Rätselhaft, stimmungsvoll, poetisch - Dear Esther ist so magisch wie eine Kurzgeschichte von Ray Bradbury. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein Spiel der letzten Jahre schon nach wenigen Minuten so neugierig gemacht hat. Ich wurde von der unglaublich wuchtigen Kulisse und von der kreativen Erzählweise umgehend gefesselt. Dieses Gefühl der Einsamkeit, die unter der Oberfläche verborgene Tragik, die mysteriösen Fragmente, aber auch der melancholische Zauber dieser uralten Insel. Dear Esther ist wie Urlaub: Wer auf die ewig gleiche Action, das ewig gleiche Geballer und Gelevel keine Lust hat, der findet hier nicht weniger als eine digitale Novelle, die ein Fenster in die Spielezukunft öffnet. Was? Kaum Interaktion? Oh doch, hier passiert mehr zwischen virtueller Welt und Großhirn als in den meisten aktuellen Titeln, die nichts weiter als schnell durchschautes Fastfood für digitale Wiederkäuer sind – ist okay, macht satt, aber von zu viel 08/15 wird einem irgendwann schlecht. Vor allem, wenn man mit dem Spielen auch die Sehnsucht nach reiferen Geschichten und denkwürdigeren Erlebnissen verbindet. Hier wird ohne Inventar, Waffen und Geklicke ein dramaturgisches Potenzial spürbar, das viel zu selten von diesem Medium genutzt wird. Hoffentlich wird es davon mehr geben. - 4players.de