Ich komme langsam zum Ende meiner P3-Lektüre und da fällt mir etwas auf, was mir schon seit einiger Zeit auf den Keks geht.
Thorsten: Warum ist es peinlich, dass dir die neue David Guetta Scheibe gefällt? Das ist doch idiotisch. Mich regen schon immer die Metal/Alternative-Nerds auf, die kurz vorm Suicide sind, wenn "ihre" Band "Mainstream" wird. Was soll der Quatsch? Wenn mir eine Band/ein Künstler gefällt ist das doch wurscht ob der vor 10 Leuten auf dem Klo spielt oder im Wembleystadion. Die Musik ist entscheidend. Wo kommen wir denn hin, wenn ich mir bestimmte Musik nicht anhören kann, weil ich dann schief angeguckt werden oder das Gefühl habe es ist peinlich?
Da der Heft-Thread diesmal ja scheinbar mehr off- als on-topic ist, bezieh ich eben hierzu mal Stellung.
Thorstens Wortwahl ist vielleicht nicht ganz geschickt, aber ich kann seine Aussage absolut nachvollziehen. David Guetta und der ganze andere MTV-/VIVA-/Radio-taugliche Pop-Kram ist nun mal Mainstream. Schnell konsumierbare, simpelst gestrickte Musik, die nur auf eines abzielt: KOMMERZ. Das wird dann auf allen Sendern schön totgenudelt, man hat schnell den Kanal voll und wendet sich dem nächsten Song/Album/"Künstler" zu. Passt perfekt in unsere schnelllebige Zeit, ist für mich aber - ganz ehrlich - wie McDonalds, Burger King und Konsorten. Nicht falsch verstehen, ich mag Fast Food auch ab und zu, aber es macht mich auf Dauer weder satt noch richtig glücklich. So ist das mit Musik auch. Ich will mich damit auseinandersetzen, mich gerne auch mal mehrere Monate mit nur einem Album befassen, es analysieren, es rauf und runter hören und noch beim 20. Durchlauf etwas Neues, vielleicht sogar einen versteckten Ohrwurm darauf entdecken. Das kannste mit Guetta und Co. meiner Meinung nach komplett vergessen. Sobald Chart-Tauglichkeit auf der Agenda steht, hat Musik meiner Meinung nach keine Seele, kein Herz mehr. Deshalb kann ich auch die von dir genannten "Metal/Alternative-Nerds" verstehen, die sich echauffieren, wenn ihre Lieblingsband den Sprung auf ein Major-Label und damit in die Charts schafft. Dann steht nämlich die kreative Freiheit meistens hinten an und ein profitgeiler Produzent/Plattenboss oder wie auch immer vorne dran, der einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Musik nimmt.Es ist einfach kein schönes Gefühl, wenn man eine Untergrund-Band jahrelang verfolgt hat und plötzlich zappelt Hinz und Kunz dazu in den Clubs dieser Welt dazu ab. Das hat nichts mit dem Verlorengehen irgendeines elitären Gefühls zu tun, weil man mal einen musikalischen Geheimtipp kannte, sondern vielmehr damit, dass diese ganz besondere Band auf einmal von jedermann einfach so nebenbei gehört wird. In Verbindung mit den weiter oben genannten Punkten (Radiotauglichkeit etc.) ist für mich dann meistens der Punkt gekommen, an dem ich der Band den Rücken kehre. Bestes Beispiel hierfür ist Korn, über deren erstes Album ich völlig zufällig gestolpert bin, als noch kaum jemand wusste, dass es sich bei Korn nicht unbedingt um etwas Hochprozentiges handeln muss.
Und ich habe diese nicht entdeckt, weil sie im Radio lief, sondern weil ich regelmäßig im CD-Laden stapelweise unbekanntes Zeug durchgehört und bei Gefallen gekauft habe...
"Kaufen" ist ein Stichwort, welches mich zu einem verwandten Thema bringt: Dummerweise haben Kids und auch junge Erwachsene heutzutage keinerlei Sinn für Qualität mehr. Für gute Musik bezahlen? Tun die wenigsten. Da kann man auch mal schnell mit einem entsprechenden Programm das Audio eines YouTube-Videos extrahieren und auf seinen iPod packen. Ganz ehrlich, so viel kann ich nicht fressen, wie ich da
könnte. Neulich eine Gruppe Teenager im Saturn beobachtet: Einer von ihnen hat sich einen neuen Kopfhörer für den MP3-Player gekauft. Er wollte eigentlich zu einem guten Mittelklasse-Teil für nen knappen Fuffi greifen, bis die restliche Bagage auf ihn eingeredet hat, er soll das 14,99-Modell nehmen, den Unterschied hört man eh nicht. Klar, mit gerippten Audio-Files und MP3s in 128 kBit sicher nicht. Grausam... aber so isses halt. Vielleicht werd ich auch einfach nur alt...
Ja, und es gibt durchaus Musik, die auch mir peinlich ist und für die ich mich schäme - nämlich dieser ganze deutsche Mutterf***er-Möchtegern-Obergangster-Hiphop-Quatsch. Aber auch hier scheint es wohl einen "Bedarf" und Abnehmer zu geben...
Nichts für ungut, petib, ich möchte dir hier keinesfalls auf den Schlips treten, sondern nur aufzeigen, dass es auch andere Sichtweisen gibt.
Peace out.