News - Hardware_Sonstiges: Bayern bringt Gesetzesentwurf gegen Killerspiele

vb4 am 13.02.2007 14:02 schrieb:
timo0815 am 13.02.2007 12:39 schrieb:
vb4 am 11.02.2007 17:49 schrieb:


lächerlich - meinste die machen extra nen bundesweiten volksentscheid oder wie??
bringt doch gar nichts die "massen" aufzuklären. gewählt ist gewählt und jetzt sind die politiker halt am drücker...
Naja, wenn die Politiker überall auf Missgunst stoßen, ändern sie ihre Meinung.
Das geht schnell. Es darf nur niemand mit "Das ist unmöglich..." anfangen. (Wobei das ja typisch deutsche Einstellung ist)

welcher politiker stößt denn bitte nicht auf mißgunst?? mit ruhm bekleckern die sich ja nicht grad.. hat aber bisher so rein gar nichts geändert...
 
vb4 am 13.02.2007 14:18 schrieb:
Vor allem, wenn man beachtet, dass dies eine Demokratie sein soll! Demokratie ist die Herrschafft des Volkes! Wenn alle was gegen die Politiker und ihre Gesetze hätten, müsste doch diese Debatte sofort vorbei sein. :rolleyes:

das volk hat doch so gewählt...
aber in deinem alter hab ich auch noch an die macht der demokratie geglaubt.. :finger: was wir brauchen ist ne gepflegte diktatur mit mir an der spitze! :B :top:

horst und klaus
 
NIchts kann so gut ausdrücken was ich von dem Thema halte, wie die Kolumne der letzten GEE. (Ich verlinke nicht zur Homepage der Zeitschrift, da der Link sowieso gelöscht wird.)

Hier ist die Kolumne:

Tobias O. Meißner ist Cyberspace-Reisender und Romanautor. Einmal im Monat setzt er sich in seiner Berliner Wohnung an den Atari ST, schreibt eine Kolumne und schickt sie uns. Ausgedruckt. Per Post. Dieses Mal:

Der Amoklauf des Monats
In der Killerspiele-Verbotsdiskussion bin ich hin- und hergerissen. Zum einen gehen bei mir natürlich sofort alle Alarmglocken los, wenn von Medienverboten die Rede ist. So etwas ist antipluralistisch, undemokratisch, rückschrittlich und in letzter Konsequenz sogar gefährlich. Bücherverbrennungen hatten wir schon einmal, und wir haben gesehen, zu welchen Horizonten das geführt hat. Auch werden mir die Ursachen-Wirkungs-Ketten immer viel zu vereinfacht dargestellt. Die Amokläufer sind nicht Amok gelaufen wegen eines Computerspieles. Der Auslöser war nie, dass sie in einem bestimmten Spiel ein bestimmtes Level nicht erreichen konnten oder andauernd vom selben Zwischengegner fertig gemacht wurden. Auslöser war bislang ausnahmslos in allen Fällen das Schulsystem mit seinem Leistung- und Gruppendruck bei gleichzeitig heutzutage nicht mehr erkennbarer Sinn- und Lohngarantie. Wenn selbst Akademiker arbeitslos werden oder sich von Praktikum zu Praktikum durchs Leben demütigen müssen - welchen Sinn hat dann schulische Ausbildung mit ihren ganzen Straf- und Kontrollmechanismen überhaupt noch? Die Biografien der Amokläufer betrachtend, hatte ich immer eher den Eindruck, dass Computerspielen das einzige Element in ihrem Alltag war, das ihnen noch Belohnung und Vergnügen bereitet hat. Folgerichtig sucht man sich dann für einen möglichst "coolen Abgang" ein aus einem Computerspiel deriviertes Rollenverhalten aus. Das sehen dann die Menschen und verkürzen es zu: "Aha, Computerspiele sind schuld!" Auf der anderen Seite denke ich manchmal: warum Killerspiele nicht einfach verbieten? Wer braucht ein Killerspiel zum Überleben? Würde das die Computerhersteller nicht auch zwingen, sich bessere und originellere Spielkonzepte auszudenken als immer wieder eine neue Variante von Ritschratschboom? Dass bewusster mit Menschen umgegangen wird auch in einem Spiel, kann eigentlich nichts Schlechtes sein.
Aber Moment. Hier fällt gleich das nächste Problem ins Auge. "Metal Gear Solid", "Killer 7" und "GTA" sind ja auch Killerspiele. Bei einem Verbot würde das bedeuten, dass alle innovative Sprengkraft, die in diesen hoch intelligenten popkulturell geblideten und auch mediengeschichtsbewussten Spielen enthalten ist, verloren gehen - zumindest in Deutschland, dem dann neuen Tal der Ahnungslosen. Ich persönlich habe schon die hierzulandige Abwesenheit von "The Warriors" als Verlust empfunden, weil ich Computerspiele als mediale Vertiefung eines bestimmten kulturellen Themas extrem zu schätzen weiß. Das ist eine der größten Stärken dieses Mediums für Erwachsene. Und auch hier wieder ein Problem: Weshalb soll zugunsten eines unstreitbar sinnvollen Jugendschutzes ein Verbot, auch den erwachsenen Spieler berauben? Das ist alles nicht wirklich durchdacht. Würde ein Verbot denn überhaupt etwas bringen? Ist der Samen der dunklen Mächte und halb legal beschafften Waffen nicht schon längst gesät? Trug Michael Moore durch seine mit Musik unterlegten Columbine-Bilder nicht bei aller gut gemeinten Intention genauso zur Legenden- und somit zur Nachahmerbildung bei wie der "Spiegel" durch seine zwei Ausgaben mit Robert Steinhäuser auf dem Titelbild? Können sich Amokläufer nicht "Counter-Strike" zum Vorbild nehmen auch zwanzig Jahre, nachdem es verboten wurde? Ist ein Spiel, das eine Legende ist, weil es nur ins Land geschmuggelt gespielt werden kann, nicht noch subversiver, gefährlicher und "kultiger" als etwas, das man einfach so bei Media Markt kaufen kann? Ist nicht das eigentliche Problem vielmehr, dass den Amokläufern niemals zuvor so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde - inklusive der Lektüre ihrer Tagebücher - wie nach ihrem Tod? Ist es nicht bezeichnend, dass ihr eigener Tod immer Teil des Amoklaufes ist, was sie in die Nähe von Selbstmordattentätern rückt, die für eine Idee in den Tod gehen? Was ist diese Idee? Dass in unserer heutigen Mediengesellschaft der Mensch nur noch dann etwas zählt, wenn er in den Median auftritt, und dass einer, der nicht schön oder talentiert genug ist, um ein Superstar zu werden, es nur noch als Terrorist zu etwas bringen kann?
Letzen Endes bin ich der Meinung, dass Killerspiele nicht verboten werden, weil sich die Politik dadurch ihres letzten bequemen Sündenbocks entledigen würde. Sind Killerspiele erst verboten und die Amokläufe gehen weiter - jährlich, monatlich, irgendwann wöchentlich -, dann muss irgendjemand ganz oben eine gesellschaftliche Benkrotterklärung machen. Und davor haben alle Angst.
 
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