Banjo14
Bekanntes Gesicht
Irgendson Typ hat doch tatsächlich n Buch über Videospiele und moderne Medien geschrieben, den Inhalt lest ihr hier zusammengefasst:
Steven Johnson "Die Neue Intelligenz"
Kiepenheuer & Witsch
Ziemlich interessante Sichtweise. Die Meinung kann man durchaus teilen. Ich finde aber dennoch, dass einige Videospiele und viele TV-Serien nicht in diese Theorie passen und trotzdem zur Verdummung und Verrohung beitragen.
Wenigstens bei den Videospielen sind das aber eher die Ausnahmen..
Steven Johnson "Die Neue Intelligenz"
Kiepenheuer & Witsch
Von ganz anderem Kaliber ist da Kulturoptimist Steven Johnson, dessen "Neue Intelligenz" im amerikanischen Original "Why The Bad Things Are Good For Us" hieß. Plausibel, charmant und erfrischend räumt er mit dem Vorurteil auf, dass Videospiele, TV-Serien oder sogar Trash-Fernsehen die Generationen mehr und mehr verdummten und belegt das genaue Gegenteil. So wuchs sowowhl die Komplexität der Spiele als auch der TV-Angebote in den letzten Jahrzehnten rasant und stellt die teils sehr jungen Menschen vor Anforderungen, denen sie in der Schule fleißig ausweichen würden. Eifrig studieren die Kids 200 Seiten lange Handbücher zu Rollenspielen oder strategischen Simulationen, machen sich bei "Sim City 2000" Gedanken über die Wirkung einer Steuererhöhung oder simulieren in Online-Welten ganze parallele Lebensentwürfe in aller zu bedenkenden Komplexität. Hatten die TV-Serien der 80er Jahre gerade mal ein bis zwei parallele Handlungsstränge, fädelt eine moderne Thriller-Reihe wie "24" ein anspruchsvolles Plot-Geflecht auf, das zudem nur oberflächlich von Terror, in Wirklichkeit aber von Vertrauen und Misstrauen handelt. IQ und EQ kommen hier gleichermaßen auf Touren, was Johnson partiell sogar dem modernen Trash-Fernsehen zuschreibt. Eine Show wie "Big Brother" ist in der Interaktion der Bewohner und der "fast schmerzhaft" echten Gefühlsausbrüche reines EQ-Training und verhält sich zu den Game Shows der 80er wie "Die Sims" zu "Pac Man". Johnson entlarvt die "Argumente" der Kulturpessimisten als Ressentiments, denen der richtige Blickwinkel fehlt. Wo ist die "Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne" bei Spielen wie "Die Sims", "Black & White" oder gar "Grand Theft Auto", deren Reiz gerade darin besteht, überhaupt erst mal herauszufinden, wie ihre Welt funktioniert? Warum feiern gerade Film-Trilogien wie "Der Herr der Ringe" Erfolge, deren Figuren- und Kultur-Arsenal ein mythologisches Studium erfordern? Warum lieben die vermeintlich dummen Menschen Serien wie "Seinfeld" oder die "Simpsons", die auf komplexen popkulturellen Querverweisen aufbauen oder eine Pointe über fünf Jahre aufbauen, wenn Folge 235 sich auf einen Gag aus Folge 1 bezieht? Wird bei "Seinfeld" eine Folge rückwärts erzählt, so dass die Pointe vor dem Witz kommt oder im Medium Internet ganz selbstverständlich mit Hypertext hantiert, sind damit einst als avantgardistisch bewertete Formen in die Alltagskultur eingegangen. Macht man sich in Videospielen Gedanken über Ökonomie, Strategie, Berechnungen oder die richtige Staatsführung, lernt man ganz nebenher mehr über den Aufbau der Welt, als früher denkbar gewesen wäre. Da liegt dann auch die wichtigste Pointe des Buches: Wo man "Intelligenz" klassischerweise mit "Bildung" gleichsetzt, kann kein Videospiel dasselbe leisten wie ein "Faust", denn seine Handlung ist meist banal. Schaut man sich aber an, was es formal vom Spieler verlangt, fördert es eine "neue Intelligenz", die in keinem Bildungskanon auftaucht. Die Frage nach der Moral wiederum betrifft die Inhalte der neuen Spiel- und TV-Kultur und wird hier nicht gestellt. Ein überaus konsequentes und kluges Buch, das Kontroversen auslösen sollte.
Ziemlich interessante Sichtweise. Die Meinung kann man durchaus teilen. Ich finde aber dennoch, dass einige Videospiele und viele TV-Serien nicht in diese Theorie passen und trotzdem zur Verdummung und Verrohung beitragen.
Wenigstens bei den Videospielen sind das aber eher die Ausnahmen..