Blog Gamer-Gedanken zum Herbst

Falconer75

Bekanntes Gesicht
Ich mag den Herbst. Dank den Pflanzensäften, die sich langsam in die Baumstämme zurückziehen, ist alles so schön goldig. Natur ist eine tolle Sache!

Das Gute am Zocken ist ja unter anderem, dass der Gamer sich die Natur jederzeit in seine Höhle holen kann. Bei unseren Vorfahren war es immer umgekehrt. Lendenschurz um, Keule vom Haken und raus ins Grüne. So ein Mammut zu jagen, war richtig Arbeit. Heute reichen zwei gesunde Hände, um ganze Mammut-Armeen zu erlegen. Oder nordkoreanische Soldaten. Wonach einem halt der Sinn steht. In Skyrim die Blätter fallen sehen, in Modern Warfare 3 die Russen. Dieser Herbst wird unglaublich schön.

Früher spielten die USK-BPJM-Doofbatzen häufig noch die Spaßverderber. Beschnittene Naturerfahrungen finden wir Gamer schrecklich. Aber auch das ist jetzt vorbei. Nun dürfen auch wir endlich genießen, wie saftig rotes Menschenblut erntereife Felder tränkt, fiese Locust-Krieger ihre Eingeweide dem ausgedörrten Boden spenden und der amerikanische Widerstand die Chimera-Bestien auf vom Frühtau silbrig schimmernden Wiesen in ihre Einzelteile zerlegt. Für deutsche Videospieler gab es niemals fruchtbarere Zeiten.

Und für die kommenden Jahre wird alles noch viel besser. Meine Heimatstadt Berlin macht den Anfang und schickt die Piraten auf politische Kaperfahrt. Echte Männer mit Bärten, am Rechner sozialisiert, werden in wenigen Jahren das Land und kurz darauf die Welt regieren. Dann ist es vorbei mit der Bevormundung erwachsener Menschen. Die virtuelle Welt wird frei sein. Die echte von Grundeinkommen für jeden, freiem öffentlichen Nahverkehr und fliegenden gebratenen Tauben geprägt. In vielen hundert Jahren werden die Kinder in ihrer Schulmatrix lernen, dass im Herbst 2012 dem digitalen Zeitalter endgültig der Weg bereitet wurde. Die Berlinerinnen und Berliner haben es möglich gemacht. Wir Gamer verneigen uns vor diesen großartigen Staatsbürgern.

Vielleicht gibt es noch ein paar ältere Zocker, die mit dem Begriff „Erntedankfest“ was anfangen können. Also diese seltsame Zusammenkunft im Herbst, bei der Gott für die Gaben der Ernte gedankt wird und amerikanische Familien deshalb Abermillionen von lecker gefüllten Truthähnen verschlingen. Es wird Zeit, dass die Gamesindustrie endlich reagiert und diesen Brauch in moderner Form den Videospielern schmackhaft macht. Die großen Elektronikmärkte sollten landesweit Feiern veranstalten und ihre Gaben mit besonderer Naturnähe (z.B. Rage, Battlefield 3, Anno 2070) anbieten. Im Anschluss könnte eine aus recyclebaren Online-Pässen geflochtene Erntekrone in einer Prozession durch den Laden getragen werden. Party pur!

Mag auch mancher meine Gedanken als zu euphorisch beurteilen, ich stehe dazu. Geile Zeiten für Gamer! Das Wort Herbst stammt übrigens vom indogermanischen Verb sker ab. Das bedeutet schneiden... Lasst uns die kommenden Wochen genießen. Wahrscheinlich wird der Winter arschkalt.
 
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