Metroiddestruktor
Bekanntes Gesicht
Also der folgende Text ist meine Deutsch-Schularbeit die mit 5 beurteilt wurde.
Allerdings hat das eine Vorgeschichte, nicht dass ihr jetzt denkt ich wäre in Deutsch ne Niete...
Also: Thema war das Buch "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind. Ich habe vor der Schularbeit eine Zusammenfassung davon gelesen und Erörterungen dazu. Ich wusste somit mehr als die meisten meiner Klasse, die das Buch gelesen haben. Am Tag vor der Schularbeit schaue ich zum ersten Mal ins Buch und sehe ein äußerst zweideutiges Kommentar darin. Das hat mich auf die Idee gebracht es zu lesen um mehr Zitate dieser Art zu finden. Gesagt, getan - ich untersteiche alles was irgendwie anders interpretierbar ist und lese das Werk.
Am nächsten Tag schreibe ich dann bei der zweistündigen SA einen Text zum Thema:
Erarbeite die Schüler-Lehrer-Beziehung in Wedekinds Werk „Frühlings Erwachen“. Welche Einstellung zu Leistung vertreten beide Parteien? Welche Rolle spielt die Schule? Berücksichtige im Weiteren die Reaktionen der Erwachsenen, welche Moritz’ Selbstmord ausgelöst haben!
Hier meine Arbeit (sie ist sehr lesenswert):
Frank Wedekinds Kindertragödie „Frühlings Erwachen“ erschien im Jahre 1891. Der Autor beschreibt darin die Probleme und Konflikte Jugendlicher beiden Geschlechts, die sich in der tabuisierten Gesellschaft der wilhelminischen Kaiserzeit ergeben. Wichtige Themen sind dabei besonders die Schule und die sexuelle Neugier der Heranwachsenden. Vor allem die erotischen Phantasien dieser werden durch vereinzelte Aussagen verschiedener Figuren zum Ausdruck gebracht. Es bedarf jedoch eines gewissen Feingefühls um diese teilweise nur beiläufigen, indirekten Anspielungen des Autors zu finden und zu verstehen.
So meint beispielsweise Moritz in der zweiten Szene des ersten Akts auf Seite 14: „Ich habe den „Kleinen Meyer“ von A bis Z durchgenommen. [...] Ich habe noch Mittelamerika und Ludwig XV. vor mir.“ Diese, als Schulaufgaben kaschierten Aussagen drücken allerdings bei genauerer Betrachtung seinen Wunsch nach sexueller Betätigung und Erweiterung seines noch nur im Ansatz vorhandenen erotischen Horizonts aus. Diese und einige andere versteckte Anspielungen auf das Tabuthema Nummer eins weisen sehr deutlich auf das große Problem, welches der Gesellschaft des Kinderdramas zugrunde liegt, hin.
Die Gruppe der Eltern ist an ihrem Ansehen und ihrem gesellschaftlichen, sozialen Stand weit mehr interessiert als am wohl ihrer Nachkommen. Als Paradebeispiel kann man hier Wendla Bergmanns Mutter sehen. Diese verweigert ihrer Tochter eine vernünftige Aufklärung um ihr Bild von einer heilen Welt und einem unschuldigen Kind zu wahren. „Denk dir Wendla, diese Nacht war der Storch bei ihr und hat ihr einen kleinen Jungen gebracht.“ ist in der zweiten Szene des zweiten Akts auf Seite 34 ihre Erklärung für die Geburt eines Kindes von Wendlas großer Schwester. Dass diese Vorenthaltung im Laufe des Werkes zum „Ersten Mal“ ihrer 14-jährigen Tochter, zu deren Schwängerung und schlussendlich zu deren Tod führt ahnt die von gesellschaftlichen Normen geblendete Mutter nicht.
Ein ebenso tragisches Schicksal erfährt auch der junge Moritz Stiefel. Ihm wird von Seiten seiner Eltern und der Professoren ein enormer Leistungsdruck auferlegt, unter dem er sein Leben als sinnlos empfindet. Getrieben von dem Wissen niemals zufriedenstellend sein zu können und von den unbefriedigten Auswüchsen seiner sexuellen Phantasien sieht er keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Dieser wird von allen Seiten als Torheit und wie Rektor Sonnenstich, dem Leiter des Gymnasiums, welches Moritz besuchte, in der zweiten Szene des dritten Akts auf Seite 57 sagt, als „... der denkbar bedenklichste Verstoß gegen die sittliche Weltordnung...“ angesehen. Auch die Professoren empfinden seinen Suizid als Obszönität. Einer aus diesem Kollegium, Knochenbruch, bezeichnet ihn bei dem Begräbnis in der zweiten Szene des dritten Akts auf Seite 57 als: „Verbummelt, verhurt, verlumpt und verludert.“
Wie dieses Beispiel zeigt, ist die Beziehung der Lehrer zu den Schülern eine gleichgültige, verachtende. Auch das Gespräch des Professorenkollegiums mit Melchior Gabor, einem frühreifen Freund von Moritz, der, obwohl er ein Jahr jünger als dieser ist, bereits weit mehr sexuelle Erfahrung hat, zeigt die voreingenommene Haltung der Unterrichtenden ihren Schülern gegenüber. Melchior wird von ihnen beschuldigt Moritz mit einem mehrseitigen Schreiben, welches Tabuthemen wie Sexualität und Masturbation ausführlich erörtert, in den Tod getrieben zu haben. Dass Moritz nach eben diesen gebeten hat, erfahren sie nicht, da sie Melchior die Chance verwehren, seine Ansicht der Geschehnisse zu erläutern.
Den Professoren steht die erbrachte Leistung der Schüler weit über Sympathie und anderen Werten. Sie erwarten von ihren „Zöglingen“ ein hohes Maß an Wissen und Lernwilligkeit. Die Jugendlichen haben zu diesem Aspekt eine sehr konträre Einstellung. Sie empfinden den hohen Leistungsdruck als Schikane und wissen oft nicht, wie sie all die vielen Aufgaben bewältigen sollen.
Da die Schule in der damaligen Gesellschaft eine äußerst wichtige rolle spielt, stehen die Eltern hinter den Lehrern um ihr soziales Ansehen nicht zu verlieren. Besonders der Vater von Moritz Stiefel übt daher einen hohen Druck auf seinen Sohn aus und ist somit auch für dessen Tod verantwortlich.
Einen großen Teil trägt allerdings auch die sexuelle Unzufriedenheit des Jungen bei. In der ersten Szene des zweiten Akts auf Seite 29 bemerkt man seine Unsicherheit und die daraus resultierenden Gefühle, als er zu Melchior sagt: „Betaste mich einmal.“ Hier könnte man meinen er hätte homosexuelle Neigungen entwickelt, doch ist dies nur ein Produkt seiner sexuellen Konfusion.
Hier wird erstmals ein weiteres wichtiges Thema des Werks angesprochen, die Homosexualität. Dieses wird in der siebten Szene des dritten Akts sehr deutlich bearbeitet, als Ernst Röbel und Hänschen Rilow einander küssen. Der Autor hat auf Seite 72 auch eine Anspielung auf den möglichen Oralverkehr der beiden verfasst: „Wenn ich die ranke beuge, baumelt sie uns von Mund zu Mund.“
Da die gleichgeschlechtliche Beziehung von der Gesellschaft allerdings verpönt ist, müssen sie andere Wege finden ihre sexuelle Befriedigung zu erlangen. Bei diesem Problem ist Hänschen sehr kreativ. Er onaniert auf dem Klo. In Gedanken befindet er sich in dieser dritten Szene im zweiten Akt scheinbar bei einem Mädchen: „Eine weibliche Regung, ein Zeichen von Lüsternheit... [...] Aber du saugst mir das Mark aus den Knochen...“
Frank Wedekind versteht es all diese Tabuthemen der damaligen Zeit aufzufassen und in diesem einen Werk niederzuschreiben. Er hat eine tolle Tragödie geschaffen, die uns zu einem offeneren Denken verleiten und uns zu mündigen, aufgeklärten Bürgern machen soll. In diesem Sinne ein Zitat aus der zweiten Szene des zweiten Akts auf Seite 35 von Frau Bergmann: „Nicht den Schornsteinfeger, Kind, nicht den Schornsteinfeger!“
Würdet ihr das negativ bewerten? Ich finde dass ich wenigstens einen 4er verdient hätte... =(
Allerdings hat das eine Vorgeschichte, nicht dass ihr jetzt denkt ich wäre in Deutsch ne Niete...
Also: Thema war das Buch "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind. Ich habe vor der Schularbeit eine Zusammenfassung davon gelesen und Erörterungen dazu. Ich wusste somit mehr als die meisten meiner Klasse, die das Buch gelesen haben. Am Tag vor der Schularbeit schaue ich zum ersten Mal ins Buch und sehe ein äußerst zweideutiges Kommentar darin. Das hat mich auf die Idee gebracht es zu lesen um mehr Zitate dieser Art zu finden. Gesagt, getan - ich untersteiche alles was irgendwie anders interpretierbar ist und lese das Werk.
Am nächsten Tag schreibe ich dann bei der zweistündigen SA einen Text zum Thema:
Erarbeite die Schüler-Lehrer-Beziehung in Wedekinds Werk „Frühlings Erwachen“. Welche Einstellung zu Leistung vertreten beide Parteien? Welche Rolle spielt die Schule? Berücksichtige im Weiteren die Reaktionen der Erwachsenen, welche Moritz’ Selbstmord ausgelöst haben!
Hier meine Arbeit (sie ist sehr lesenswert):
Frank Wedekinds Kindertragödie „Frühlings Erwachen“ erschien im Jahre 1891. Der Autor beschreibt darin die Probleme und Konflikte Jugendlicher beiden Geschlechts, die sich in der tabuisierten Gesellschaft der wilhelminischen Kaiserzeit ergeben. Wichtige Themen sind dabei besonders die Schule und die sexuelle Neugier der Heranwachsenden. Vor allem die erotischen Phantasien dieser werden durch vereinzelte Aussagen verschiedener Figuren zum Ausdruck gebracht. Es bedarf jedoch eines gewissen Feingefühls um diese teilweise nur beiläufigen, indirekten Anspielungen des Autors zu finden und zu verstehen.
So meint beispielsweise Moritz in der zweiten Szene des ersten Akts auf Seite 14: „Ich habe den „Kleinen Meyer“ von A bis Z durchgenommen. [...] Ich habe noch Mittelamerika und Ludwig XV. vor mir.“ Diese, als Schulaufgaben kaschierten Aussagen drücken allerdings bei genauerer Betrachtung seinen Wunsch nach sexueller Betätigung und Erweiterung seines noch nur im Ansatz vorhandenen erotischen Horizonts aus. Diese und einige andere versteckte Anspielungen auf das Tabuthema Nummer eins weisen sehr deutlich auf das große Problem, welches der Gesellschaft des Kinderdramas zugrunde liegt, hin.
Die Gruppe der Eltern ist an ihrem Ansehen und ihrem gesellschaftlichen, sozialen Stand weit mehr interessiert als am wohl ihrer Nachkommen. Als Paradebeispiel kann man hier Wendla Bergmanns Mutter sehen. Diese verweigert ihrer Tochter eine vernünftige Aufklärung um ihr Bild von einer heilen Welt und einem unschuldigen Kind zu wahren. „Denk dir Wendla, diese Nacht war der Storch bei ihr und hat ihr einen kleinen Jungen gebracht.“ ist in der zweiten Szene des zweiten Akts auf Seite 34 ihre Erklärung für die Geburt eines Kindes von Wendlas großer Schwester. Dass diese Vorenthaltung im Laufe des Werkes zum „Ersten Mal“ ihrer 14-jährigen Tochter, zu deren Schwängerung und schlussendlich zu deren Tod führt ahnt die von gesellschaftlichen Normen geblendete Mutter nicht.
Ein ebenso tragisches Schicksal erfährt auch der junge Moritz Stiefel. Ihm wird von Seiten seiner Eltern und der Professoren ein enormer Leistungsdruck auferlegt, unter dem er sein Leben als sinnlos empfindet. Getrieben von dem Wissen niemals zufriedenstellend sein zu können und von den unbefriedigten Auswüchsen seiner sexuellen Phantasien sieht er keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Dieser wird von allen Seiten als Torheit und wie Rektor Sonnenstich, dem Leiter des Gymnasiums, welches Moritz besuchte, in der zweiten Szene des dritten Akts auf Seite 57 sagt, als „... der denkbar bedenklichste Verstoß gegen die sittliche Weltordnung...“ angesehen. Auch die Professoren empfinden seinen Suizid als Obszönität. Einer aus diesem Kollegium, Knochenbruch, bezeichnet ihn bei dem Begräbnis in der zweiten Szene des dritten Akts auf Seite 57 als: „Verbummelt, verhurt, verlumpt und verludert.“
Wie dieses Beispiel zeigt, ist die Beziehung der Lehrer zu den Schülern eine gleichgültige, verachtende. Auch das Gespräch des Professorenkollegiums mit Melchior Gabor, einem frühreifen Freund von Moritz, der, obwohl er ein Jahr jünger als dieser ist, bereits weit mehr sexuelle Erfahrung hat, zeigt die voreingenommene Haltung der Unterrichtenden ihren Schülern gegenüber. Melchior wird von ihnen beschuldigt Moritz mit einem mehrseitigen Schreiben, welches Tabuthemen wie Sexualität und Masturbation ausführlich erörtert, in den Tod getrieben zu haben. Dass Moritz nach eben diesen gebeten hat, erfahren sie nicht, da sie Melchior die Chance verwehren, seine Ansicht der Geschehnisse zu erläutern.
Den Professoren steht die erbrachte Leistung der Schüler weit über Sympathie und anderen Werten. Sie erwarten von ihren „Zöglingen“ ein hohes Maß an Wissen und Lernwilligkeit. Die Jugendlichen haben zu diesem Aspekt eine sehr konträre Einstellung. Sie empfinden den hohen Leistungsdruck als Schikane und wissen oft nicht, wie sie all die vielen Aufgaben bewältigen sollen.
Da die Schule in der damaligen Gesellschaft eine äußerst wichtige rolle spielt, stehen die Eltern hinter den Lehrern um ihr soziales Ansehen nicht zu verlieren. Besonders der Vater von Moritz Stiefel übt daher einen hohen Druck auf seinen Sohn aus und ist somit auch für dessen Tod verantwortlich.
Einen großen Teil trägt allerdings auch die sexuelle Unzufriedenheit des Jungen bei. In der ersten Szene des zweiten Akts auf Seite 29 bemerkt man seine Unsicherheit und die daraus resultierenden Gefühle, als er zu Melchior sagt: „Betaste mich einmal.“ Hier könnte man meinen er hätte homosexuelle Neigungen entwickelt, doch ist dies nur ein Produkt seiner sexuellen Konfusion.
Hier wird erstmals ein weiteres wichtiges Thema des Werks angesprochen, die Homosexualität. Dieses wird in der siebten Szene des dritten Akts sehr deutlich bearbeitet, als Ernst Röbel und Hänschen Rilow einander küssen. Der Autor hat auf Seite 72 auch eine Anspielung auf den möglichen Oralverkehr der beiden verfasst: „Wenn ich die ranke beuge, baumelt sie uns von Mund zu Mund.“
Da die gleichgeschlechtliche Beziehung von der Gesellschaft allerdings verpönt ist, müssen sie andere Wege finden ihre sexuelle Befriedigung zu erlangen. Bei diesem Problem ist Hänschen sehr kreativ. Er onaniert auf dem Klo. In Gedanken befindet er sich in dieser dritten Szene im zweiten Akt scheinbar bei einem Mädchen: „Eine weibliche Regung, ein Zeichen von Lüsternheit... [...] Aber du saugst mir das Mark aus den Knochen...“
Frank Wedekind versteht es all diese Tabuthemen der damaligen Zeit aufzufassen und in diesem einen Werk niederzuschreiben. Er hat eine tolle Tragödie geschaffen, die uns zu einem offeneren Denken verleiten und uns zu mündigen, aufgeklärten Bürgern machen soll. In diesem Sinne ein Zitat aus der zweiten Szene des zweiten Akts auf Seite 35 von Frau Bergmann: „Nicht den Schornsteinfeger, Kind, nicht den Schornsteinfeger!“
Würdet ihr das negativ bewerten? Ich finde dass ich wenigstens einen 4er verdient hätte... =(