wohlgemerkt wir reden von Review-Bombing und nicht einfach nur niedrigen Wertungen wie 3 oder 4 von 10 aufgrund von Gründen, die auch erläutert werden. Ne 1/10 ist quasi nicht spielbar oder absolut Crap wie der Rock-Simulator. Und 0/10 ergibt sogar gar keinen Sinn
Und da sage ich: doch. Erst einmal sind User-Wertungen nicht das gleiche Gewicht zuzurechnen wie der Wertung durch Fachjournalisten. Sollte es auch nicht, ansonsten bräuchte es keine Fachjournalisten. Du denkst da ganz klassisch an Wertungen im Sinne einer Empfehlung an andere Spieler. Naheliegend.
Sinnvoller allerdings wäre es, Meta-Kritiken als Feedback an die Entwickler zu sehen. So tun dies inzwischen die meisten, die Bewertungen abgeben. Und so kommt eine andere Gewichtung zustande.
Kleiner Exkurs ins Marketing: Der
Net Promoter Score funktioniert auch auf einer Skala von 1-10. Allerdings gibt es da eigentlich nur drei unterschiedliche Wertungen aus Perspektive der Anbieter von Produkten und Dienstleistungen: "Kritiker" (1-6), "Passive" (7-8 ), "Promoter" (9-10). Es ist kein perfektes System, aber hat durchaus seine Vorteile und der Fokus liegt hier auf der Signalwirkung: "Kunde unzufrieden", "Kunde ist es egal", "Kunde ist zufrieden".
Worauf schauen die (klugen) Produktanbieter? Natürlich auf die Wertungen, die am geringsten sind. Die zeigen nämlich "da gibt es ein großes Problem, da muss verbessert werden". Jetzt ist erstmal egal, ob das Problem wirklich schwerwiegend ist oder nicht. Natürlich sind manche Review Bombings weniger berechtigt als andere - dennoch kommunizieren sie ein Signal. Was die Entwickler damit machen, ist ihnen überlassen.
Deshalb: Je niedriger die Wertungen, desto mehr Grund haben die Entwickler hinzuschauen. Die Wertungen zwischen 3 und 7 sind eher egal, die sind ja irgendwo in der Mitte, also kann es ja so schlimm nicht sein.
Und darum geht's letztendlich:
Feedback mit Signalwirkung. Aufmerksamkeit. Abstrafen von kritischen Fehlern. Warnung an andere. SO ergibt das dann plötzlich Sinn. Man muss nur in eine andere Richtung denken.
Weniger um Gamer, die sich für Fachjournalisten halten und Zehnfingertippen üben. Wem hilft das auch? Was soll ich mit einer Wertung von irgendeinem anonymen Gamer im Netz, der sich nicht an fachjournalistische Grundsätze hält und sie mit Glück nur erfolgreich imitiert.
Beispiele "berechtigt" niedriger User-Wertungen:
Fallout 76 - absolut inhaltsleeres Bugfest
Diablo 3 - ursprünglich ein Ebay für digitale Items
Fifa 21 auf Switch - eine 1:1-Kopie von Fifa 20 zum Vollpreis
Cyberpunk 2077 - auf PS4 und Xbox ein technisch schlechter Witz
Zielführend weil: Sind die Entwickler zum Nachbessern eher unter Druck gesetzt, wenn die User-Wertung bei 1/10 liegt oder bei 6/10, weil da Story und Charaktere es noch raußreißen und man als Entwickler zum Schluss kommen kann "Naja, immer noch über Durchschnitt und ein Verkaufserfolg wird es damit bleiben"?
Kann man unendlich fortführen. Natürlich gibt es andere, wo es eher Quatsch ist. Beispiel LGBTQ-Themen in The Last of Us 2.
Letztendlich muss man als Konsument auch selbst ein wenig differenzieren können und darüber nachdenken, um entscheiden zu können, was nun berechtigte Kritik ist und was nicht. Dafür sind halt die meisten zu faul. Aber scheiß auf die. Dann halt zurücklehnen und raushalten. Bringt ja sonst nix.