Nach ziemlich genau 50 Stunden Spielzeit hab ich jetzt auch gerade den Abspann gesehen.
Hier also mein Fazit, solange alles noch frisch ist.
ACHTUNG, SPOILER!
Mein Gesamteindruck vornweg: Es war ein gutes Spiel. Leider aber auch nicht viel mehr.
Warum?
Ich bin an dieses Zelda ungehypter und schon vorgenervter rangegangen, als an irgend einen Teil jemals zuvor. Entsprechend gering waren meine Erwartungen.
Dann aber stellte sich zum Glück heraus: Zumindest das reine "Spielspielen" an sich macht Spaß. Das ist glücklicherweise auch so ziemlich der wichtigste Punkt an jedem Spiel, deshalb fällt es auf jeden Fall bei mir schonmal nicht in diesem grundsätzlichen Aspekt durch.
Gefallen hat mir dass Link sich ziemlich flott steuern lässt und dank neuer Sportlichkeit ein zügigeres Vorankommen möglich macht. Rennen und Wände-Hochlaufen sei Dank.
Auch gut gelungen fand ich dieses mal wieder die Nebencharaktere, nachdem Twilight Princess da aus meiner Sicht ein Totalausfall war. Bei Skyward Sword waren mir fast alle unwichtigen Personen sympathisch, kein Vergleich zu dem unlustigen Baby oder dem weinerlichen Möchtegern-Link aus Ordon. Auch dass fast jede Person eine echte Persönlichkeit hatte, ließ die kleine virtuelle Gemeinschaft über den Wolken um einiges realistischer aussehen. (Ich muss zugeben, dass ich mit der Item-Lagerverwalterin "was angefangen" hab, weil sie mir irgendwie ans Herz gewachsen war und Leid tat... Hässlich war sie auch nicht gerade
)
Was mir auch gut gefallen hat, war die Spielzeit. Mit, wie gesagt, 50 Stunden ist das absolut zufriedenstellend und ich muss dazu sagen, dass ich noch nicht einmal alle Nebenquests erledigt habe.
Ich hätte zwar lieber noch etwas mehr Handlungsentwicklung gehabt und dafür auf den einen oder anderen zähen Tempel verzichtet, aber so als Richtlinie war die Aufteilung schon in Ordnung.
Dann also zu dem, was mir weniger gefallen hat.
Zuallererst, was mich einfach das komplette Spiel durch genervt hat: Skyward Sword ist einfach abgrundtief hässlich.
Das fängt bei den durchweg miesen Texturen an und zieht sich hin bis zum Abspann, der bei den "Landschaftsaufnahmen" so stark ruckelt, dass man meint, es wäre eine billige GIF-Animation.
Das ganze Spiel ist auch farblich absolut schrecklich. Überall nur grelle und doch verwaschene Farben, nichts sieht so richtig aus, wie das, was es darstellen soll. Die Haut der meisten Charaktere könnte genau so gut Holz oder Stoff sein und umgekehrt. Womit wir wieder bei den Texturen wären. Mein Gott, ich versteh ja, dass es auf der Wii nicht mehr sonderlich hübsch aussieht, wenn ich mich direkt vor eine Wand stelle und dann in die Egoperspektive wechsle, aber hier kann man den Pixelmatsch ja schon auf zehn Meter Entfernung ausmachen.
Und dann dieser "Impressionismus-Filter" bei weit entfernten Objekten... Natürlich ist der besser, als plötzlich aufpoppende Gebäude und Berge, aber bisherige Zeldaspiele mussten auch nicht auf solche billigen Tricksereien zurückgreifen. Von dem Effekt wird einem eher schwindlig, als dass es in irgend einer Weise künsterlisch aussieht.
Dass ich das bei Twilight Princess um Welten besser fand, muss ich wahrscheinlich nicht extra erwähnen, wohl aber, dass mir selbst die Wind Waker-Herangehensweise um einiges mehr zugesagt hat, als was Nintendo sich bei Skyward Sword abgehalten hat. Was mir eindeutig klar gemacht hat, wie schlecht die Grafik des Spiels ist, war eine Situation, als ich gerade am Spielen war und meine Mutter reinkam. Sie hat mit Videospielen oder Computern allgemein absolut nichts am Hut, hat dementsprechend absolut keine Ahnung, was heute Standard ist, was gut, was schlecht, und so weiter. Aber in dem Moment, als sie auf den Bildschirm geguckt hat, hat sie gesagt "Hat das ne schlechte Grafik!". Mehr sag ich dazu nicht.
Die miese Optik hat dann gleich noch ihren Teil zu meinem zweiten Hauptkritikpunkt an dem Spiel beigetragen:
Einfach nichts wirkt "epic" in Skyward Sword.
Ich hab eine Weile gebraucht, bis ich darauf gekommen bin, was ich die ganze Zeit beim Spielen vermisse, aber dann ist es mir eingefallen: egal, was zu irgend einem Zeitpunkt im Spiel passiert, es ist einfach absolut nicht "epic".
Ich weiß, dass die knallbunte Präsentation dafür mitverantwortlich ist, ich bekomme nun mal keine Gänsehaut, wenn ich durch ein Malbuch blättere. Aber selbst davon abgesehen, es gab einfach keinen Moment, in dem ich dachte "Wow".
Das fängt schon mit dem Aufbau der Oberwelt an. Da hätte man ja auch gleich ein paar anklickbare Levels, wie bei Mario machen können. Um mal wieder Ocarina of Time als Vergleich zu nennen:
da kommt man von der neutralen Steppe erst ins karge Bergvorland, dann ins felsige Gebirge und dann in die ganzen Feuerwelten. Oder man kommt erst an den Hylia-See und von da ins komplett schwimmende, beziehungsweise eingefrorene, Zora-Gebiet. Bei Skyward Sword kommt man immer gleich ins jeweilige Extrem oder einen natürlichen Übergang. Das wirkt einfach "off" und gibt dem ganzen Spiel eher einen Mario-artigen Charakter.
Von der Story her fühlte es sich ständig so an, als wären epische Situationen gleich um die Ecke, aber letztendlich lief es doch immer in eine Enttäuschung hinaus.
Der "Große Wasserdrache" war nichts weiter als eine komische blaue Frau mit vielen Tentakeln oder sonstigen Körperfortsätzen, die nicht sonderlich ehrfurchtgebietend aussah, gleiches galt für die anderen beiden "Drachen" - Die zahlreichen Statuen lassen die große Göttin eher aussehen, wie ein dickliches kleines Kind - Die heiligen Hallen, in denen das Triforce versteckt ist, stellen sich als simpler Rubik's Cube aus Sand, Lava und Holz heraus - sämtliche großen Bauten wirken eher wie ein eingestaubtes Kellergewölbe, als wie die sakralen Geschichtsstätten, die es sein sollen, und so weiter, und so fort.
Vergleichen wir es mal wieder mit Twilight Princess aus meiner Erfahrung:
Die ersten Schritte in der Hylianischen Steppe oder Ebene von Hyrule - kilometerweite Landschaften erstrecken sich vor einem und das epische Maintheme dröhnt einem entgegen, als würde unter dem nächsten Baum das Orchester persönlich "performen". Nachts dann nochmal eine ganz andere Erfahrung - dank der mystischen Musik wirkt alles irgendwie magisch und man fühlt sich, als wäre man wirklich gerade selbst in diese unendlichen Graslandschaft, umringt von einigen Bäumen und Felsformationen, mit den Umrissen von Schloss Hyrule am Horizont.
Bei Skyward Sword? Schmierig bräunlich-gelbe Wolkenblöcke, hin und wieder mal ein Felsbrocken und dazu Musik, die man wahrscheinlich auch in ähnlicher Form auf der B-Seite des Mario Galaxy-Soundtracks finden kann (ernsthaft, das Flug-Theme klingt total nach den typischen Galaxy-Stücken).
Weiter; das Verfolgen von Rutelas (?) Geist, während ein Remix der Serenade des Wassers läuft, nur um letztendlich auf dem Friedhof anzukommen und zu erfahren, dass sie bereits tot ist und man es ihrem Sohn mitteilen soll.
Dazu gab es diverse imposante Gestalten, von Endgegnern bis hin zu Midnas Monsterform, wie sie den riesigen Kristall um das Schloss zerstört, sowas wirkt auch schauereinflößend.
Zuletzt die Zwischensequenzen - Ganondorf, wie er sich das Schwert aus dem Bauch zieht, sich aus seinen Ketten befreit und einen der Weisen mit bloßer Hand auslöscht - instant classic. Oder Links berühmte Traumsequenz beim Wassergeist, in der er selbst zum Bösen wird. Soll ich weiter machen?
All das hat mir in Skyward Sword einfach gefehlt und auf sowas lege ich bei einem Zelda sehr viel wert. Lediglich als ich die letzte Form von Demise gesehen habe, war ich beeindruckt, aber das war dennoch nur ein einziges Mal in fünzig Stunden.
Was mir ebenfalls nicht sonderlich zugesagt hat, war die soundtechnische Untermalung. Zur fehlenden Sprachausgabe hab ich bereits oft genug gesagt, dass sowas heutzutag einfach lächerlich ist.
Zur Musik: Da war jetzt nichts nerviges dabei, im Gegenteil, die ganzen Stücke lassen sich gut aushalten und passen meistens super zum jeweiligen Umfeld. Besonders in Erinnerung habe ich die Musik an Deck des großen Schiffs, weil da plötzlich "Gesang" dabei ist und das in Kombination mit dem Ort irgendwie gespenstisch wirkt. Aber leider war - bis auf das geniale Main Theme - kein einziges Mitpfeifstück dabei, das im Gedächtnis hängengeblieben wäre. Twilight Princess hatte neben dem Main Theme für meinen Geschmack wenigstens noch die Musik aus dem alten Cowboydorf, Wind Waker hatte Dragon Roost Island, die Musikstücke von dem Vogelmädchen und dem kleinen Baumstumpf und noch einige andere brauchbare, von Ocarina of Time brauch ich gar nicht anzufangen. Aber ich weiß jetzt schon, dass kein Stück aus Skyward Sword bei mir in Erinnerung bleiben wird. Das ist besonders schade, wenn man bedenkt, dass es hier ja auch einige "heilige" Melodien zu erlernen gibt, aber die hört man zweimal im Spiel und dann nie wieder. Wie soll man denn dazu eine "Beziehung" aufbauen?
Wer erinnert sich an Farores Lied? Das Lied des Helden? Der Göttin? Din?
Aber:
Wer erinnert sich an den Bolero des Feuers? Die Hymne der Zeit? Des Sturms? Epona?
Zumindest fand ich es gut, dass es überhaupt mal wieder ein Instrument gab. Und jetzt komm mir niemand mit Grashalmen oder der Pferdepfeife in Twilight Princess
Abschließend muss ich ganz ehrlich sagen: Ich will so etwas nicht noch einmal sehen.
Ja, das Spiel hat Spaß gemacht, aber was Nintendo sich da von technischer Seite her erlaubt hat, ist einfach ein Schlag ins Gesicht jedes Fans. Ich habe mich die ganze Zeit gefühlt, als würde ich ein Spiel von vor zehn Jahren in der Konsole haben und das nicht nur weil es hässlich wie die Nacht ist. Nein, es ist einfach immer noch genau das gleiche Prinzip, die gleichen zähen Abläufe (Warum kann ich nicht mit zwei Klicks sagen "Ich will fünf voll heilende rote Tränke haben"? Warum muss ich erst jeden Trank nach langem Gespräch einzeln kaufen und dann jeden dieser Tränke mit einem ebenso langen Gespräch zu einem vollwertigen Trank umwandeln lassen? Solche unnötigen Situationen gibt es das ganze Spiel hindurch und sie sind einfach schon seit Wind Waker nicht mehr zeitgemäß).
Also, kommt mit Zelda bitte endlich mal im 21. Jahrhundert an, Nintendo!
So, zuletzt noch einige gemische Kommentare und Meinungen:
- Motion Plus hat zwar in den meisten Fällen funktioniert, aber für das nächste Zelda will ich eine klassische Steuerung zurück, weil die um Welten verlässlicher ist. Ich weiß gar nicht, wie oft Link mein en Schlag von rechts nach links genau umgekehrt ausgeführt hat und wie oft sich der Kippsensor in meiner Fernbedienung anscheinend verklemmt hat, sodass mein Käfer einen Dauerrechtsdrall hatte.
- Das Upgrade-System fand ich gelungen
- Das Köcher- und Taschenerweiterungssystem in Kombination mit dem Upgradesystem fand ich mies. Früher war das immer so ein geniales Gefühlt wenn man endlich den großen Köcher oder die große Bombentasche bekommen hatte. Und jetzt kann man sie sich einfach selbst bauen und noch dazu verbrauchen sie jeweils einen Platz im Inventar...
- Dieses realtime Ring-Menü gefiel mir auch nicht. Hektik, kombiniert mit Motion Plus hat bei mir oft dazu geführt, dass ich irgendwas falsches ausgewählt hab.
- Die Steinschleuder ist wieder genau so unnötig, wie bei Twilight Princess
- Die Peitsche hat soviel verschwendetes Potenzial.
- Bomben oder Krüge rollen ist ein verdammter Alptraum, wenn man gemütlich auf der Couch sitzt.
- Die Masterschlüssel durch kleine Puzzlesteine zu ersetzen fand ich gut.
- Was zur Hölle sollte der Mist, dass einem bei jeder Spielrunde wiedermal jeder Sammelgegenstand und jedes Krabbeltier beim Finden erklärt werden musste, gefolgt von einer "Ich füge 1 zu deinem Inventar hinzu *bling* - *ding* Siehste? Siehste?"-Sequenz? Hält Nintendo und für komplett hirntod? Bei Twilight Princess dachte ich ja, das wäre ein Bug gewesen, aber scheinbar war das tatsächlich Absicht...
- Diese Zeitstein-Rätsel fand ich erfrischend und gut gelungen
- Das Hinweissystem war aufdringlicher, als je zuvor. "Master, you are required to look for a specific item, why don't you let me show you exactly where it is?" - "Master, this puzzle is quite complicated. Here, let me solve it for you!" - "Master, the batteries in your Wii Remote are almost depleted!" - "Master, you can now dowse for freakin oxygen!"
Warum machen die sich überhaupt die Mühe, anspruchsvolle Rätsel und Suchaktionen einzubauen, wenn man dann eh den Lösungsweg vorgekaut bekommt?
- Ich hab fast sofort gewusst, dass die alte Frau im Tempel Impa ist. Der Haarsträhne sei Dank.
War trotzdem eine der rührendsten Szenen, als sie nachher mit Zeldas Armband da stand.
- Mir war dieser Link lieber, als der von Twilight Princess, weil er deutlich mehr Emotionen zeigte und mehr Persönlichkeit hatte
- Die Kämpfe gegen Ghirahim haben zu den Highlights gehört
- Nachdem Demise in seiner Anfangsform mich eher an
die beiden erinnert hat, als an das ultimative Böse, fand ich seine finale Form doch überraschend Badass und irgendwie erstaunlich God-of-War-mäßig.
- Ghirahims letzte Form erinnerte mich total an
Greed von Fullmetal Alchemist
- Den Mund starr öffnen und dabei mit dem Kopf wackeln ist keine glaubhafte Art, Singen zu simulieren, Fi.
- Die Silent Realm Trials waren mir deutlich lieber, als das Lichtkäfersammeln in Twilight Princess.
- Strich war ein genialer Charakter
Mehr fällt mir zur Zeit nicht ein.