Ich bin beim zweiten Durchlauf. Der ist logischerweise leichter als der erste, da man ja die Verbesserungen alle behalten darf. Die Story des Spiels war ganz ok, gewinnt aber auch keine Blumentöpfe für Originalität. Der einzige Moment im Spiel, der mich so richtig mitgerissen hat, war der Anfang, wo Joels Tochter stirbt - auch wenn das praktisch so schnell passiert, dass man sie kaum kennenlernen konnte.
Ellie find ich recht unsympathisch. "Fuck" scheint ihr Lieblingswort zu sein, sie metzelt später im Spiel locker 30 Typen/Infizierte im Alleingang nieder (ihr Messer kann nicht mal brechen, hab damit vier Typen in einer Reihe gekillt und nicht mal nen Kratzer abbekommen) - der Wandel vom ängstlichen, kleinen Ding, welches von Joel beschützt werden muss, hin zur Junior-Kampfamazone ist ja noch unglaubwürdiger als im neuen Tomb Raider Reboot. Noch dazu wird sie von einer 30jährigen synchronisiert, was einfach nicht passt. In der deutschen Fassung ist das etwas besser, aber dort ist generell die Vertonung schlechter.
Die Linearität ist besonders am Anfang nervig. Nix gegen verbarrikadierte Strassen (das wäre wohl auch so), aber die Schläuche sind teilweise schon extrem geradlinig. Später, wenn die zwei schwarzen Henry und Sam ins Spiel kommen, wird die Welt dann etwas offener, und man kann auch mal ein paar Häuser nach Zeugs durchkämmen. Nur, wieso überleb ich dabei nie ne Überraschung? Ein Infizierter, der in der Zimmerecke steht und uns Hinterrücks angreift oder ähnliches? Man sammelt im Grunde immer Zeugs, macht dann ne Gegnerwelle platt (egal ob menschlich oder infiziert) und wiederholt das ganze.
Und dann dieser Mangel an Kopfarbeit. Man bewegt sich z.b. durch die überflutete U-Bahn, Ellie kann nicht schwimmen, und man muss einen Weg finden, wie sie auf die andere Seite kommt. Oh, wie praktisch, direkt dort wo man es braucht, schwimmt eine Holzplanke im Wasser. Also Ellie draufgepackt und rübergeschoben. Wie kommen wir aber jetzt da hoch? Sich an dem nur 40cm hohen Rand hinaufziehen kann Joel unverständlicherweise nicht. Aber da, nur einen Meter neben Ellie liegt ja schon praktischerweise die Leiter parat, die sie zu uns ins Wasser schiebt.
Sorry, aber dieses Spieldesign ist zum weglaufen schlecht und sogar Schimpansen bekämen das hin. Generell liegen Planken und Leitern leider immer genau da, wo man sie braucht. Wieso lässt man den Spieler nicht intensiver danach suchen, oder lässt ihn selber eine Kletterhilfe konstruieren, wenn es schon eine Bastelbank gibt?
Apropos basteln, das ständige Zusammenbauen von Molotovs, Medikits und co nervt nach einer gewissen Zeit. Irgendwann zerbechen auch Messer kaum noch, durch diverse Upgrades wird Joel schnell recht mächtig, und der anfängliche Schrecken, den Clicker und co auslösen, weicht schnell gelangweiltem Wegpusten und Quicktimetaste zur Abwehr drücken.
Zudem scheinen Joel und Ellie auch immer genau zu wissen, wann sie jetzt schleichen müssen oder wann sie laut reden dürfen. Irgendwann hab ich Ellie als laufenden Gefahrenmeter benutzt - wenn sie pfeift und normal herumgeht, können keine Feinde in der Nähe sein. Zudem ignoreren Gegner sie ganz gern mal, was ja schon öfters von vielen hier kritisiert wurde.
Aber es ist ja nicht alles NUR schlecht. Die Atmosphäre im Spiel ist klasse, der Sound mehr als gelungen. Wenn Ellie z.b. mit uns redet und wir uns entfernen, hört man ihre Stimme leicht hallend und dumpf, je mehr man sich entfernt - das ist spitze, und dabei benutze ich nicht mal ein Surroundsystem. Auch die sporadisch eingestreuten Musikhäppchen sind toll, erinnern mich ab und zu an 28 Days Later. Sie sind unauffällig, und doch beeinflussen sie die Stimmung geschickt.
Auch haben mir die kleinen Wortgefechte (besonders zu beginn) zwischen Joel und Ellie gefallen. Das Schiessen mit den Waffen fühlt sich gut an, stärkere haben wirklich auch ein heftigeres Feedback beim Feuern, so wie man sich das wünscht. Den Bogen fand ich besonders gelungen.
Alles in allem lebt das Spiel von seiner dichten Atmosphäre, der filmgleichen Handlung, die aber leider durch viele Levelschläuche erkauft wird. Das Schleichsystem wirkt öfters unausgereift, mal wird man duckend im dunklen entdeckt, ein anderes mal sieht man mich nicht mal, als man neben mir steht. Das Erkunden der Spielwelt wird durch Ausrüstung belohnt, hält aber leider nur wenig Überraschungen bereit, die Sammelobjekte (z.b. Fireflymarken) sind wieder mal nutzlos aber wiedermal vorhanden. Mir gefiel das Spiel ab der Hälfte zum Ende hin immer besser, auch wenn ich Ellie nicht besonders mag - zu altklug, zu ordinär. Da mochte ich den brummigen Joel als Figur schon eher. Alles in allem Ist das Spiel aber auf jeden Fall einen Kauf wert. Ein Spiel des Jahres ist es für mich aber auch nicht, da waren zuviel andere Titel stärker. Würde ich Wertungen von 1-10 geben, wie ich das bei Filmen tue, wäre das hier eine gute 7|10