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Blog Rage

urstdertyp

Erfahrener Benutzer
Tritt dem Schuster in die Leiste!

Nie hätte ich gedacht oder gehofft, dass dieser Tag mal kommt. Da bringt „id Software“ einen Shooter raus und ich bin nicht vom Fleck weg begeistert. Richtig, die Rede ist natürlich von „RAGE“ und ich gebe offen zu, dass meine persönliche Vorfreude einen Teil zur letztendlichen Enttäuschung beiträgt. Doch beginnen wir (pädagogisch wertvoll) erst einmal mit den positiven Dingen zum neusten Produkt der Entwicklerlegenden.

Allen Neuerungen zum trotze, steckt im Kern des Spiels ein Ego-Shooter nach alter Brauart. Das Aiming ist perfekt, das Waffenarsenal riesig und durchdacht, die verschiedenen Gegnertypen clever und abwechslungsreich, die Trefferanimationen und Bewegungen auf Referenzkurs und die Atmosphäre brillant. Kurz, „RAGE“ ist ein „id“ Zögling der Superlative. Ein Spie, dem man ohne Zweifel anmerkt, wer da an den Knöpfen gedreht hat. Das Wort oldschool ist an dieser Stelle mehr als nur treffend, obwohl man nie das Gefühl hat, Schnee von gestern vorgesetzt zu bekommen. Es ist viel mehr so, dass die Jungs schon vor Jahren herausgefunden haben, wie sich eine gute Ballerorgie anzufühlen hat und glücklicherweise halten sie sich bis heute an dieses Grundkonzept.

Was gibt es dann zu meckern? Wo ist der Haken? Ganz einfach! Aus irgendeinem Grund war man der Meinung, man müsse noch etwas drum herum programmieren, etwa eine offene Spielwelt oder Autorennen oder einige Rollenspielelemente. An diesen Ideen ist im Groben nix auszusetzen, allerdings sollte man sie auch vernünftig realisieren. Ihr könnt mich dafür hassen aber ich bin der Meinung, dass all die eben erwähnten Elemente nur wenig zum Unterhaltungswert des Spiels beitragen. Nehmen wir doch mal die Autorennen…Die wirken belanglos, steuern sich nicht im Geringsten griffig und werden zudem noch von einem Motorensound untermalt, der frappierend an Spielkarten in Fahradspeichen erinnert. Das soll ein Basiselement darstellen? Also wirklich…nicht mehr in dieser Dekade! Und als ob die einzelnen Rennen nicht genügen würden, muss der Spieler auch noch fahren, um an die Einsatzorte zu gelangen. Halb so wild, könnte man meinen, wenn da nicht diese Dauerbanditen an den immer gleichen Stellen auftauchen würden. Erinnerungen an ein gewisses „Far Cry“ 2 werden da wach…und das sind keine guten!

Mal abgesehen vom Autozirkus gibt es ja noch die Sandkastenwelt, in der man sich frei bewegen kann. Zugegeben es ist eine schöne Welt, die mit Liebe zum Detail kreiert wurde. Aber spielerische Freiheit wird man in ihr wohl nie finden. Der Grund…RAGE ist ein komplett lineares Spiel ohne Ecken und Kanten. Alles, was man in dieser Welt tun kann, ist rumlatschen und gucken…und mal stehen bleiben…und nen bisschen gucken…und…Na ja ihr wisst, was ich meine. Das Ganze ist so spannend wie ne Bootsfahrt durch nen ausgetrocknetes Flussbett und lässt mich zu der Frage kommen, warum man all das programmiert hat, wenn es am Ende nur nutzlos in der Gegend steht? Warum diese Verbindungsstücken? Um meine Zeit zu verschwänden? Die Welt glaubwürdig zu machen? Ich denke, der Pseudo-Sandkasten ist nix weiter als ein hübscher Rahmen ohne Inhalt! Da war selbst eine gewisse Stadt aus (leider beschlagnahmt) interessanter.

Kommen wir zum letzten Punkt…, dem Rollenspielanteil. Eigentlich hab ich nur wenig an diesem auszusetzen. Doch wie schon bei den Rennen und der Pampa frage ich nach der Notwendigkeit. Macht das Erwerben und Investieren von Geldeinheiten Sinn für das Spiel? Macht es das Spiel besser, wenn ich Gegenstände sammele, um sie später zu verkaufen oder gekaufte Dinge verbessere? In vielen Fällen ist das so, doch in anbetracht des genialen Shooterkerns von „RAGE“ würde ich sogar soweit gehen, zu behaupten, dass man auch locker darauf verzichten hätte können. Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass ich den FPS Anteil im Spiel als absolut gelungen ansehe…Hier stimmt einfach alles und genau deshalb ärgert es mich so, das so viel Zeit und Aufwand in so viel halbgarem Schnickschnack investiert wurde. Es ist ja lobenswert, wenn ein Entwickler dazu bereit is, neue Wege zu beschreiten aber ein sanfter Schnupperkurs in fremde Genres recht nun mal nicht aus. Man sollte die Wege zu Ende gehen und das wurde nicht getan…Und um alle „RAGE“ Fans so richtig zu verärgern, setze ich noch einen drauf: „Das Spiel wäre um Längen besser geworden, hätte man einfach einen gradlinigen Shooter gebastelt!“ …Obwohl, der war ein bisschen gemein…Ich korrigiere: Das Spiel wäre um längen besser geworden, hätte man einfach einen gradlinigen Shooter auf Basis der „id Tech 4“gebastelt!

Nur für die Unwissenden…Die „id Tech 4“ ist eine Engine, welche dazu in der Lage ist, Texturen darzustellen…und das ganz ohne nachladen. Beeindrucken nicht wahr? Ich denke, man kann es nicht oft genug erwähnen…“RAGE“ hat so seine optischen Macken und die mit den Texturen ist eine davon. Genau genommen ist es die Größte und Auffälligste! Ganz genau genommen, ist es das hässlichste Phänomen dieser Art, dass mir jemals unter die Augen gekommen ist! Gut, der eine oder andere kann möglicherweise darüber hinwegsehen, allerdings sehe ich das nicht ein. Hier sollte man die Samthandschuhe ausziehen und klipp und klar feststellen, dass der fünfte „id“ Motor wenig überzeugend wirkt. Ganz besonders im Hinblick auf die Konkurrenz (Frostbite2.0, Cry Engine 3) ist der Einstand alles andere als gelungen. Und um meine „Schrift der Enttäuschung“ zu beenden, noch eine kleine Bemerkung.

Ich habe bestimmt schon 8 Jahre lang keinen Ego-Shooter mehr gespielt, in dem es keinerlei interaktive Objekte in der Umgebung zu finden gab. Danke „id“ für die unkaputtbaren Pappkartons und der völligen Verleumdung der physikalischen Eigenschaften von Blecheimern.

Ende!
 
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