Wirklich sehr interessanter Artikel mit vielen Detailinfos
Der hochwertigste und gefühlt am Besten recherchierte Artikel, den ich seit langem hier auf VGZ gelesen habe
Da ich mich selbst mit dem ganzen Thema seit Jahren stark beschäftige, ist der Artikel für mich besonders interessant.
Auf den Punkt bringt es eigentlich folgender Satz:
[...] Aus diesen Gründen kam es in den letzten Jahren zu keiner Gerichtsverhandlung, die für einen Präzedenzfall hätte sorgen können.
Genau dieser Präzedenzfall fehlt leider noch, das letzte Gerichtsurteil stammte von Wolfenstein Anfang der 90er-Jahre. Und wie ihm Artikel beschrieben wurde, ist es rein juristisch egal, wenn bspw. nun auch die USK explizit den Kunstaspekt von Spielen würdigt, solange dies kein Gericht entsprechend in einem aktuellen Präzedenzfall so bestätigt.
Dazu kommen eben die Risiken und der evtl. hohe finanzielle Verlust, die ein großer Publisher kalkulieren müsste, wenn er es drauf ankommen lässt. All das verhindert in der Praxis einen Kurswechsel in dieser Hinsicht.
Ich bin mir sicher, dass das im Artikel vorgestellte Spiel "Generation Zero" auf jeden Fall sehr gute Chancen hätte, die im Spiel befindlichen verfassungsfeindlichen Symbole vor Gericht zu rechtfertigen. Aber selbst wenn das passiert, wird es noch einige Zeit dauern, bis andere Hersteller nachziehen und sich "trauen", künftig auf die Zensur von NS-Symbolik zu verzichten.
Bzgl. der generellen Zensur-Thematik möchte ich noch etwas anmerken. Ich stimme da auf jeden Fall den Meinungen von Khaos-Prinz und r3tr0 zu, allerdings gibt es für mich noch einen viel banaleren Grund, der sich besonders in der Praxis zeigt: Solche angepassten Versionen sind oftmals nicht mehr kompatibel zu den originalen Versionen, was möglichen DLC oder die Möglichkeit des gemeinsamen Online-Gamings betrifft. Damit entsteht eine weitere, eigtl. ungewollte, technische "Zensur" solcher Spiele. Und allein das ist für mich Grund genug, solche zensierten Versionen pauschal abzulehnen - und nicht, weil es halt "nur" keine entsprechende Symbolik mehr im Spiel gibt. Dieser Punkt wird in vielen Diskussionen zu diesem Thema häufig komplett unterschlagen.
Ich empfinde das eher als Schlag ins Gesicht der Entwickler, deren künstlerische Freiheit beschnitten wird, weil man in Deutschland nicht in der Lage ist, endlich mal etwas entspannter mit der eigenen Vergangenheit umzugehen.
Ich denke das wäre gar nicht das große Problem. Ich glaube kaum, dass die meisten thematisch bezogenen Organisationen in Deutschland ein Problem damit hätte, wenn verfassungsfeindliche Symbole künftig auch in Spielen dargestellt werden dürften. Das Problem ist viel banaler: Mit dem §86 im Strafgesetzbuch existiert schlicht ein Gesetz, das zum Problem wird. Und Gesetz ist nun mal Gesetz - darüber können nur Gerichte entscheiden. Welche Problematiken dabei in der Praxis auftreten, hat der Artikel ja schon ausführlich beschrieben.