Fable 3 - Vorschau
Wer bei Zahnarzt und Friseur einschlägige Postillen liest weiß: Royals
führen ein wildes Leben. Da heiraten Prinzessinnen Fitness-Trainer,
Kronerben feiern Alkoholexzesse und Thronfolger verprassen ihre Apanage
auf Luxustrips. Und all das natürlich unter den Augen der Yellow Press
und ihren Paparazzi. Da hat es der Held aus
Fable 3 für die
Xbox 360
leichter. Zwar war sein Vater (die Hauptfigur aus Fable 2) ebenfalls
König, doch seit dessen Tod richten sich die Augen der Untertanen auf
den großen Bruder unseres Helden. Der regiert – ganz anders als der Papa
– das schöne Albion nämlich mit eiserner Knute, richtet Aufständische
brutal hin und zerstört obendrein durch gnadenlose Industrialisierung
die lieblichen Landschaften. Das muss der jüngere Prinz verhindern! Wir
sind in London in die königlichen Klamotten des jungen Adligen
geschlüpft und haben in die ersten drei Stunden von Fable 3
reingeschaut.
Wie spielt sich Fable 3 eigentlich? Genau wie
Fable 2 !
Das Kampfsystem ist nahezu identisch, ihr wechselt fliegend zwischen
Nah-, Fern- und Magieangriffen. Je nach Waffeneinsatz verstärkt ihr die
jeweilige Fertigkeit. Wer viel mit dem Schwert zuhaut, wird mit der Zeit
automatisch ein besserer Schwertkämpfer, logisch. Natürlich ist auch
wieder ein Hund mit von der Partie, der angeschlagene Gegner angreift,
vor allem aber verborgende Truhen und Schätze aufspürt. Und wie früher
kann der Held mit jedem Bewohner Albions sprechen, Gesten an ihm
ausprobieren, Freundschaft schließen oder ihn/sie sogar heiraten. Waren
die Lionhead-Entwickler also einfach faul und haben ganze Programmteile
aus Fable 2 rüberkopiert? Nein, denn alle Elemente fühlen sich
flüssiger, ausgereifter an – gut so.
Um eine Revolution anzuzetteln und den bösen Bruder zu stürzen, braucht
der namenlose Prinz (oder Prinzessin, ihr entscheidet euch zu
Spielbeginn) vor allem eine große Gefolgschaft. Also sammelt ihr in
Fable 3 nicht wie noch im Vorgänger profane Erfahrungspunkte, sondern
vielmehr Anhänger in der Bevölkerung. Das geht natürlich am besten durch
gute Taten: Mal müsst ihr ein verirrtes Mädchen aus einer Höhle retten,
mal als Hahn verkleidet (das Kostüm!) Hühner einfangen, mal ganz profan
Banditen erledigen. In einer ziemlich abgefahrenen Aufgabe versetzt ihr
euch in die Gedankenwelt eines lang verstorbenen Schriftstellers, um
dort die Schlüsselszenen seiner wichtigsten Stücke nachzuspielen –
ziemlich abgedreht, aber auch irre lustig! Damit ihr euch bei all den
unterschiedlichen Aufgaben nicht verzettelt, gibt es wieder den aus
Fable 2 bekannten Leuchtpfad, der euch zum nächsten Ziel der gerade
aktiven Quest führt.
Gut, die Anhänger übernehmen in
Fable 3
also die Rolle der Erfahrungspunkte. Allerdings fehlt ein
Charakterbildschirm, auf dem ihr etwa Fertigkeiten auswählt oder
irgendwelche Werte vergleicht. Dafür gibt es die so genannte Road to
Rule, also die Straße zur Regentschaft. Das ist eine lange, in den
Wolken schwebende Kopfsteinpflasterstraße voller Tore und Kisten, zu der
ihr bei Meilensteinen in der Heldenkarriere (oder später einfach auf
Wunsch) teleportiert werdet. Bestimmte Errungenschaften (besonderes
Artefakt besorgt, Dorf befreit etc.) öffnen jeweils Tore, so dass ihr an
neue Kisten kommt. Die wiederum lassen sich nur mit
Gefolgschaftspunkten öffnen. So kostet der Ausbau der
Nahkampf-Fähigkeiten etwa 20 Punkte, ein neuer Blitzzauberspruch sogar
40. Neue Ausdrucksmöglichkeiten für den Helden (wie in
Fable 2 :
Rülpsen, Tanzen, Kichern etc.) schlagen nur mit fünf Punkten zu Buche.
Auch könnt ihr nicht mehr wie im Vorgänger von Anfang an Häuser oder
Geschäfte kaufen oder vermieten, diese Möglichkeiten müsst ihr erst auf
der Road to Rule freischalten. Klingt alles super, allerdings schien die
Road to Rule in unserer Version noch lange nicht ausbalanciert. Wir
hatten stets genug Punkte auf dem Gefolgschaftskonto, um einfach alles
zu kaufen – echte Entscheidungen waren nicht nötig. Das kann nicht der
Sinn der Sache sein, da müssen die Entwickler noch mal ran.
Angenehm: In Fable 3 gibt es kaum Menü-Bildschirme. Die gesamte
Heldenverwaltung mit Ausrüstung, Aufgaben, Charaktereigenschaften etc.
erledigt ihr im so genannten Sanctuary, also dem Refugium des Helden.
Hier seht ihr etwa im Waffenzimmer, wie sich eure Taten auf die Klingen
und Knarren auswirken. Wir haben zum Beispiel den Bettlern in Albion
viel
Geld
gegeben, die Belohnung ist ein schickes blaues Ornament auf unserem
Schwertgriff. Und im Ankleidezimmer wechselt ihr Klamotten,
Tätowierungen und Frisuren. Im Sanctuary erwartet euch auch der treue
Butler, der in der englischen Version genial von Ex-Monty-Python John
Cleese gesprochen wird. Ob es übrigens wie beim Vorgänger für deutsche
Spieler
eine englische Tonspur zum kostenlosen Download geben wird, steht noch
nicht fest. Wir haben sie jedenfalls bei den Lionheads vehement
eingefordert!
Nicht selbst ausprobieren konnten wir den Koop-Modus, er wurde lediglich
von den Lionhead-Jungs präsentiert. Was wir gesehen haben, ist aber
vielversprechend: Koop-Partner können jederzeit ins
Spiel
einsteigen, Erfahrungspunkte, äh, Anhänger werden gerecht geteilt.
Quest-Fortschritte zählen nur für den einladenden Spieler, als kleine
Entschädigung bekommt nur der Einsteigende dafür eine Art Kopfgeld für
erledigte Gegner. Gut so, denn Geld ist in Teil 3 nicht mehr so im
Überfluss vorhanden wie noch im Vorgänger. Wer sich mit seinem
Koop-Partner wirklich gut versteht, kann ihn im Spiel sogar heiraten und
eine Art Ehevertrag mit Vermögensverteilung etc. schließen. Gemein: Bei
einer Scheidung landen etwaige gemeinsame Kinder im Weisenhaus von
Albion. Spielerisch macht Fable 3 einen sehr guten Eindruck. Die Road to
Rule ist eine ebenso gute Idee wie das Sanctuary, abwechslungsreiche
Aufgaben versprechen langen Spielspaß. Vernünftig auch, dass Lionhead
das gut funktionierende Kampfsystem aus Fable 2 nicht verschlimmbessert
hat. Allerdings machen uns auch ein paar Punkte Sorgen: Das im Vorfeld
groß angepriesene »Nimm einen NPC an der Hand und führe ihn durch die
Welt«-Spielelement haben wir außer im Tutorial und einer Nebenmission
(Mädchen aus Höhle führen) nicht gesehen, und da funktionierte es eher
schlecht als recht. Vom zweiten Teil des
Spiels ,
in dem ihr dann selbst König seid und das Land regiert, gab es in
unserer Fassung noch gar nichts zu spielen. Ob und wenn wie das
funktioniert ist also noch Lionheads Geheimnis. Generell ist Fable 3
technisch in keinem guten Zustand: Häufig ploppen Texturen auf und es
gibt unschöne Grafikblitzer. Da stehen bei Lionhead offenbar noch viele
Überstunden an, schließlich soll Fable 3 schon Ende Oktober erscheinen.
Fazit:
Erscheint für: Xbox 360, PC
Termin: 29. Oktober 2010
Gefällt uns:
+ lustige Aufgaben
+ Straße zur Regentschaft
+ erprobtes Kampfsystem
Muss noch besser werden:
- (noch) technische Probleme
- Wie funktioniert das Regieren?
Fazit: Sehr gut
»Meine größten Kritikpunkte am
Spiel
sind momentan technischer Natur und dürften sich relativ leicht
ausmerzen lassen. Wenn das gelingt, erwartet uns ein typisches
Fable-Abenteuer -- allerdings zumindest im ersten Teil des
Spiels ohne bahnbrechende Neuerungen.«