Da hier im Forum scheinbar nicht viele sind, die die Wiiedervereinigung nicht mit erlebt haben, möchte ich mal kurz meine Gedanken schreiben:
Unser Trabi war bestimmt nach der Wende in Bayreuth auch mit - wir waren da im Industriegebiet-Media Markt.
Unsere "zweiten" Einkäufe waren ein Farb-TV und der C 64.
1990 geht bei mir richtig in die Geschichte ein. Da kamen so viele Sachen über Nacht auf uns zu, die habe ich jetzt noch nicht richtig verarbeitet.
Das schönste war u.a., daß die Verwandten auch mal besucht werden konnten.Viele hatte man noch nie persönlich gesehen.
Die ersten Fahrten mit unserem Trabi - die kann ich nie vergessen. Die Läden, Kaufhallen waren so voll, daß es uns nicht möglich war, etwas zu kaufen. Wir sind rumgerennt wie Osterhasen.Man konnte es gar nicht richtig fassen, was da alles für Artikel rumlagen, von den unterschiedlichgen Preisen ganz abzusehen.
Lebensmittel, wie Kokusnuß, hatte ich vorher noch nie eine gesehen.
Unseren Trabi wollte sogar einer uns sofort für 10000 Mark abkaufen! Aber das ging gar nicht - wir wollten ja wieder nach Hause fahren!
Das war alles so überwältigend, daß kann man gar nicht beschreiben.
Nach einigen Monaten kamen dann die richtigen Dämpfer, denn es gab Entlassungen über Nacht.In unserem Betrieb wurden 300 Leute von einem Tag auf den anderen arbeitslos - erst da wußte man, daß wir im kapitalistischen System gelandet waren.Jetzt galt es, sich auch in diesem System zurecht zufinden, und daß war echt schwer.Aber auch das wurde mehr oder weniger gemeistert.
Eines muß ich noch loswerden, die Menschen, die wir bei den ersten Besuchen getroffen haben, waren echt hilfsbereit und freundlich, und daß auch noch, da die Bewohner in Hof und Umgebung vom Trabi-Gestank bald erstickt sind!Das Interesse am Trabi war echt groß - wir mußten oft die Kühlerhaube hochklappen - dann gabs meistens Gelächter und große Augen! Auch unser Werkzeug wurde oft bewundert.Selbst ein 20l Kanister, den wir immer dabei hatten, gab Anlaß zum Lächeln.
Nun nach 21Jahren hat sich vieles doch normalisiert. Aber vieles bleibt in Erinnerung von der DDR. Es war halt unsere Heimat und es gab auch positives, wie halt jetzt auch.
Viele Gebrauchsartikel leben jetzt immer noch in unserem Haushalt- man kann sie selbst reparieren, wenns mal doch Probleme gibt.Völlig kann man sich nicht ändern, einiges liegt halt immer noch in den Wurzeln, und das ist auch gut so.
Bisher haben wir sehr viele Menschen aus den alten Bundesländern getroffen, z.B.im Urlaub, mit denen man sich richtig vernünftig unterhalten konnte.Wir sind halt ein Volk! Gemeinsam sind wir stark!