Manch einer wird es mir sicher nicht glauben, aber ich versuche so nett und zuvorkommend zu sein, wie möglich. Egal, ob ich eine Person kenne oder nicht. Es macht sicherlich in einigen Situationen Spaß, ein Arschloch zu sein, aber auch nur, wenn es jemand verdient hat. Wenn ich jemanden kenne und nicht viel von ihm halte, und es auch begründen kann, dann bemühe ich mich auch nicht sonderlich darum, mich mit ihm gut zu stellen. Grundsätzlich respektiere ich niemanden, der mir keinen Respekt entgegenbringt. Seien es Bekannte, Kollegen oder Vorgesetzte (deswegen bin ich in der Firma, wo ich meine Ausbildung gemacht habe, wohl teilweise nicht mehr gern gesehen
).
Bei Fremden, unabhängig davon, was sie für einen Eindruck auf mich machen, ist das aber etwas anderes. Generell versuche ich bewusst, nicht mehr irgendwelche Leute nach meinem ersten Eindruck zu verurteilen, was oft ziemlich schwer ist. Dementsprechend bin ich Leuten nicht böse, die mich anrempeln, halte Leuten die Tür auf oder drücke auf den Knopf der Ampel.
Wenn man mal etwas darüber nachdenkt und die Leute beobachtet, denen man wo auch immer begegnet, stellt man fest, dass der Großteil nicht nur rücksichtslos ist, sondern fast schon gleichgültig durch die Gegend rennt. Zumindest, was die kleinen Dinge anbelangt. Leute gehen unachtsam durch die Gegend, ohne auf die anderen Menschen zu achten. Sie stehen blöd vor den Rolltreppen herum, ohne zu merken, dass sie im Weg stehen. Sogar drücken sie die Taste an der Ampel, obwohl schon Menschen dort stehen und gedrückt haben. Warum tun sie das? Ich denke nicht, dass sie das tun, weil sie denken, dann würde die Ampel schneller grün, sondern weil sie sich schon so von der Umwelt abgekapselt haben, dass sie die anderen nicht mehr wirklich wahrnehmen und vielleicht unbewusst auf den Knopf drücken.
Karma ist ein interessantes Konzept. Ich glaube nicht in der Form daran, als dass es mich in meiner Existenz auch nach dem Tod beeinflussen könnte. Aber man muss mal über folgendes nachdenken: wenn man etwas Gutes für jemanden, den man nicht kennt tut, dann hebt das deren Stimmung automatisch ins positive und sie sind gewillt, jemand anderem etwas Gutes zu tun. Nicht zwingend, aber sie sind deutlich eher dazu geneigt. Hätte scar die Taste an der Ampel gedrückt, das Mädchen hätte es wahrgenommen und sich demzufolge viel Stress erspart, wäre sie vielleicht an dem Tag deutlich besser gelaunt. Hätte dann vielleicht später am Tag oder in einem der Tage danach für jemand anderen etwas vergleichbares getan und das setzt sich dann eventuell solange fort, bis jemand die Kette unterbricht. So zumindest die Vermutung der Leute, die sich diese "Freundlichkeitskette" ausgedacht haben. Tut man so etwas ab und zu, dann kann das im besten Fall eine Kettenreaktion auslösen und die kommt vielen, irgendwann vielleicht sogar einem selbst im Gegenzug, zu gute.
Um es dann auf den Punkt zu bringen: ich versuche, möglichst vielen Leuten gegenüber, auch Unbekannten, zuvorkommend zu sein, wann immer ich kann. Außer ich kenne diese Leute und mag sie nicht.
Letzte Woche habe ich einer alten Frau geholfen, die ihre große Tasche aus dem Bus hiefen wollte und habe einem Kind im Supermarkt Kleingeld gegeben, weil er zu wenig für seine Süßigkeiten hatte.