Blog Versuchen wir, einen ernshaften Eintrag zu gestalten

Taila

Erfahrene Benutzte
Zeiten ändern sich, das wissen wir. Nur in welche Richtung?
Früher war Respekt noch ein Begriff, mit dem die Jugend etwas anfangen konnte. Früher wurde man noch von den Großen auf dem Schulhof verprügelt, wenn man sie angerempelt hat. Heute? Heute erntet man als "Großer" lediglich ein "Ey Jünge, pass doch auf du *beliebige Beleidigung*", wenn man angerempelt wird.
Früher wurde mit 14 heimlich ein Bier getrunken, heute kommen 12-Jährige mit Alkoholvergiftung auf die Notfallstation.
Früher waren Gamer Nerds.
Heute ist Gaming massentauglich, man findet Spieler in jeder sozialen Schicht und in jedem Alter. Aber was bedeutet das für die Spiele?
Erstmal was Gutes, es heißt nämlich, dass es für die Entwickler und Publisher viel lukrativer ist, ein Spiel rauszubringen als vor noch zehn Jahren, weil es eher gekauft wird. Es gibt mehr, bessere Spiele.
Andererseits ..
Wenn ich an meine ersten Spiele denke, damals noch auf dem N64, später auf der Sony-Perle, wird mir warm uns Herz. Ich habe ganze Tage vor der PSone verbracht, Spyro alle Diamanten aufsammeln lassen, Karotten geerntet bei Harvest Moon, gelacht, geweint und gezittert vor Gänsehaut bei Grandia. Es sind Spiele, die mich mitgenommen haben, die ich auch heute noch spiele wie damals. Es ist das gleiche Gefühl.
Wenn ich mir heutige Spiele dagegen ansehe, mit ihrer bombastischen Grafik, ihrem realistischem Sound und den ganzen technischen Möglichkeiten, frage ich mich eines: Wo soll da mein Herz hin?
Bei Grandia gibt es eine Szene, in der Justin aus dem Luftschiff Grandeur gestoßen wird. Er fällt ins Nichts. Feena hat die Wahl: Rettet sie sich oder rettet sie ihn? Sie springt ihm hinterher. Sie holt ihn ein, umarmt ihn und es passiert das Unglaubliche: Ihre Ikarier-Flüger breiten sich aus, beide schweben in der Luft, umringt von Geistern. Und jetzt, 12 Jahre nachdem ich es das erste Mal gesehen habe und schon mindestens 20 Mal gesehen habe, habe ich Pipi in den Augen. Die Grafik ist pixelig, die PS kratzt, die Musik klingt wie ein Handyton, aber es berührt mich immer noch genauso tief drinnen wie früher.
Bei heutigen Spielen habe ich das Gefühl, die Story und das Herz bleiben auf Kosten der technischen Verbesserungen auf der Strecke. Kaum ein Spiel hat mich seit Grandia so gepackt, dass ich auch nach Jahren sagen würde: "Jopp, das ist noch so gut wie früher."
Aber nicht nur die Spiele ändern sich, auch die Spieler. Es gibt immer mehr Casual-Gamer, die gar keinen Wert auf tief greifende Storylines legen, keinen Bock auf einen Wiederspielwert haben. Darauf reagiert natürlich die Spieleindustrie und so geht es immer weiter. Es wird an der Oberfläche gekratzt, aber weiter nicht.
Natürlich sind nicht alle Spiele storyarme Freizeitfüllung, natürlich sind nicht alle Gamer Casual-Gamer. Es gibt genauso noch Spiele, die einem alles abverlangen, bei denen man den Controller an die Wand werfen will, im nächsten Moment aber weiterspielt. Es gibt auch weiterhin Spieler, die sich einfühlen, die auch Jahre später noch sagen: "Jopp, das ist so gut wie früher."
Aber die Tendenz geht in eine andere Richtung, und das macht mich ein bisschen traurig. Vielleicht bleibe ich einfach ein Dinosaurier, der an Altem hängt.
Und ab und zu seine PS3 anwirft, um sich mitreißen zu lassen.
 
Ich stimme dir absolut zu.
Es ist zwar nicht so, dass ich die Spiele von heute schlecht finde, das auf gar keinen Fall, es ist eher so, dass sie mir recht... ich sage mal "austauschbar" vorkommen.
Außerdem und das fehlt in deinen Ausführungen noch, werden die meisten games heute als Teil einer Reihe produziert.
Bei games wie Uncharted, Assassins Creed usw, welche ich wirklich genial finde, ist es wirklich toll, dass sie fortgesetzt werden, aber bei so ziemlich allen Spielen der letzten Zeit merkt man leider deutlich, dass sie hauptsächlich "nächster Teil" sind und nicht mehr "würdiger Nachfolger".
Außerdem spielt der Multiplayer meist eine (zu) große Rolle.

Die Producer denken sich folgendes:
"Okay, wir machen jetzt den nächsten Teil von XYZ und bauen einen bombastischen Multiplayer ein. Und eine story gibts dann auch noch irgendwie..."

Ich bin sicher, dass man am ehesten ein episches Abenteuer kreieren kann, wenn man keine Konzentration an den Multiplayer abgeben muss.
Da aber jedes game inzwischen einen Mehrspielermodus hat, erwarte ich schon lange keine Singleplayer-Bomben mehr... außer vielleicht FFXIII - Versus ;)
Trotzdem könnte man ab und zu mal den "Assassins Creed way" gehen und trotz Multiplayer auch ein ... ein "halb-episches" Abenteuer aus dem Singleplayer machen :-D
Ich werde auf jeden Fall weiterhin viele games kaufen, zocken und gut finden, aber trotzdem warte ich insgeheim auf ein neues Story-Meisterwerk :)
 
Also ich finde, heutzutage haben die Entwickler gerade durch den technischen Fortschritt viel bessere Möglichkeiten, die Herzen der Spieler zu berühren, wenn sie denn wollen.

Ich habe damals, zusammen mit meiner Schwester auch 117% aus Spyro: Year of the Dragon rausgeholt. Oder etliche Runden in Crash Team Racing gedreht. Aber ich habe nie ein Spiel auf der auf PSone gehabt, das mich emotional berührt hat, weil es 'ne tiefgründige Story hat. Sowas hab ich erst auf der PS2 mit Metal Gear Solid 2 & 3 kennengelernt. Beim zweiten Teil habe ich mich am Ende so scheiße gefühlt, als ob mir das alles gerade selbst passiert wäre, was Raiden im Spiel durchmachen musste. Das Ende des dritten Teils hab ich ohne Ende gefeiert, weil es einfach so fucking epic war. Und bei MGS 4 auf der PS3 hab ich am Ende sogar richtig losgeflennt. :-D

Aber du hast schon recht, nicht nur die Spiele ändern sich, sondern auch die Spieler.
Im Gegenteil zu PSone-Zeiten lege ich heute Wert auf tiefgreifende Storys und Wiederspielwert, (wenn ich nicht gerade nach billigen Trophies Ausschau halte,) früher wollte ich meistens eben einfach meinen Spaß haben mit Spielen, die man in der Zukunft als Casual-Games bezeichnen würde. ;)
 
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