(sogar ganz brav für bezahlt auf Vimeo
)
Puh... Also erwartet hatte ich mir von dem Film eigentlich recht viel fremdschäm-würdige Szenen (vergleichbar mit den jährlichen Nostalgia Critic-Filmen) mit dennoch typischem Nerd-Charme und einigen lustigen Stellen und Cameos.
Letztendlich gab es dann viel weniger Fremdschämmaterial, als erwartet, aber leider war auch der ganze Rest irgendwie "weniger als erwartet". Der Film ist fast zwei Stunden lang (ich glaube es waren 114 Minuten inklusive Intro und Abspann), aber man hätte die Geschichte auch in knapp 90 Minuten erzählen können und es wäre wahrscheinlich für das Gesamtwerk besser gewesen. Es gab einfach viel zu viele langweilige Szenen, in denen nur irgendwelche Personen am rumlabern waren und ein paar krampfhafte Witze eingestreut wurden. Diese "irgendwelchen Personen" waren für mich persönlich ein weiterer Kritikpunkt. Sämtliche Hauptrollen, außer dem Nerd selbst, sind von Leuten besetzt, die zumindest ich noch nie zuvor gesehen hatte. Einige bekannte Gesichter poppen hier und da mal auf, aber eben nur für einige Sekunden, ohne zur Handlung beizutragen. Gerade bei einem Film der teilweise auch der Internetkultur ein Denkmal setzen will, hätte man doch viel mehr auf Akteure aus dieser Szene zurückgreifen können. Das einzig Positive an der Sache ist, dass diese richtigen Schauspieler meistens etwas überzeugender rüberkommen, als beispielsweise James selbst, bei dem ich mich oft gefragt hab, ob sein hakeliges Schauspielern jetzt auch eine Hommage an irgendwas sein soll, oder ob es ernst gemeint ist.
Was mich auch gestört hat, war, dass man dem Nerd irgendeinen sprücheklopfenden Jugendlichen an die Seite stellen musste und der dann auch noch massenhaft Screentime bekommen hat. Der Typ war total uninteressant, unlustig und war offensichtlich nur dabei, um die erweiterte Zielgruppe des Films zu repräsentieren (vergleichbar mit Shia im neusten Indiana Jones). Hätte echt nicht sein müssen.
Die Handlung an sich dürften die meisten, die sich halbwegs für den Film interessieren, ja schon kennen, aber hier nochmal eine kurze Zusammenfassung: eine geldgieriger Spielepublisher bekommt Wind davon, dass Spiele, die so grotesk schlecht sind, dass sich das ganze Internet darüber das Maul zerreißt, von den Kunden schon wieder als "Must-Have" betrachtet werden, im Sinn von "Boah, ich muss einfach wissen ob das Spiel wirklich so schlecht ist wie alle sagen!". Der ganze Trend wurde natürlich vom AVGN ins Leben gerufen. Deshalb nimmt man sich das angeblich schlechteste Spiel aller Zeiten, E.T. für NES, und beschließt, ein Sequel entwickeln zu lassen, das noch schlechter werden soll.
Der Nerd wird indes weiterhin von Fans genervt, dass er doch endlich das alte E.T. reviewen soll und als der Nachfolger angekündigt wird, werden die Forderungen natürlich noch lauter. Er bemerkt dann irgendwann, dass die Leute die Spiele, die er als grottig bezeichnet, von den Leuten erst recht gekauft werden, weil sie es am eigenen Leib erfahren wollen. Daraufhin beschließt er, dem Ganzen ein Ende zu setzen und blabla, irgendwas von wegen tausenden E.T.-Modulen, die in der mexikanischen Wüste vergraben wurden, einer großen Verschwörung rund um Area 51, eine Spionin des Sequel-Publishers schleust sich bei ihm ein, das Militär macht Jagd auf die Truppe, Aliens, riesige Godzilla-Power Rangers-Monster, und so weiter...
Es ist teilweise ziemlich verworren, und man fragt sich zwischendurch öfters mal "Warum machen die das jetzt alles nochmal?", aber ingesamt kann man der Story schon folgen. Sie ist natürlich extrem trashig, aber das will ich mal nicht kritisieren, weil es ja ganz klar so gewollt war.
Lustige Dinge im Film waren die Spezialeffekte. James ist ja großer Fan alter Horrorfilme und generell von uralten Schinken mit peinlichen Puppenmonstern und ähnlichem, und das wird natürlich auch im Film so umgesetzt. CGI gibt es verhältnismäßig wenig, dafür aber besagte Puppen, Animatronics und viel Funkensprühen, anstatt "echter" Explosionen. Szenen von großem Ausmaß, wie beispielsweise ein Auto, das einen Abhang runterfährt und in Flammen aufgeht, wurden mit kleinen Modellen nachgestellt und eben so gefilmt, dass es aussieht wie die große Vorlage, wobei aber trotzdem jeder Zeit klar ist, was Realität und was Spielzeugnachbau ist. Sieht aber immer ziemlich amüsant aus, wenn dann irgendwelche Spielzeugfahrzeuge in Flammen aufgehen, aber die Flammen eben so glatt aussehen, wie das was aus einem Feuerzeug rauskommt, anstatt dem typisch flackernden, züngelnden Großbrandbild.
Alles in allem war ich von dem Film ziemlich enttäuscht. Ich hatte mir nicht viel erwartet, aber wenigstens einige Lacher erhofft. Aber mehr als ein kurzes Grinsen und ein schnelles Ausatmen durch die Nase hat AVGN - The Movie bei mir nicht erreicht. Ich glaube auch, das liegt zu großen Teilen am Format des Ganzen. AVGN, sowie viele seiner Nachzügler, funktionieren einfach am besten wenn sie in kurzen, intensiven Schüben kommen. Video an - zehn bis zwanzig richtig energiegeladene Minuten durchziehen - Video aus. Auf fast zwei Stunden ausgedehnt, wirkt es einfach aufgeweicht und ausgelaugt. Der Nerd war auch im ganzen Film fast nie so richtig leidenschaftlich bei der Sache, ich hatte teilweise eher das Gefühl, dass James sich gerade selbst spielt. Da guck ich mir lieber nochmal sein Review und "Werbevideo" zu Big Rigs an, weil in den paar Minuten mehr Spaß gesteckt hat, als in dem gesamten Film.
Schade, aber mehr als
3.5/10 würde ich dem Film jetzt nicht geben. (Natürlich ist er eh nur was für Leute, die den AVGN kennen und bestenfalls auch mögen, ansonsten ist es unsinnig, sich den Film anzusehen)