Nitro7 am 20.05.2008 17:25 schrieb:
Man macht mit Hitler im Grunde genommen nur das, was man mit Osama bin Laden schon seit etlichen Jahren macht. Ich glaub aber kaum, dass man bin Laden und Hitler miteinander vergleichen kann. Hitler ist einfach der Prototyp des Bösen, der Mann der die hässlichsten Seiten der menschlichen Psyche zum Vorschein gebracht hat. Ich finde, es sollte einfach Dinge geben, die frei von Comedy oder Satire sind. Man sollte nicht alles und schon gar nicht historische Mahnungen nur für ein paar Lacher opfern, dass ist es einfach nicht wert.
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LACHEN IST DIE BESTE MEDIZIN
Wer lacht, lebt länger – und vor allem gesünder. Diese alte Volksweisheit hat sich mittlerweile auch in Medizin und Psychologie herumgesprochen. Inzwischen bemüht man sich um die wissenschaftliche Objektivierung und gezielte Nutzung.
Nachfolgend deshalb eine kurz gefasste Übersicht zur Psychologie des Lachens.
„Lachen ist gesund“ und „Humor ist wenn man trotzdem lacht“. Wer kennt sie nicht, diese beiden wohl bekanntesten Sinnsprüche zu diesem Thema. Und doch: Wenn man sich über das Lachen gezielter informieren will, gerät man rasch in trockene Bereiche – besonders im deutschen Sprachraum bzw. durch die deutsche Mentalität.
Der Deutsche ist humorlos – sagt man…
Jeder weiß oder glaubt zu wissen: Der deutsche Humor hält sich in Grenzen. Die Heiterkeit der deutschen Wesensart sei beispielsweise mit englischem Humor oder südländischem Temperament in nichts zu vergleichen. Ausländer, die die deutsche „Seelenlandschaft“ studiert haben, behaupten mehrheitlich, der Deutschen wichtigste Redewendung lautet: „Spaß beiseite...“.
Spaß beiseite, es ist was dran. Zwar verzieht sich nicht jeder, der einmal lachen will, gleich in den Keller, wie uns unterstellt wird, aber Humor, Heiterkeit und vor allem Lachen gehören nicht zu unseren Stärken, jedenfalls nicht im internationalen Vergleich, so sagt man. Und wer sagt das? Vor allem wir Deutschen selber. Beispiel:
Deutscher Humor ist ja ein echter Schlankmacher: Man muss meilenweit laufen, bis man ihn trifft (Dieter Hallervorden).
Wer das nicht glaubt, der lese im Standardwissen einer jeden Nation nach, nämlich in den Zitaten, Redensarten, Aphorismen und Aussprüchen, die ja bekanntlich die Volksseele am besten treffen.
Zwar stehen uns mehr als ein halbes hundert deutschsprachige Zitatenbücher zur Verfügung. Und über alles gibt es was zu lesen – nur nicht über das Lachen bzw. in der Tat erbärmlich wenig. Und das meiste macht einen auch nicht so recht froh. Das Lachen, die schönste und befreiendste menschliche Regung wird eher als verdächtig bis gefährlich eingestuft. Das betrifft allerdings nicht nur die deutsche Mentalität allein (siehe später). So heißt es beispielsweise:
Die Hälfte der Menschen lacht auf Kosten der anderen Oder etwas anders ausgedrückt: Unter Humor verstehen die meisten Menschen das Gelächter über Dinge, die einem anderen zugestoßen sind (Curt Goetz, Schriftsteller und Theaterautor)
* Es lacht mancher, der lieber weinen möchte
* Je mehr Narren, desto mehr Gelächter
* Oft lacht der Mund, wenn das Herz weint
* Es lacht mancher, der beißen will
* Das Lachen würde seinen Zweck verfehlen, wenn es von Sympathie und Güte gekennzeichnet wäre (Henri Bergson, Philosoph)
Oder noch negativer:
* Witz ist doch immer die Degradierung eines anderen (Henri Bergson)
und so manches andere mehr.
Die Mehrzahl dieser Sinnsprüche drängt also in Richtung: Vorsicht, wer lacht, führt etwas im Schilde, will Sie aufs Glatteis führen, oder hat zumindest keinen Grund bzw. lacht, obgleich es ihm elend zumute ist.
Glücklicherweise gibt es auch einige positive Lach-Interpretationen aus dem Weisheitsschatz der Menschheit, insbesondere was einen der häufigsten Lach-Auslöser anbelangt, den Witz:
Der Mensch ist ein lachendes Lebewesen (Spinoza, Philosoph)
* Oder der Schauspieler Heinz Rühmann, der so viele Menschen in Rührung und Lachen zugleich versetzt hat: Lächeln ist das Kleingeld des Glüc
* ks Oder sein englischer Schauspielerkollege Peter Ustinov: Lachen ist die zivilisierteste Form menschlichen Geräuschs
* Oder die sinn-gleiche Aufforderung aus dem humoristischen Volksschatz: Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat (Nicolas de Camfort) bzw. vom wohl berühmtesten Leinwand-Humoristen seiner Zeit, nämlich Charlie Chaplin: Ein Tag, an dem man nicht lacht, ist ein verlorener Tag.
* Humor ist keine Gabe des Geistes, es ist eine Gabe des Herzens (Ludwig Börne).
* Humor ist die Kunst, sich ohne Spiegel selbst ins Gesicht zu lachen (Paul Hörbiger).
Oder international:
* Lache, und die Welt lacht mit Dir; weine, und Du weinst allein (sagen die Amerikaner)
* Lachen reinigt die Zähne (sagt man in Afrika)
* Nur Kinder verstehen es, vollkommen arglos zu lachen, deshalb sind sie auch so bezaubernd (sagt man in Russland)
* Wer grundlos lacht, lacht am besten (mahnt der Schriftsteller Ephraim Kishon eine jüdische Weisheit zitierend)
Und einiges über Witze:
* Der Witz ist das einzige Ding, was umso weniger gefunden wird, je eifriger man es sucht (Friedrich Hebbel, Dichter)
* Der Witz ist ein verkleideter Priester, der jedes Paar traut (Jean Paul, Dichter)
* Gelehrter Witz ist selten nütz
* Witze und Geldborger müssen unangemeldet kommen
* Jeder hat einen Narren im Ärmel
* Witz: Das Niesen des Gehirns (Alfred Polgar, Schriftsteller)
und anderes mehr.
Humor und Lachen in der Geschichte
Der Humor im Allgemeinen und das Lachen im Speziellen hat die Menschheit von jeher bewegt – so oder so. Nachfolgend deshalb eine kurz gefasste Übersicht (u.a. zitiert aus D. Thoma u. Mitarb., 2003, siehe weiterführende Literatur):
Schon in der Antike schieden sich die Geister, was Humor im Allgemeinen und das Lachen im Speziellen anbelangt. So beschrieb der antike Dichter Homer beispielsweise das „unauslöschliche Gelächter der seligen Götter“, während der Philosoph Plato diese „Enthemmung“ mit dem Hinweis tadelte, hier würden die Himmelsbewohner ein schlechtes Vorbild abgeben.
Auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über den therapeutischen Wert des Lachens sind natürlich so alt wie die Menschheit. Schon der antike Philosoph Demokrit propagierte nicht nur das seelische Gleichgewicht, sondern auch die Gemütsruhe: Ziel aller Erkenntnisse und Lebensweisheiten. Und hier vor allem die Fröhlichkeit und das Lachen. Deshalb galt er auch als „lachender Philosoph“.
Und sein römischer Kollege Quintus Horatius Flaccus mahnte: Ein Scherz, ein lachend Wort entscheidet oft die größten Sachen treffender und besser als Ernst und Schärfe.
Im Mittelalter aber verdüsterte sich wieder das Gemüt, was vor allem „von oben“ herabdiktiert wurde – besonders aus machtpolitischen Gründen. Das ging soweit, dass man das Lachen stellenweise als Sünde geißelte.
Selbst Anfang des 20 Jahrhunderts stand es offenbar noch immer nicht hoch im Kurs. So liest man in Meyers Konversationslexikon von 1900 lediglich: Lachen ist eine eigentümliche Modifikation der Atembewegungen, bei der die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen unter mehr oder weniger starkem Schall ausgeführt wird, während die Einatmung meist in einem kontinuierlichen, etwas beschleunigtem und tiefem Zug geschieht... Diese Bewegung ist stets mit einer Zusammenziehung der mimischen Gesichtsmuskeln verbunden, die im Wesentlichen auf eine Verbreiterung der Mundspalte und Hebung der Mundwinkel hinausläuft.
Während der beiden Weltkriege, aber auch davor, dazwischen und danach war es den Betroffenen meist nicht zum Lachen. Oder eher ironisch, zynisch bis sarkastisch getönt (wie so manche bitteren Verse und Abhandlungen der Humoristen dieser Epoche belegen). Doch verlernt hat die Menschheit das Lachen nie, nicht einmal in der schweren Zeit der Diktatur und Tyrannei (siehe später).
Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse
Inzwischen ist aber zweierlei klar:
1.Vorurteile halten sich lange, und hier vor allem dann, wenn die Betroffenen selber dazu beitragen. Die Deutschen sind ein solches Beispiel.
2.Der Humor ist nicht nur so alt wie die Menschheit, er hat auch – wie oben dargelegt – seine eigene Geschichte, entwickelt sich in diese oder jene Richtung. Der Humor ist aber auch ein Teil der jeweiligen gesellschaftlichen Struktur. Und deshalb kann man – zumindest heute – nicht mehr von den gleichen Voraussetzungen ausgehen, wie das vielleicht früher seine Berechtigung hatte.
Nachfolgend deshalb eine kurz gefasste Übersicht zum Thema „Humor“ (und damit auch zum Lachen), wie es der österreichische Psychologie-Professor Willibald Ruch von der Universität Zürich in einem Interview zusammenfasste, das er als Präsident der Internationalen Gesellschaft für Humor-Studien und anhand eigener internationaler Studien gab (SZ Wissen 5 (2005) 57). Seine Schlussfolgerung:
Die meisten Vorurteile treffen nicht (mehr) zu. Das betrifft vor allem Humor, Witze und Cartoons und ihre Folgen in Deutschland, Frankreich, Italien, England, Türkei, Israel und Amerika. So werden die Deutschen zwar als etwas „dumpfbackig“ angesehen, und schlucken diese Häme auch brav, doch die internationalen wissenschaftlichen Untersuchungen besagen etwas anderes, und zwar Überraschendes:
Beispielsweise Nonsens-Humor (Mischwort aus dem Lateinischen und Englischen mit der direkten Übersetzung „Unsinn, dummes Zeug“) stammt ja eigentlich aus England. Am liebsten mögen ihn aber die Deutschen, und zwar mehr als die Briten selber.
Heute ist Nonsens auch ein beliebtes Forschungs-Projekt im Rahmen von Humor-Studien. Hier lassen sich die jeweiligen Persönlichkeits-Merkmale am besten herausarbeiten. Das erwähnte nebenbei schon J. W. v. Goethe, als er sinngemäß bemerkte, dass der Mensch seinen Charakter durch nichts mehr preisgibt als durch das, was er lustig findet.
Tatsächlich sind Menschen, die Nonsens mögen, generell eher offen für neue Erfahrungen, interessieren sich für Fremdes, denken komplexer und sind kreativer. Da dürfen sich die Deutschen freuen.