Rezension: The Last Story
http://wisegamers.ch/images/826/last-story-660.jpeg
Nach 20 1/2 Stunden rollten nun die Credits den Bildschirm herunter: Und mal ganz im ernst, Satoru Iwata war Executive Producer? Man nenne mich positiv überrascht.
"Ein Balanceakt auf Messers Schneide. Das ist unser Leben." - jenes auf die Rückseite des Covers gedruckte Zitat sagt, vielleicht ungewollt eine ganze Menge über das Spiel aus, denn (um dies mal aus dem Weg zu räumen, einen weiteren Vergleich zu folgendem Titel werde ich nicht ziehen) so Wohlgerundet und Hochpoliert wie Xenoblade Chronicles ist The Last Story definitiv nicht.
Das Spiel beginnt mit einem Haufen aufmüpfiger Söldner die einen alltäglichen Auftrag auszuführen haben; Nämlich eine Höhle mit Echsenmenschen zu säubern. Drecksarbeit schön und gut, aber Zael und sein gefolge haben nicht ewig vor sich von Kneipe zu Kneipe zu tragen, (Auch wenn es der versoffenen Syrenne wohl gelegen kommen würde) denn das Grüppchen strebt ein wohlhabendes, sicheres Leben an; Auch wenn dieser Wunsch zur Zeit von Gewalt und Intrigen nicht leicht zu erfüllen ist... und dann ist da noch die Kapuzengestalt, welche von den Wachen gejagt wird...
http://www.gamecity.ch/wp-content/gallery/the-last-story/the_last_story_2.jpg
The Last Story trumpft mit einer motivierenden Geschichte rund um die Wünsche normaler Menschen mit dem Ziel gößeres zu Erreichen auf, und auch wenn das Grundgerüst Atmosphärisch und unglaublich Stimmig ist, so sind vorallem die vielschichtigen Charaktere ein großer Pluspunkt, denn es wurde enormen Wert auf authentisches Verhalten gelegt, und die manchmal unkonventionelle Erzählweise, eine kleine Priese Humor und die schöne Inszenierung sorgen für teils überraschend unterhaltsame, coole oder mitreißende Augenblicke.
Einen bösen Seitenhieb fängt sich die Lore aus der Feder von Sakaguchi jedoch durch die unsaubere technische Seite des Spiels ein, denn das The Last Story wird gerne spürbar von Einbrüchen in der Framerate geprägt - es ergeben sich keine Diashows, aber mit der ein- oder anderen Slowmotion-Einlage sollte man rechnen, und sie möglichst tollerieren, sofern möglich. (Ein gutes Vergleichsbeispiel wäre Lost Odyssey, welches technisch auch nicht immer sauber war.) Sollte man sich wie in meinem Fall daran gewöhnen können, oder sich zumindest damit abfinden, so merkt man schnell wo die Ressourcen der Wii anstelle der Performance investiert wurden; The Last Story ist nämlich unglaublich hübsch. Während es oftmals die ein- oder andere hässliche Textur in Verliesen gibt, so sind die Charaktermodelle die mit Abstand besten die ich jemals auf der Wii gesehen habe, und vorallem die Animationen sind echt in ordnung. Zudem werden gerne vereinzelte Licht- oder Spiegeleffekte mit in das Bild gepackt, sodass man trotz fehlendem Panorama-Hintergrunds durchaus ins Staunen geraten kann.
http://cdn.dualshockers.com/wp-content/uploads/2012/02/The_Last_Story_7.jpg
Die Kämpfe in The Last Story sind ziemlig komisch - und damit meine ich nicht "Haha!" komisch, sondern eher "Mass Effect mit Schwertern!" komisch. Man hat sich nämlich einige Ideen von Third-Person Shootern abgeschaut, sodass es üblich ist sich getreu dem Prinzip "Ein Hoch auf das Leben!" ersteinmal hinter einer Barrikade zu verschanzen, sich die Situation anzuschauen, und im Zuge dessen zu Handeln.
http://media1.gameinformer.com/imagefeed/featured/mistwalker/03_3.jpg
Beispielsweise wäre es besser sich zu verstecken und die Gegner nahekommen zu lassen, anstatt mitten auf das Feld zu laufen und das Problem zu haben das gegnerische Schützen jederzeit aus ihren Ecken kriechen und einem die Hölle heiß machen könnten. (Welche man aus der Deckung heraus aber dann gezielt mit Magie und Pfeilen ausknipsen kann.)
http://www.wingdamage.com/wp-content/uploads/2011/01/the-last-story-wii-diary-1-4.jpg
Wenn man dann vor einer Schar an Gegnern steht, so reicht es den Analogstick in die Richtung des gewünschten Ziel's zu neigen, und Zael fängt selbstständig mit dem Zuschlagen an. B ist für's Blocken und überwinden von Hindernissen (In diesem Sinne: Reflexe erwünscht!), während A die wenigen Spezialattacken - wie Emporstürmen oder Wandlaufen plus anschliessemden Sprungschlag abdeckt. Abgeschlossen werden die Möglichkeiten mit Steuerkreuz Oben (alle halbe Minute ist der Gruppenbalken voll, welcher ermöglicht manuell eine Kette an Skills sämtlicher Teammitglieder zu nutzen und/oder für größtmöglichen Nutzen zu kombinieren) und Steuerkreuz Unten, letzteres ist nichts weiter als eine Rolle auf dem Boden.
http://addicted-gamers.com/wp-content/uploads/2012/03/laststory_7.jpg
Um das ganze noch ein wenig komplexer zu machen, gibt es "Magiekreise". Während die Kollegen mit imaginären Gandalf-Hüten oftmals Psy-Projektile durch die Gegend schleudern, so muss man - vorallem wenn man Zahlenmäßig mit 6-7 Leuten hoffnungslos Unterlegen ist manchmal umdenken, unterstützend oder defensiv Spielen. zu diesem Zwecke lassen sich Situationsbedingte Zauber ("Heilkreise"*, "Elementarkreise"**, "Bannkreise"***, "Schutzkreise"**** etc.) auf dem Boden wirken, welche nur in kleinem Areal wirken. (Sprich: solange man drinnen steht gibts den Effekt, sobald man rausläuft nicht mehr. besonders Ulkig ist es wenn man den Giftnebel nicht bemerkt, aus dem Heilkreis läuft, und die Lebensleiste plötzlich abnimmt.) Mit einem gekonnten Hieb kann man besagte Kreise zerstreuen, was zwar den Permanenten Effekt auf kleinem Raum zunichte macht, diesen dann aber einmal in Groß über das gesammte Feld schleudert, welcher sich positiv auf die Kollegen, oder je nach Machart negativ auf die Feinde auswirkt. Die Oppsitionen der Party können im übrigen selbiges tun, dementsprechend entwickelt sich ein angenehm taktisches Gefühl - in den jedoch teils leider ein wenig unübersichtlichen Schlachten.
http://complete.electrolit.net/wp-content/uploads/2011/03/mansion5.jpg
(*Heilen im begrenzten Areal/** Fügen den Waffen Elementare Eigenschaften hinzu /*** setzen Gegnerische Fertigkeiten ausser Kraft /**** Schützen vor Schaden)
Randnotiz: In meinen Rezensionen gehe ich nie wirklich auf die Geschichte eines jeweiligen Spieles ein, der Grund dafür ist das ich NICHTS vorwegnehmen möchte. Egal um welches Game es sich handelt. Zu The Last Story kann man durchaus hinzufügen das es das ein- oder andere Klischee aufgreift, jedoch auch mit frischem Wind und errinerungswürdigen Momenten dient. (PS: Leute mit Interesse an Titel XY haben dann ja eh schon irgendeinen Test gelesen, welcher meist die ersten Stündchen des Spiels Stichpunktartig zusammenfasst.)
_____________________________________________________________________________
Pro:
+ + + Ergreifende Story sowie authentische, glaubwürdige Charaktere
+ + + Erfrischend anderes Kampfsystem (Ich bleibe dabei; Es hat etwas von einem
gewissen Third-Person/Action RPG - in a good way!)
+ + + Sich super in das Geschehen einfügender Soundtrack
+ + Beeindruckende grafische Präsentation...
Contra:
- - - ... welche die Performance des Spiels arg leiden lässt
- - Der Kampfablauf ist beizeiten etwas hektisch, und die KI Suizidgefährdet (Alternativ ist sie gerne etwas Eigenwillig)
- Abseits des weges ist nicht viel los, der Kernpunkt liegt darin die Story voranzutreiben
(Sidenote: Das Spiel dauert knapp 20 Stunden, Höhrensagen nach sind die vorhandenen Sidequests zwar spaßig, aber alles andere als Zahlreich)
________________________________________________________________________________
Fazit:
Während die negativen Aspekte defnitiv ihren Tribut fordern und ab und an mal ein Rollenspiel-Klischee über den Bildschirm huscht, so fühlte ich mich dennoch ein Stückweit nach Lazulis versetzt, und ich konnte eine Verbindung zu den Charakteren aufbauen. Im Kern würde ich die Erfahrung mit "The Last Story" der von "Heavy Rain" gleichsetzen; Kurz, knackig, einige Dinge hätten feiner geschliffen sein können und doch ist das Spiel so spannend das man kaum aufhören kann bis die Credits über den Bildschirm rollen. Die Atmosphäre war beklemmend, stimmig, fesselnd, und ich - als Spieler - habe mich tatsächlich mit dem was ich gerade tuh' auseinander gesetzt, lange darüber nachgedacht. Und das schaffen nicht viele Spiele.
Alles in allem halte ich "The Last Story" für ein Meisterwerk - jedoch verstehe ich es wenn Publikationen mit ganz hohen Wertungen hinter'm Berg halten, denn schliesslich gab es - rein objektiv gesehen - einige Patzer, die empfindlichen Spielern ordentlich in die Suppe spucken könnten.
Danke für's Lesen.
- The End
___________________________________________________________________
PS: Ein "Halt' mich bloß nicht auf!" von jemandem der aus eigener Dummheit gerade tot auf dem Boden liegt ist aber schon ziemlig seltsam. (Fanboy Modus an: ) Aber egal, ich liebe dieses Spiel auf Teufel komm' raus., und es ist dazu verdammt nochmal gezockt zu werden!
(Aber jetzt heisst's erstmal Skyloft Ahoi!)