ein Verlag vor die Hunde gegangen ist, weil er aufgrund schlechter Leitungsentscheidungen nicht mehr marktfähig war... Computec ist seit 20 Jahren im Rennen. So schlecht wird da also offensichtlich nicht gearbeitet.
Für mich gibt es in Deutschland nur noch drei ernstzunehmende Player bei den Games-Magazinen. Springer hat dabei aus diversen Gründen einen Sonderstatus. Dann folgen Computec und IDG. Alles was es sonst noch gibt ist großteils lieb und nett gemacht, aber einfach nicht massenmarkttauglich. Da verliert es für mich dann an Reiz. Daher fokussiert sich mein Interesse besonders darauf, wie Computec und IDG sich entwickeln und wer von beiden die besseren Produkte macht. Ich sehe da momentan Computec vorne, ganz unabhängig von irgendwelchen Auflagenzahlen. Würde mir aber wünschen, dass man in Sachen Lesernähe noch mehr reinpowert. Auch wenn der wirtschaftliche Nutzen nicht immer absehbar ist. Das mag naiv sein, aber ich bin ja Leser und nicht Aktionär.
Um zum Ausgangspunkt zu kommen: Ich traue IDG durchaus zu, dass sie mit der InsidePS3 solchen Druck erzeugen, dass die play³ (noch) besser wird. Der Ersteindruck des Heftes enttäuscht mich aber. Außerdem zeigt das Heft genau die Probleme auf, an denen Print seit Jahren knabbert. Aber es braucht sich ja keiner von uns Freaks einzubilden, dass wir den Konkurrenzkampf am Kiosk entscheidend beeinflussen. Vielleicht trifft IDG eine große PS3-Zielgruppe, die sich mit der play³ gar nicht anfreunden kann? Es gibt ja so Gerüchte, dass Zocken mitten in der Gesellschaft angekommen ist und sogar Menschen mit Familie und Krawatten-Job eine PS3 im Wohnzimmer zu stehen haben...
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P.S.: Gib' der play³ doch einfach nochmal 'ne Chance. Das Heft hat sich echt gut gemacht in den letzten anderthalb Jahren.
Edit: Jetzt gibt es auch endlich eine
Pressemitteilung von IDG zur InsidePS3. Die Druckauflage ist mit 60.000 relativ zurückhaltend und liegt 10.000 Stück unter der play³.