Am Anfang war nur ein graues, vor Gischt schäumendes Urmeer, welches sich endlos durch die Leere des Raums bis an den Horizont zu strecken schien. Aus der See sich emporhebend können wir zwei Giganten erkennen, Titanen, in einem tödlichen Zweikampf verstrickt. Irgendwann, nach scheinbar endlos langer Zeit, gefüllt von Klingenschlag und Abwehr, Hieb und Parade, erstarren die beiden Riesen mitten in der Bewegung – der laute Kampflärm verstummt - und es wird wieder still im Raum, wieder kann nur noch das rauschen der aufgewühlten See gehört werden.
In den folgenden Äonen erobert das Leben die beiden erstatten Riesen. Fauna und Flora entstehen, und schaffen eine skurrile Fantasywelt, angesiedelt auf den versteinerten Körperteilen zweier Riesenstatuen. Auch hochentwickelte Kulturen entwickeln sich: Auf dem Titanen Bionis leben die gleichnamigen menschlichen Bionis, auf dem Zwillingstitanen die mechanischen, maschinenähnlichen Mechonis.
Es ist atemberaubend, was die Entwickler Monolith Software mit dem Rollenspielepos Xenoblade Chronicles aus der guten, alten Wii herauskitzeln. Gleich zu Spielbeginn eröffnet sich vor uns eine riesige, frei begehbare Welt, deren Erforschung kaum von Ladezeiten unterbrochen wird. Die Figuren und Monster sind wunderbar detailreich erarbeitet, meistens toll animiert, Tag und Nacht wechseln sich ab und schaffen großartige Atmosphäre: Wir sehen weit, weit in die Spielwelt hinein, wissend, dass wir jeden Ort, den wir in der Ferne am Horizont erkennen können, auch tatsächlich erforschen dürfen. Die Welt erscheint unglaublich groß, ein Gefühl der Freiheit stellt sich ein, dass wir ansonsten nur von Rollenspielen auf den leistungsfähigeren Konsolenbrüdern von Microsoft und Sony erleben dürfen. Die ersten Spielstunden bekommt der geneigte Wii-Besitzer seinen vor Staunen permanent offen stehenden Mund kaum mehr zu. Die Landschaft ist weit verzweigt und in keinster Weise linear – Monolith Software traut seinen Spielern im Vergleich zu Square Enix aktuellem Final Fantasy XIII die Intelligenz zu, geführt von der schön erzählten Hintergrundgeschichte selbst die Umgebung und Kultur der Spielwelt zu erforschen und nicht wie ein Kleinkind linear durch einen Animationsfilm geführt zu werden.
Ein klarer Kaufbefehl für alle Rollenspiel-Fans! Riesige, offene Spielwelt, modernes Kampfsystem, spannende Geschichte, skurriles, originelles Setting. Hier haben wir das beste Rollenspiel, dass uns das Wii-Portfolio bietet. Wahre Fans von Japano-Rollenspielen ohne Wii unter dem Fernseher sollten sich überlegen, sich die Hardware für Xenoblade Chronicles vielleicht sogar bei einem Freunde auszuleihen, damit ihnen diese Perle nicht entgeht.
Die epische Story, stimmungsvolle Musikuntermalung und riesige Spielwelt sind sowieso über jeden Zweifel erhaben, die Kulissen und Gegner immer wieder eine wahre Pracht. Auch Charakterentwicklung, Sammelreize und Ausrüstungsoptionen sind äußerst vielfältig, während das Angebot an optionalen Aufgaben geradezu gigantisch ist und das Leveldesign echte Action-Adventure-Qualitäten besitzt. Genrefans werden jedenfalls hervorragend unterhalten, sollten angesichts des enormen Umfangs aber schon mal Urlaub einreichen.