Ich bin so frei und poste mein Review in 2-3 Threads.
Vorweg muss man sagen, dass aufgrund des Spielprinzips und der Aufmachung ein Vergleich mit Journey und Limbo naheliegt und dieser wird auch gezogen.
Never Alone oder Kisima
Inŋitchuŋa stammt von Upper One Games aus Seattle und wurde in Zusammenarbeit mit einer Organisation names Cook Inlet Tribal Council entwickelt, welche sich mit der Situation der indigenen Bevölkerung in urbanen Regionen befasst. Dies fand E-Line Media so gut, dass es beschloss das 12-Mann Projekt zu finanzieren.
Doch worum geht es überhaupt? Das Dorf der Iñupiaq wird von einem schrecklichen Schneesturm heimgesucht. Das mysteriöse daran ist, dass sobald einer aufhört schon der nächste beginnt. Aus diesem Grund macht sich das Mädchen Nuna auf dem Weg, um herauszufinden, weshalb die Natur scheinbar verrückt spielt. Dabei trifft sie auf einen Polarfuchs, der fortan ihr Begleiter auf dieser Reise ist.
Zum Gameplay an sich gibt es nicht viel zu sagen, außer das es ein Plattformer mit Rätseln ist. Letztere fallen allerdings mitunter sehr einfach aus. Die Besonderheit liegt an den Figuren von Nanu und des Polarfuchses. Während der tierische Freund Wände hochklettern kann, ist das Mädchen in der Lage Kisten zu schieben und verfügt über eine Waffe namens
Bola. Dabei handelt es sich um ein Wurfgeschoss, das eigentlich zur Jagd verwendet wird. Dabei erhalten die zwei ungleichen Partner auch noch Hilfe auf ihrem Weg. Von wem bleibt an dieser Stelle offen, damit nicht zu viel verraten wird.
Der Vorteil daran ist, dass man jederzeit durch das drücken der Y-Taste zwischen beiden Charakteren hin und her wechseln kann und somit ein flüssiger Spielfluss entstehen sollte, was allerdings nicht immer gelingt, da die KI stellenweise Aussetzer hat. Der Vorteil daran ist, dass man das komplette Spiel zu zweit in einem lokalen Koopmodus durchspielen kann, was denke ich auch viel Spaß macht. Trotzdem fallen manche Passagen zu sehr in eine Trial&Error-Schiene, was manche Szenen durchaus frustig macht.
Im Gegensatz zu Journey, merkt man
Never Alone an, dass es ein Indietitel ist. Ich möchte bei aller Liebe Journey das auch nicht absprechen, aber mit einer bombastischen Präsentation und Musikuntermalung kann das Spiel leider nicht aufkreuzen. Allerdings braucht es dies gar nicht.
Verwendung findet hierbei die Unity Engine, welche man vom Geheimtipp Gone Home oder The Forest kennt. Diese zaubert keine wunderschönen Grafiken, jedoch schafft sie es das ganze stimmig wirken zu lassen. Nuna und ihr Freund wirken stellenweise einem Pixarfilm entsprungen, weshalb es zunächst einen sehr kindlichen Eindruck macht, aber der Schein trügt.
Die Hintergrundmusik ist nicht sonderlich auffällig und markant, trotzdem trägt sie zu einer passenden Untermalung des Geschehens bei.
Der Hauptunterschied zu vergleichbaren Indietiteln ist neben dem Vorhandensein einer richtigen Handlung auch ein Wechsel im Gameplay. Nachdem man sich an Mädchen und Polarfuchs gewöhnt hat, kommt eine neue Kompente hinzu, die zwar Spaß macht, aber gleichzeitig auch für Frust sorgt.
Der größte Pluspunkt für das Spiel ist die Atmosphäre und Präsentation der indigenen Lebenweise und Mythologie. Man fühlt sich aufgrund eines Art Filters oder Schleiers direkt in die kalte Welt Alaskas versetzt. Zum Rand hin ist das Bild etwas verschwommen bzw. dunkler und sorgt so für eine etwas trübe Sicht.
Obwohl die Landschaft nicht ansich sehr viel hergibt, schafft man es trotzdem innerhalb des Spiels ein wenig Abwechslung zu schaffen und so bekommt man u.a. die Nordlichter zu sehen und ihre Bedeutung für das Volk der Iñupiaq. Selbst "Feinde" des Volkes kommen vor, allerdings kommt es nie zu richtigen Kämpfen gegen sie.
Das beste ist die Sprachausgabe des Spiels. Diese ist nicht etwas auf Englisch oder Deutsch sondern direkt in der originalen Sprache der Iñupiaq, weshalb das Spiel auch komplett untertitel ist. Zwar mag sich dies zuerst befremdlich anhören, allerdings trägt dies sehr zu Atmosphäre bei und das Lesen hält sich auch in Grenzen. Dazu schaltet man während des Spiels noch kleine Videos frei, welche einem die Kultur und das Leben der indigenen Völker Alaskas näherbringen. Somit nutzt man nicht nur die Folklore, sondern bringt sie dem Spieler auch noch sehr nahe.
Was bleibt am Ende zu sagen?
Never Alone ist ein typisches Spiel, welches eher ein Erlebnis als ein Spiel darstellt und das man wahrscheinlich nur einmal durchspielen wird. Trotzdem gibt es noch Sammelgegenstände, welche ein zusätzliche Videos freischalten, die man im Handlungsverlauf nicht bekommt. Von der Spieldauer darf man auch nichts außergewöhnliches erwarten, trotzdem bin ich auf etwa 2,5 Stunden gekommen, was ich für den normalen Preis von 14,99 € gerade noch in Ordnung fand.
Wer sich für indigene Völker und Folklore interessiert, der sollte auf jeden Fall einen Blick wagen. Zudem kann ich es noch Fans von Limbo empfehlen, die sich mit einer kindlicheren Version zufriedengeben können.
Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß und bisher ist es für mich auch das Higlight dieses Jahres im Bereich der Downloadspiele und Spiele als Medium des Erlebens gewesen. Es erfindet Indietitel nicht neu, reiht sich aber sehr gut in die Reihe gelungener Ableger ein.