AW: Assassin’s Creed
Der Lack ist ab.
Es braucht schon etwas mehr, als eine knackige PR-Tussi, um ein wirklich gutes Spiel abzuliefern. Ubisoft hat es nicht geschafft.
Wo fange ich an?
Bei dem unsympatischem Hauptcharakter? Bei der, anders kann man sie nicht nennen, albernen Rahmenhandlung?
Bei der hochgelobten Intelligenz der Non Player Characters, von der man so gar nichts mitbekommt?
Worum es generell geht weiß ja wohl jeder. Man rennt als Meuchelmörder durch altorientalische Städte und bring Leute um, damit die Welt besser wird.
Über den Ansatz kann man sich streiten, eine gute alte Gansterstory hätte es auch getan, denn sehen wir es doch mal realistisch:
wenn unser Killer wirklich der Meinung ist, daß er durch Mord die Welt besser macht und der freigewordene Platz des Bösewichts nicht einfach durch
ein anderes E k e l ersetzt wird, dann ist er in meinen Augen
ein ziemlicher I d i o t.
Eingebetet ist das Ganze in eine alberne Rahmenhandlung, die unglaubwürdiger kaum sein kann. Nur eine Frage der Zeit, bis Uwe Boll das verfilmt.
Der kann gar nicht anders.
Die genetischen Erinnerungen werden dargestellt, so, so! Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich von Achtern aussehe,
ich kenne sogar nicht mal meinen H i n t e r n persönlich, sondern nur vom gelegentlichen abwischen. Wieso also speichert ein topgepimpter
Superassassine seine Erinnerungen an sich selbst in der dritten Person? Ist das so üblich bei Beauftragten in Sachen Tötung? Wohl nicht.
Die Schnalle, die wohl zu euch hält, hat den Charme einer Ikea-Stehlampe und ist wohl besser bei Frauentausch aufgehoben, als im Videospiel.
Und unser alter Ego in der Rahmenhandlung ist ein Kerl, dem ich nicht mal ein Trinkgeld geben würde, wenn er den Pizzakarton wieder mitnimmt.
Also dann hingelegt und den Job gemacht.
Die Städte sind ja so toll lebendig. Naja, sieht man mal davon ab, daß alle im gleichen Tempo hintereinander durch die Gassen schlürfen.
Schon mal in einer Fußgängerzone gewesen, oder habt Ihr da Platzverbot? Ne! Menschen schleichen nicht alle hintereinander her
und wirken ansonsten so, als gäbe es schon wieder Tranquilizer im Sonderangebot. Die reden miteinander, die gestikulieren,
die weichen einander aus, ändern abrupt die Richtung, dazwischen rennen Kinder rum. Die lethargische Nummer, die AC als lebendig verkaufen will,
KI hin oder her, ist nicht das, was Knackaasch Jane Reymond uns im Vorfeld immer wieder versprochen hat. Wir haben ein Bedürfnissystem eingebaut,
Leute reagieren auf ihre Umwelt. Ganz toll. Für nen Zombifilm würds reichen.
Das Spiel:
Leg ein paar Leute um, spring in nen Heuhaufen, schon ist die Welt wieder schön. Warum sehen eigentlich alle Heuhaufen gleich aus?
In meiner Jugend, glaubt es oder nicht, bin ich doch tatsächlich in den Genuß gekommen, den einen oder anderen Heuhaufen
persönlich kennen zu lernen. Keiner sah aus wie der andere.
Ne andere Frage: welcher Weichkäse hat eigentlich überall in der Stadt die Leitern aufgestellt? Leute, da müßt Ihr euch schon nicht wundern,
wenn dann der eine oder andere böse Mensch auf eure Dächer klettert.
Ich bin mittlerweile der Meinung, daß es vier entscheidende Ereignisse in der Entwicklung der Menschen gab. Das Feuer, das Rad, den Computer
und der Zeitpunkt, als Wachen erkannt haben, daß es gerade die Verstecke sind, in denen versteckte Menschen anzufinden sind.
Im Orient lief das früher so ab: Hey, wo ist er hin? Wir könnten in diesem Sommergarten nachschauen, der eignet sich hervorragend als Versteck.
Ne laß ma! Der weiß doch daß wir wissen, daß das ein guter Platz zum verstecken ist, deshalb ist der doch bestimmt nicht so doof, sich da zu
verstecken, weil er weiß, daß wir da nachsehen. Also brauchen wir nicht nachzusehen. Komm, killen wir unsere letzten Hirmzellen mit
vergorener Stutenmilch. Meinst Du, Schalke wird in diesem Jahr Meister? Keine Ahnung, ist das Jahrhundert schon wieder um?
Tearing und technische Unzulänglichkeiten setzen dieser Ansammlung gamedesingerischer Amateurpatzer die Krone auf.
Man kann damit Spaß haben, sicher. Man kann auch beim "Volle offene Joghurtbecherjonglieren" Spaß haben, oder wenn man dabei zusieht,
wie ein Dreijähriger mit einer Nagelpistole spielt.
Aber irgendwann ist der Lack ab.