Ori and the Blind Forest (Xbox One)
Kreatives Indiespiel und sehr gutes Gameplay ist leider zu oft ein Gegensatz, weshalb ich zunächst skeptisch war, ob Ori and the blind Forest mich überzeugen kann. Dass das Spiel fantastisch aussieht ist keine Frage, aber für mich war fraglich, ob es sich auch gut spielen lässt.
Ori ist die Katzen/Mew (Pokémon) ähnliche Kreatur, die mit seiner liebevollen Ziehmutter im Wald lebt und sich dort täglich austobt. Allerdings gerät das Gleichgewicht aus den Fugen und dem Wald droht die Zerstörung, weshalb sich Ori mit dem kleinen Lichtwesen Sein auf dem Weg macht das Unheil zu ergründen, um die Heimat zu retten.
Spielerisch passt es am besten in die Kategorie Metroidvania. Einerseits hat man eine offene Welt, leider mit Bereichen, in die man später nicht mehr zurückkehren kann, und viele Wege sind zunächst verschlossen, aber mit jeder neuen Fähigkeit lernt man sich eleganter durch die Welt zu bewegen, weshalb man beispielsweise für eine Strecke, die beim ersten Mal eine halbe Stunde gedauert hat nur noch wenige Minuten benötigt. Allerdings gibt es kein Schnellreisesystem, weshalb man öfter gezwungen ist durch die halbe Welt zu hüpfen, um noch den einen bisher unpassierbaren Weg zu finden.
Das zweite Merkmal dieser Spieleart sind die Kämpfe. Diese fallen leider viel zu einfach auf. Man kann die Gegner nicht direkt angreifen und keine Richtungstasten für seine Angriffe, sondern drückt einfach nur auf die X-Taste, was dazu führt, dass Sein einen Angriff startet und die Genger im direkten Umfeld angreift. Zwar schaltet man im Laufe des Spiels noch weitere Angriffe frei, aber der Standardangriff bleibt meist die beste Wahl.
Zusätzlich gibt es noch ein paar Rätsel, welche nicht allzu schwer ausfallen und nach entscheidenden Ereignissen in der Handlung Fluchtsequenzen, bei denen man unter Zeitdruck aus einem Bereich fliehen muss. Diese spielen sich in feinster Jump'n'Run-Manier, führen aber auch sehr schnell zu viel Frust, weil diese oft zu einem Auswendiglernen verkommen und es in den 2-4 Minuten keinerlei Checkpoints gibt.
Keinerlei Checkpoints gibt es auch im Rest des Spiels, weshalb man selbst für das Speichern verantwortlich ist. Hierfür ist einfach das Halten von X notwendig. Wenn man moderne Spiele gewohnt ist, kann dies am Anfang zu Problemen führen, aber nach kurzer Zeit hat man den Dreh raus.
Zudem verfügt das Spiel über einen Skilltree mit drei Zweigen (Kampf, Fähigkeiten, Nutzung), wodurch sich Ori beliebig verstärken lässt und man das Spiel an sich selbst anpassen kann. Um einen Skill zu erlangen, benötigt man Fähigkeitenpunkte, die man einerseits durch das Besiegen von Gegnern erlangt und andererseits überall in der Spielwelt auffinden kann. Daneben gibt es auch noch Lebens- und Energiezellen, welche dauerhaft die Gesundheit und die Energie, sozusagen das Mana, Oris erhöhen.
Der markanteste Punkt des Spiel dürfte die Optik und die Akkustik sein. Das Spiel sieht genau so wie auf Screenshots einfach fantastisch aus und jeder Bereich der Spielwelt wirkt sehr liebevoll designt. Allerdings ist diese Bildgewalt auch gleichzeitig etwas störend, da es zu den Rändern hin einen übertriebenen Unschärfeeffekt hat und es stellenweise so bunt ist, dass man Probleme hat bestimme Dinge zu erkennen. Der Sound hingegen ist durchweg gelungen und passt sich hervorragend in das Spiel ein. Dadurch entsteht stellenweise der Eindruck eher einen Film Disneys zu erleben als ein Spiel zu spielen, was auch an der Handlung liegt, welche typische Elemente des amerikanischen Filmstudios aufweist.
Insgesamt ist Ori and the Blind Forest eine sehr gute Mischung aus optischen Highlight als auch spielerische Klasse, wobei Letztere leider schwächelt und insgesamt ein wenig untergeht. Dafür überzeugt das Spiel mit einer schönen Hintergrundgeschichte. Deshalb hat Moon Studios nicht nur ein kreatives, sondern auch ein gutes Spiel geschaffen. Microsoft hält sein Versprechen mit Indiespielen ein und zeigt, dass auch sie in der Lage sind schöne und gleichzeitig anspruchsvolle Spiele zu entwickeln. Bisher mein persönliches Exklusivhighlight auf der Xbox One.