AW: Mafia 2 goes PS3!
Ich stehe jetzt kurz vor dem Finale und gebe schon mal ein kleines Statement zum Spiel ab.
Story und Missionsdesign
Also ich muss sagen, als ein Spiel, dass sich einzig und allein auf die Geschichte konzentriert, ist es sehr, sehr gut gelungen. Die Missionen sind wirklich abwechslungsreich und auch wenn es vielleicht nicht auffällt, hin und wieder gibt es sogar mehrere Wege, wie ein Auftrag endet. Am Missionsdesign gibt es eigentlich kaum etwas zu meckern.
Am Beispiel einer Mission, in der man einen Tresor in einem bewachten Staatsgebäude plündern muss, kann man das besonders deutlich sehen. Erst einmal sucht man sich einen Weg hinein. Entweder man knackt das Schloss des Hintereingangs, noch einfacher - man steigt durch das offene Fenster und bahnt sich seinen Weg durch die Flure oder man geht durch den Kohleschacht.
Steigt man durch Tür oder Fenster ein, gelangt man schnell durch die Flure zum Tresorraum um den Inhalt an sich zu nehmen. Nimmt man letzteren Weg durch den Schacht, kommt man fast automatisch am Sicherungskasten für die Alarmanlage vorbei, den man natürlich sofort außer Betrieb setzt. Andernfalls wird man, nach dem man den Schlüssel an sich genommen hat, beim Öffnen des Tresors von der Alarmanlage überrascht. Das alarmiert natürlich die Wachen, sofern man sie nicht vorher lautlos ausgeschaltet und die Polizei, die nach kurzer Zeit das Gebäude stürmt. Also muss man sich auf eine Flucht samt Verfolgungsjagd einstellen. Nimmt man einen anderen Eingang, fällt einem der Sicherungskasten womöglich nicht auf und es scheint vorprogammiert zu sein, dass es so kommt. Es ist auch möglich die Leichen ausgeschalteten Wachen zu verstecken.
Künstliche Intelligenz
Anhand dieser Mission sieht man leider schon die ersten Fehler der K.I. Leider scheinen sie es nicht zu bemerken, während sie bei ihrem Rundgang mit der Taschenlampe über die am Boden liegenden Kollegen steigen. Das zerstört dann doch wieder ein wenig Atmosphäre und macht es sinnlos, die Körper überhaupt in dunkle Ecken zu schleifen. Ansonsten gibt es aber nicht viel zu meckern. Die Sternstunden der künstlichen Intelligenz wurden mit diesem Spiel zwar nicht eingeläutet, aber je höher der Schwierigkeitsgrad, desto weniger fällt es auf.
Gameplay
Ich habe direkt 'Schwer' gewählt und den Fahrmodus auf 'Simulation' gestellt. Es ist nicht all zu schwer, die Gegner stecken einfach nur mehr Blei weg und man muss die Deckung richtig ausnutzen. Das macht das ganze noch etwas realistischer. Zumal man in diesem Spiel sowieso mehr aufpassen muss und nicht einfach wie Nico Bellic lässig mit einem Sturmgewehr mitten auf einer Kreuzung stehen kann, während im Hintergrund dutzende von Polizisten fallen. Schade nur, dass man während der Fahrt nicht selbst schießen kann und leider bekommt man auch nicht die Gelgenheit, sich wie die Beifahrer, mal auf den Beifahrersitz mit der Tommygun in der Hand zu setzen. Aber okay, was soll's...
Beim Fahren muss man vorsichtig sein. Nicht nur, weil die Polizisten gerne Strafzettel verteilen, sondern weil dank dem glaubwürdig verhaltenden Fahrsystem jede Geschwindigkeitsübertretung den Tod beudeuten kann und einen zurück an den letzten Speicherpunkt versetzt. Und die gibt es nur vor jeder Mission (Checkpoints natürlich auch während der Mission). Heizt man also mit einem Sportwagen über die Autobahn, verliert die Kontrolle, was sehr schnell vorkommt und stirbt, darf man sich noch mal die Einleitung des Kapitels ansehen und sich dann wieder auf die Straße begeben.
Fährt man im Simulationsmodus, ist es natürlich ungünstig, dass das Spiel im Winter beginnt. Durchdrehende Reifen beim Anfahren sind genau so normal, wie lange Bremswege und das gefährliche Schlittern um Kurven. Man hat aber darauf geachtet, dass die stark befahrenen Straßen natürlich nicht so rutschig sind wie unbefahrendere Gegenden wie der Schrottplatz oder ein Industriegebiet.
Sonstiges
Was mir eindeutig fehlt, ist erstens ein manuelles Speichersystem und/oder ein 'Freie Fahrt'-Modus, den es auch schon im ersten Teil gibt. Fängt man eine Mission an, muss man sie beenden. Hat man sie beendet und Glück, dass die nächste nicht direkt vor der Haustür startet, was zum Glück nicht allzu oft vorkommt, kann man die Stadt unsicher machen.
Übrigens ist es mir fast egal, dass es in der Stadt keine Nebenmissionen gibt. Es gibt nur 50 Playboys zum sammeln, 159 (schöne Zahl) Wanted-Poster von Gangstern abzureißen und ansonsten kann man sich höchstens noch damit die Zeit vertreiben, auf Platin hinzuarbeiten, in dem man zum Beispiel fünf Geschäfte in fünf Minuten ausraubt. Das war es dann auch schon. Für solch ein storybasiertes Spiel, in dem die Stadt nur als Kulisse und nicht als Spielplatz (wie es 4players und play³ ausdrücken) dient, aber vertretbar.
Und dennoch gibt es haufenweise Details und Kleinigkeiten. Man kann seinen Wagen bis hin zum Kennzeichen tunen, Tatorte werden abgesperrt, Zeitungsverkäufer brüllen rum und man muss nach langen Fahrten die Tankstelle aufsuchen. Test: wer hier noch liest, darf sich melden und bekommt 'nen Keks. Das beste daran: eine Tankfüllung kostet zu dieser Zeit nur knapp eine Hand voll Dollar und selbst dann, entschuldigt sich der Tankward noch für den hohen Preis.
Trotz der genial inszenierten Story könnten die Charaktere ein bisschen mehr Tiefgang vertragen, besonders Vito, aber sympathisch sind sie trotzdem und es gibt schon einige unterhaltsame, witzige, aber nicht alberne Momente im Spiel. Sei es Joe, der während der Fahrt eine Reihe Anmachsprüche loslässt oder ein besoffener Kollege im Puff ein paar Nutten beschimpft, bevor man ihn nach Hause fahren muss und ihm einfällt, dass noch eine Leiche im Kofferraum liegt, die man noch schnell vergraben muss, während er sich die Seele aus dem Leib kotzt. Unterhaltung und Abwechlsung? Check.
Dann wäre da noch der Soundtrack. Super. In der ersten, kürzeren Hälfte des Spiels, die noch Mitte der Vierziger Jahre stattfindet noch weniger, aber dann hört man im Radio den neuen, bösen Roch 'N Roll von Buddy Holly über Elvis bis hin zu anderen Vertretern dieses Genres, die man wahrscheinlich schon Zehn Jahre später nicht mehr kannte. Die Leute auf der Straße äußern sich auch gern dazu "You listened to this new music? I think, it's just not decent."
Auf den drei Radiosendern hört man nicht nur von Geschehnissen aus der Stadt, an denen man meistens beteiligt war, so wie man es auch aus GTA kennt, sondern auch von historischen Ereignissen, wie Entwicklungen im zweiten Weltkrieg. Interessant.
Um es kurz zu sagen: Ich bin zufrieden. Nicht überwaltigt, aber gut unterhalten. Ein sehr gutes Spiel. Viel Story, wenig Spielereien und Ablenkung. Ich finde es gut so.
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