Ich bin gestern durch die Kampagne gerasselt, deshalb hier ein kleines Feedback dazu. Um es kurz und knapp zu sagen: Ich bin enttäuscht. Das neue Sternensystem ist zwar interessant und hat Potenzial, auch machen die deklassifizierten Anforderungen durchaus Spaß und bringen etwas Abwechslung ins Gameplay. Doch genau in diesem liegt der Wurm begraben: Im Gegensatz zu älteren GoW-Teilen verzichtet die Kampagne gänzlich auf epische Momente, welche ich besonders an GoW3 so sehr geliebt habe.
Sequenzen wie etwa die Unterwassermission oder die Straßenraserei aus dem Dreier sucht man genau so vergebens wie gewohnt fette Bosskämpfe gegen Brumaks und anderes Gesindel. Eine Ausnahme macht hier lediglich die kleine Zusatzkampagne "Nachspiel", in welcher die bisherige Lücke von Baird und Cole äußerst interessant gefüllt wurde und am Ende bereits andeutet, womit man es in Gears of War 4 zutun haben wird. Auch spielerisch hat mir Nachspiel deutlich besser gefallen, da es sich trotz seiner Kürze mehr wie eine richtige Kampagne und nicht ein Arcade-Spiel angefühlt hat. Denn auch die Story von Judgment ist trotz Baird nicht wirklich erwähnenswert.
Ein paar noch Worte zur deutschen Sprachausgabe: Tatsächlich hat man es erstmals geschafft, dass ausnahmslos alle Sprüche lippensynchron sind, eine absolute Premiere im Gears of War-Universum! Leider wird dies zu jedem Zeitpunkt von der Tatsache überschattet, dass Cole einen neuen Synchronsprecher bekommen hat, was Kennern seiner bisherigen Stimme ein Dorn im Auge sein dürfte. Denn Cole wird nun vom überbenutzten Tilo Schmitz gesprochen, dessen Stimme einfach den Charme des Cole Trains nicht richtig herüberbringt. Auch die Stimme von Garron Paduk ist nicht ganz so perfekt, denn sein extrem klischeehafter russischer Akzent ist nicht wirklich ernst zu nehmen. Ansonsten kann man über die deutsche Synchro aber eigentlich nicht meckern.
Den Multiplayer-Modus habe ich mir noch nicht genauer angesehen, was ich bisher sagen kann ist nur, dass der Horde-Modus rausgenommen wurde (bzw. durch einen klassenorientierten Überleben-Modus ersetzt wurde) und nun beide Teams Menschen spielen. Die Locust wurden als spielbare Rasse komplett gestrichen und überhaupt sind keine zehn Charaktere spielbar. Auch die Auswahl an Karten scheint deutlich geringer zu sein.
Für mich fühlt sich Judgment jedenfalls wie schnelle Geldmacherei an. Das Menü wurde komplett und ohne Änderungen aus GoW3 übernommen, die Judgment-Kampagne überzeugt nicht und der Multiplayer-Modus scheint in jeder Hinsicht ebenfalls abgespeckt worden zu sein. Lediglich die Nachspiel-Minikampagne hat mir gut gefallen, was mir persönlich jedoch nicht reicht. Ein paar neue Waffen und eine neue Gegnerart reichen halt nicht aus, um das Spiel als komplett neuen Titel zu verkaufen. Ich persönlich wechsle jedenfalls wieder zu Gears of War 3, das meiner Meinung nach immer noch beste Spiel der Reihe.