AW:
n-zoneAffe am 25.02.2010 18:53 schrieb:
Behinderte Umbringen, Vergewaltigung und Kindermord sind aber wirklich zu viel.
Wenn also jemand in nem Spiel im Rollstuhl sitzt und mit ner Waffe auf dich feuert, ist es unmoralisch, ihn umzubringen, weil der arme Kerl ja schon genug leiden muss oder wie?
Sowas ist doch Blödsinn. Wenn jemand im Spiel dein Gegner ist, ist er eben dein Gegner, ganz gleich, ob Mann, Frau, Kind, Zombie, Monster oder sonstwas.
Ich finde, Spiele sollten nicht zimperlicher sein, als Filme. Es gäb allerdings dann den Vorteil, dass man sich theoretisch jederzeit noch entscheiden könnte, wie man sich letztendlich verhält.
Beispiel: Ich hab letztens mal wieder The Green Mile gesehen und am krassesten fand ich die Szene, wo der Franzose mit dem trockenen Schwamm am Kopf hingerichtet wird. Da hab ich dann wirklich angespannt und mit geballten Fäusten da gesessen und gehofft, dass das bald vorbei ist.
"Technisch" gesehen war ich also einer ziemlich grausamen Szenerie ausgesetzt, der ich mich nicht entziehen konnte (Raum verlassen oder Gerät abschalten zähl ich mal nicht als Alternative, da sie in diversen Spieldiskussionen auch nie berücksichtigt werden und aus Sicht des Films 4th-Wall-Breaks wären).
Betrachten wir jetzt aber The Green Mile - Das Spiel (gibt's nicht wirklich), könnte die Szene beispielsweise so aussehen;
Ich spiele den Kerl hinter der Abschirmung, der den Hebel ziehen muss, der den Strom aktiviert.
1. Entscheidung: Mach ich das überhaupt?
a) Ja -> "Level" geht weiter (weiter mit 2.)
b) Nein -> "Level" wird abgebrochen, jedoch nicht im Sinn von "Gescheitert! Nochmal versuchen?", sondern mit erklärendem, fortführenden Handlungsstrang.
2. Entscheidung: Der Kerl windet sich und fängt an, zu qualmen, "Something's not right here" geht durch den Raum. Mach ich trotzdem weiter?
c) Ja -> "Level" geht weiter (weiter mit 3.)
b) siehe oben
3. Entscheidung: Mir (Figur und Spieler) wird klar, dass das nicht der geregelte Ablauf von so einer Exekution ist. Wenn ich jetzt aufhöre, wird der Kerl zwar weiterleben, aber ich hätte das Gesetz gebrochen, meinen Job nicht richtig gemacht und er würde nur mit starken Verbrennungen davonkommen und letztendlich doch wieder hier landen. Will ich wirklich weitermachen?
d) Ja -> "Level" endet nach langem Kampf mit dem Tod des Verurteilten.
b) siehe oben
Das Ganze wäre noch "intensiver", wenn es nicht vorgegebene Entscheidungspunkte gäbe, sondern wenn ich die ganze Zeit einen Knopf gedrückt halten müsste, um den Strom zu aktivieren. Wenn ich loslasse, fängt ein kurzer Countdown an, nach dem ich die Möglichkeit bekomme, die "Mission" abzubrechen.
Der Typ auf dem Stuhl hätte im Extremfall keine Lebensanzeige, sodass ich nie wüsste, wie lang ich noch drücken muss, bis es vorbei ist.
Natürlich wären es hier auch wieder nur Polygone, über deren Leben ich bestimme, aber im Film stribt ja auch niemand wirklich und trotzdem berührt es einen (manchmal).
So ein Spiel würde ich mal gerne sehen, wo der Ausgang einer Situation nicht davon abhängt, wie schnell ich schießen kann, was für Waffen ich ausgerüstet hab oder welche Kombos ich auswendig weiß, sondern wo das Limit nur von meinem eigenen Gewissen gesetzt wird. Wie weit kann ich gehen, bevor mein Inneres sagt "Stopp!"?
(Ich wär wahrscheinlich nicht so gut darin, weil ich mit allen möglichen Gegenständen ständig Mitleid hab. Letztens tat mir ne Wurst Leid, die gegen ne Wand geworfen wurde und dann am Boden zerbrach
)
Aber wenn ein Spiel das machen würde, wär's ja natürlich wieder in höchstem Maße moralisch verwerflich, deswegen knack ich schonmal mit den Fingern, schnall ich mir die MG und mein Katana um und üb < v > A B > > A, Flying Dragon Stance Drill Rush, sonst wird das ja nie was.