Der Kunst-Vergleich hinkt aber dennoch, auch wenn es der Game-Branche nicht schmecken will. Wenn EA & Bioware das Ende als Kunst ansehen, hätten sie sich auch sofort hinstellen können um ihr Werk vor den Kritikern zu verteidigen, bzw. ihre Intentionen zu erläutern. Stattdessen hat man geschwiegen und bessert jetzt doch noch an der eigenen 'Kunst' nach. Doch anstatt konsequent zu sein das Ende grundsätzlich zu überarbeiten, wie von vielen Fans gefordert, müssen wir jetzt bis Sommer warten um zumindest die erweiterte Erklärung dafür zu bekommen, was sich die "Künstler" bei ihrem Werk gedacht haben.
Bioware, ja die ganze Game-Branche, sollte eigentlich stolz auf die Retake-Bewegung sein, die sich hier gebildet hat, denn bis auf wenige Ausnahmen waren die Kritiken stets sachlich und die Aktionen (80.000 Euro für wohltätige Zwecke sammeln und Cupcakes an Bioware schicken) friedlich. Hier geht es nicht ein paar tausend Fans, die lieber ihr "Hollywood-Kitsch"-Ende gesehen hätten, sondern um zehntausende Fans, die berechtigte Kritik äußern und Bioware bitten ihren ernsthaft zuzuhören. Schon in Fallout 3 oder The Witcher 2 gab es angepasste Enden und die Community war glücklich, wir sprechen hier also nicht von einer völlig ungewöhnlichen Forderung. Ungewöhnlich ist nur die Masse an Fans und der dadurch bedingte Medienrummel. Und auch hier könnte Bioware eigentlich stolz sein, denn es zeigt wie stark die Mass Effect-Reihe die Spieler, mich eingeschlossen, bewegt und begeistert hat. Da war ein Franchise am heranwachsen, welches das "Star Wars / Star Trek" der Game-Industrie hätte werden können, aktuell sieht es eher so aus, als würde es ein Rohrkrepierer wie Matrix 3 - sicher kein Weltuntergang, aber dennoch sehr schade.
Das Ende in der aktuellen Form ist einfach schlecht, da gibt es nichts dran zu rütteln: In den letzten 10 Minuten wird eine zentrale Figur eingeführt von der man davor noch nie gehört hat und all die Versprechungen seitens Bioware, es würde keine Deus Ex Machina und gewiss kein "A, B oder C"-Ende geben, erwiesen sich am Ende genauso als Lüge wie das Versprechen, man würde nicht wie bei "Lost" am Ende mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen. Man hat fast ein wenig das Gefühl all die nicht eingehaltenen Versprechungen wurden zu einer Zeit gemacht, als man schon wusste wie das Ende aussehen würde, nur um die Verkaufszahlen nochmal zu pushen, was ja letztlich auch funktioniert hat.
Und selbst als sich die Fans aus Storyfragmenten eine eigene, logischere Erklärung zu den Enden zusammengebastelt haben (Indoktrinationstheorie), hat Bioware weiter geschwiegen. Man hat damit zwar die Spekulationen nur noch mehr angeheizt, besaß aber offenbar am Ende nicht den Mut auf diesen Zug aufzuspringen. Die Bekanntmachung, dass man am Ende auch im Extended Cut nichts ändern wird, torpediert die eigentlich geniale Indoktrionationstheorie.
Warten wir ab was der Sommer bringt, ich kaufe auf jeden Fall keine DLC's oder weitere Bioware-Spiele mehr, wenn Bioware die Fans jetzt auch mit dem Extended Cut ein letztes Mal zum Narren halten sollte - und ich werde nicht der einzige sein.