Also ich hab ein Führer in der Sneak (ein zufälliger, vorher dem Publikum nicht bekannter Film wird 1 oder 2 Wochen vor Start gezeigt) bei uns sehen müssen und kann leider nur sagen, dass ich den Film grottenschlecht fand, wie auch das gesamte Publikum um mich herum.
Natürlich kann man sagen, dass zur Vergangenheitsbewältigung es gehört über ein sogenanntes Tabu-Thema zu reden und auch darüber lachen zu können.
Nur find ich bei einer Satire über dieses Thema muss man sehr sensibel sein.
Eine Satire über dieses Thema sollte bissig sein und die gesamte Irrationalität des Nationalsozialismus und seiner "Führungspersönlichkeiten" darstellen (gibt da eine Parodie von Harald Schmitt, sollte auf Youtube noch zu sehen sein, die die Abstrusiät sehr gut darstellt, und so pervers ist, dass man wieder lachen muss).
In dem Film wird aber meiner Meinung nach Hitler viel zu sehr verharmlost und mitleiderzeugend (geschlagen vom Vater, Bettnässer, von seiner eigenen Führungsriege nicht Ernst genommen) dargestellt.
Auch Sätze Hitlers, wie:" Ich war ja auch gar nicht für die Endlösung, von mir aus hätte man die Juden auch nach Madagaskar schicken können." finde ich persönlich äußerst unpassend, Geschichte verfälschend und nicht witzig.
Auch war der Film für eine Satire viel zu Ernst. Wenn Grünwald (der Jude der engagiert wird um Hitler wieder zu motivieren) im KZ Sachsenhausen anruft um zu erfahren, ob der Deal mit Goebbels über die Freilassung der Juden des KZ von diesem erfüllt worden ist und sein Freund am Telefon mit der Waffe am Kopf ihm erklärt, dass er frei ist und sich dann auf ein Theaterstück bezieht um Grünwald zu zeigen, dass sie nicht frei sind hat mich sehr erschüttert (vielleicht war dies die emotinalste Stelle im Film).
Noch mehr erschüttert hat mich aber dann, wie Grünwald sich nach dem Telefonat vor Goebbels übergeben hat und dies versucht wurde dem Publikum als Gag aufzuzeigen - wer dann über soetwas lachen kann, dem entzieht sich mein ganzes Verständnis.
Das der Film viele, ganz einfach nachzurecherchirende Fehler hat, brauch ich wahrscheinlich nicht zu erwähnen, ich nenn aber trotzdem mal ein paar.
1. Himmler war Reichsinnenminister im Film.
Tatsache ist das Himmler nie Reichsinnenminister war, sonder Herrmann Goering, der im Film nicht mal erwähnt war. Himmler war Oberbefehlshaber über die SS.
2. Zu Beginn des Films sieht man Himmler an der Front. Wer die Landschaft im Hintergrund beobachtet kann auf Normandie als Ort schließen.
Tatsache ist, dass Himmler so direkt wahrscheinlich nie in Kampfhandlungen verwickelt war, die SS war außerdem zumeist im Hinterland als Mord-und Terrorkommandos gegen die Bevölkerung und zur Verschleppung, Ermordung ethischer Minderheiten eingesetzt.
Außerdem war die Normandie bereits seit Juni/Juli von den Amerikanern, Briten, Kanadiern, Australiern, Polen, etc. befreit worden.
3. Goebbels will mit Himmler Hitler stürzen
Tatsache ist, dass dies bei Himmler durchaus glaubwürdig ist - aber nicht bei Goebbels. Wer sich mal mit der Materie auseinandergesetzt hat, wird feststellen, dass Goebbels einer der, wenn nicht der fanatischste Anhänger Hitlers war. Tagebucheinträge, wie, ich liebe ihn (wobei Goebbels meines Wissens und der Forschung nach nicht homosexuell war, und dieser Tagebucheintrag dies auch nicht andeuten soll) sprechen dafür Bände. In diesem Fall wäre auch wieder die Rolle Herrmann Goerings zu besetzten gewesen, da diesem solche Motivation schon vielfach nachgesagt wurde.
Aus all diesen Gründen kann ich persönlich niemanden den Besuch des Films empfehlen.
Lieber von Charly Chaplin Der Große Diktator anschauen, diese Satire hat Niveau und ist gut gemacht.
Wie gesagt lachen darf man über dieses Thema, ich hab auch herzlichst über den Butler Hatler im Film Der Wixxer gelacht, aber dann bitte mit Niveau und nicht Mitleids-und Verständniserzeugend.
MfG