AW:
Yoshi256 am 14.06.2008 01:09 schrieb:
Falconer75 am 13.06.2008 14:07 schrieb:
Ich sage nicht, dass die Gesetzesverschärfungen richtig sind, aber die Argumente der Zocker sind häufig auf erschreckend niedrigem Level. Die Branche sollte sich mal fragen, warum ihr Lobby-Einfluss auf die Politik so niedrig ist. Da braucht es wirklich schlauere Strategien, als die Rumheulerei auf Oberschüler-Niveau.
Computecs „Gaming is not a crime“-Initiative ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber da muss von allen Ebenen noch mehr kommen. Insbesondere das Thema Medienkompetenz sollte mal von der Branche ernst genommen werden. Da passiert viel zu wenig. Eine Führungskraft von EA, Ubisoft oder auch Computec sollte sich mal in ein Kinderzimmer einer „bildungsfernen“ Familie begeben und sich live anschauen, wie „kompetent“ dort Erwachsenenunterhaltung von Kindern und Jugendlichen konsumiert wird. Dass diese Art von Medienkonsum schädlich für das Sozial- und Lernverhalten ist, ist nach 10 Minuten erkennbar. Da braucht man keine von wem auch immer in Auftrag gegebene Studie.
Um die Ernährungsgewohnheiten dieser Familien wird es auch nicht zum Besten bestellt sein, trotzdem verlangt niemand, dass Fast Food verboten wird.
In einer freien Gesellschaft haben Verbote von Medien keinen Platz, in anderen Ländern Europas werden Videospiele längst nicht so dämonsiert wie hierzulande.
Da immer mehr Eltern einen Bezug zum Thema Videospielen haben, wird sich die Medienkompetenz im Laufe der nächsten Jahre ganz automatisch erhöhen. Und ob die Kinder bildungsferner Schichten ihre Freizeit mit TV schauen oder Playstation zocken verbringen, ist unerheblich. Beides sind nur Symptome für die eigentlichen Probleme und nicht ihre Ursachen.
Da kann ich Yoshi256 nur beipflichten. Die Videospiele sind nicht das Problem, sondern sie sind bloß das Medium, in dessen Form sich das Problem äußert.
Demnach ist es vermessen zu behaupten, dass Videospiele soziales Verhalten stören könnten.
Wenn das so wäre, wäre ich längst ein Soziopath, der im Bau sitzen würde, da ich bereits in meiner frühen Kindheit Spiele gespielt habe, die auf dem Index standen. Und diesen Konsum habe ich nicht zu knapp betrieben. Das Klischee des Werdegangs eines amoklaufenden Killer-Spielers trifft auf mich voll zu. Dennoch führe ich ein geregeltes Leben, habe ein intaktes, soziales Umfeld und einen festen Job.
Mag sein, dass da draußen einige Knallköpfe sind, die sich mit Videospielgewalt "infizieren" lassen, aber diese Menschen gibt es auch jenseits der 18er-Grenze und die Spiele können auch nichts dafür, dass diese Typen einen an der Waffel haben. Auch in diesen Fällen sind Videospiele nur ein Medium, in dem eine kranke Persönlichkeit ihre perverse Affinität zur Gewaltausübung ausleben kann. Gäbe es keine Videospiele, würden die Typen dennoch ausrasten.
Also klebt meinetwegen einen 18er-Aufkleber auf die Packung, aber stoppt endlich diese Videospiel-Inquisition. Zensur und gar Verbote richten nur Schaden an und helfen niemandem!
Ach, noch was liebe Politiker: Was war eigentlich für Amokläufe und gestörtes Sozialverhalten bei Jugendlichen verantwortlich bevor es Videospiele gab? Die Beatles? Farbfernsehen? UKW?
Und erzählt mir nicht, dass die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen in den letzten Jahren angestiegen ist. Der Hut ist sowas von alt. Das hat schon Sokrates behauptet.
Ich für meinen Teil bringe weiter virtuell Menschen um und bleibe ein vorbildliches Mitglied unserer Gemeinschaft.